Jenseits der Elbe, wo Geistesarmut noch Glatze trägt und Ministerpräsidententum Strickjacke, stehen sie früher auf, schlafen aber auch gern mal länger. Drei Monate, nachdem Gerichte in Sachsen mit Urteilen mehrere drei Jahre zurückliegende Urteile aus Brandenburg bekräftigten, nach denen auch das alte Logo der Pullovermarke Thor-Steinar keineswegs verfassungsgefährdend wirkt, hat nun auch das Oberverwaltungsgericht von Sachsen-Anhalt Zeit gefunden, das nach Ansicht des ohne Weiterbildungslehrgang vom NVA-Offizier zum Innenminister umgeschulten SPD-Landesvorsitzenden Holger Hövelmann "in Sachsen-Anhalt weiter geltende" Verbot des Tragens des Logos aufzuheben. Thor Steinar war durch das Verbot erst richtig bekannt geworden, zuletzt feierte die brandenburgische Firma große Erfolge in der Öffentlichkeitsarbeit nachdem gute Menschen eine im Auftrag der Kirche als Vermieter des Magdeburger Hundertwasserhauses dazu brachten, Räumungsklage gegen den dortigen Thor-Steinar-Laden zu erheben.
Der Vermieter berief sich dabei unter anderem auf die vom Hövelmann in Kenntnis der durchweg anderslautenden Gerichtsentscheide behauptete Rechtsgültigkeit des Verbotes, das zu dieser Zeit bereits in keinem anderen Bundesland mehr aufrechterhalten wurde. Damit gelang es dem Tatmenschen aus Magdeburg, der zuletzt durch raffinierte Veränderungen bei der Zählung rechter Straftaten Zivilcourage zeigte, den Staat Norwegen zu bewegen, Markenrechte für die Verwendung seine Staatsflagge als Aufdruck auf Konsumartikeln aller Art vor Gericht einklagen zu wollen.
Der offenkundige Irrsinn des Anliegens ließ die Hersteller von Fußball-EM-T-Shirts, Tchibo-Jacken mit Norwegen-Fahne und Landesflaggen-Bierdeckeln beruhigt in die Zukunft schauen: Von der mit großem medialen Gewummse angekündigten Klage wurde dann auch nie wieder irgendwo berichtet.
Während Hövelmanns Polizisten die die Entscheidung des Gerichts , tatsächlich als "Sieg der Meinungsfreiheit" begrüßen, freut sich Holger Hövelmann, Erfinder der rechtswidrigen Verbotsverfügung und Vollblutopportunist, inzwischen sogar über "die rechtliche Klarstellung". Er hoffe zwar, "dass dies nicht als Ermunterung in der rechten Szene verstanden wird", wird sich aber nun wohl doch überlegen, den einen oder anderen Thor-Steinar-Pullover für die nächste große Radtour anzuschaffen.
Auf wenig ist Verlass in diesen Tagen. Immerhin aber reagierte der Chef der Opferberatung Dessau, ein Dauerwarner und alleweil empörter Streiter namens Marco Steckel, wie immer zuverlässig "entsetzt"(dpa). Das darf man aber auch erwarten, dafür wird der Mann ja auch bezahlt.
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