Mittwoch, 30. April 2008

Gruselkarte der Fußball-Grausamkeiten

Dazu braucht es Fußball-Sachverstand, investigatives Talent und eine große Portion Heimatliebe: Die Hamburger Illustrierte "Spiegel" schreibt unter ihrer neuen Führung weiter entschlossen Sportgeschichte. Nach beinharten Enthüllungen über den Fußball im nur fadenscheinig demokratisierten Osten des Vaterlandes schiebt das Sturmgeschütz der Demokratie jetzt für seine an lange Texte nicht mehr gewohnten Leser eine Gruselkarte der ostdeutschen Fußball-Grausamkeiten nach.

Aus sicherer Entfernung wird Deutschland dazu entschlossen an der ehemaligen Bundesgrenze geteilt. Mit modernster Flash-Technik markiert die Starreporterriege sodann die Brennpunkte von Fußballgewalt und rechtsradikalem Fangesocks: 1. FC Magdeburg, Hallescher FC, Lok Leipzig, Chemnitzer FC, Energie Cottbus, Dynamo Dresden und Union Berlin. Ostdeutsche Städte, die nicht berücksichtigt wurden, werden auf Wunsch sicherlich gern nachgetragen.

Fußballfreunde im früheren "Spiegel"-Zustellgebiet links der Elbe haben Pech. Sie werden nicht berühmt. Kein Platz ist auf der Karte für die Fans des FC Bayern München, die im vergangenen Jahr auf einer Raststätte bei Würzburg einen Bus voller Anhänger des 1. FC Nürnberg überfielen und einer Frau ein Auge ausschlugen. Kein Platz auch für die Anhänger von München 1860, die im Dezember 2007 unter dem Gejohle von 80 Sympathisanten drei Fans des FC Bayern brutal zusammenschlugen und wegen Landfriedensbruchs und Körperverletzung vor Gericht landeten.

Nicht qualifizieren konnten sich außerdem die Fans der Sechziger, die am selben Tag Rauchbomben zündeten, Polizisten verprügelten, den Hitlergruß zeigten und deshalb wegen Beleidigung, Tragens von verfassungsfeindlichen Abzeichen und versuchter Gefangenenbefreiung angeklagt wurden.

Das liegt aber nicht an Bayern. Denn auch Bremen hat alles unternommen, um von Hamburg aus gesehen zu werden. Erst versuchten es Nazihooligans mit einem Überfall auf die Ultragruppierung „Racaille Verte“ im Ostkurvensaal des Weserstadions, dann zeigten Teile der Hooligangruppen „Standarte Bremen“ und „City Warriors“ immer wieder Flagge bei den "Freien Nationalisten Bremen". Doch auch die Teilnahme von Bremer Hooligans bei Neonaziaufmärschen und -veranstaltungen in ganz Deutschland und ihr Engagement bei der Jagd auf vermeintliche Linke fand bei Augsteins Erben nicht die gebührende Anerkennung.

Damit sind die Nazis aus dem Norden aber in guter Gesellschaft. Wenn Bochumer Hooligans Hannover-96-Fans blutig prügeln, Fans vom Rhein sich beim Amateurduell Köln-Leverkusen die Köpfe einschlagen oder Anhänger des Provinzklubs aus Ahlener Fans der Mannschaft aus Essen zusammentreten - der "Spiegel" mag Gewalt im Grunde genommen nur, wenn sie im Osten spielt, er hört Nazi-Parolen ausschließlich, wenn er nicht selbst dabei war und weiß im übrigen, was das Publikum daheim im Westen am besten amüsiert: Ein Blick in den Urwald der "unteren Ligen" (Spiegel), wo die Gewalt auf den Rängen regiert. Und nicht wie im Redaktionsgebäude an der Alster die dreiste, in Vorurteilen getränkte, bornierte Einäugigkeit.

Peter und Rudi gestern und heute

"Ich halte das bestehende parlamentarische System für unbrauchbar", meinte der eine. Der andere ist der Ansicht, dass "unsere politisch-kulturellen Debatten jene einer überalterten, müden, abgesättigten Nation sind." Der eine wollte die Krise verschärfen, um Berlin zur Not auch gewaltsam zu befreien. Anschließend sollten dann alle Reichen, Pfeffersäcke und Anhänger des alten Systems Gelegenheit bekommen, in Lufthansa-Flugzeugen auszufliegen, natürlich unter Zurücklassung ihres Eigentums, das künftig von Arbeiter- und Studentenräten verwaltet werden würde.

Rudi Dutschke, der das plante, hat zur Belohnung eine Straße in Berlin bekommen, die auf alle Zeit an ihn und seine Idee von einer Gesellschaft der Gleichen, in der Seinesgleichen dem Rest der Welt sagt, wie richtig gelebt werden muss, erinnern soll. Der völlig unrevolutionäre CDU-Langweiler Peter Krause, der vor zehn Jahren ein Vierteljahr für die "Junge Freiheit" schrieb und es dabei nicht einmal schaffte, Dutschkes Spruch vom "unbrauchbaren parlamentarischen System" wenigstens zu zitieren, wird hingegen nicht mal einen Ministersessel in Thüringen bekommen. Allerdings erst ganz am Ende einer Debatte, die beispielhaft für seine These von der "überalterten, müden, abgesättigten Nation" steht.

Der Wandel


Es gab Zeiten und die währten ewig, da blieben selbst die Fensterplätze am Wabbelstadion unbesetzt, ja man hatte den Eindruck, die Menschen seien in bessere Gefilde verzogen, aber dieser ungeheuerliche, niemehr erwartete Aufschwung "unseres HFC" hat auch da für Veränderung gesorgt, soviel Herz, rot weiss die Farben...

Can you hear me, Major Tom?



Zwischen dem 4. Oktober 1957 und dem Januar 2008 schickte die Menschheit rund 4600 Raketen ins All, die etwa 6000 Satelliten aussetzten. 400 davon fliegen immer noch um die Erde, ein Fliegenschwarm aus Eisen, manchmal ohne Verbindung zur Basisstation, aber auf Fotos des European Space Operations Center hübsch anzuschauen.

Fremde ohne Feinde

Im Bemühen um eine friedliche Welt geht die Völkerfreundschaft jetzt ganz neue Wege. Durch eine neue Aufkleberkampagne des sozialdemokratischen Inneministers Holger Hövelmann aufs Entschiedendste sensibilisiert, hat die Polizei in der sachsen-anhaltinischen Kulturhauptstadt Halle nach dem Überfall auf einen 25-jährigen Marokkaner sofortige Ermittlungserfolge feiern können.

Schon zwei Tage, nachdem der Nordafrikaner brutal von drei Jugendlichen zusammengeschlagen wurde, schloß die Polizei einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Untat aus. Zeugenaussagen ließen darauf schließen, dass es sich bei den Tätern um osteuropäische Jugendlichen gehandelt habe, sagte ein Sprecher. Nach Logik der von ihrem obersten Dienstherren zum Hingucken, aber nicht zum Eingreifen verdonnerten Beamten können osteuropäische Jugendliche aber natürlich nichts gegen Afrikaner haben, da sie ja selbst Ausländer sind.

Unwahrscheinlich wahrscheinlich

Das ist der Vorteil einer pluralen Medienlandschaft: Eisblumen und Sonnenblumen wachsen nicht nur auf der selben Wiese, sondern manchmal auch zur selben Zeit. Während die FAZ heute eine Meldung zusammenspekuliert, dass das "Inzest-Monster" (Bild) "von Amstetten" (dpa) einen "Mitwisser" gehabt haben müsse, weiß n-tv auf seiner Webseite gleichzeitig zu berichten, dass die Existenz eines solchen Mitwissers "unwahrscheinlich" sei. Im Fernsehen, das ist dann aber wohl eher Binnenpluralität, verkündet ein n-tv-Reporter übrigens im selben Moment, dass es den Mitwisser gegeben habe. Wahrscheinlich. Aber ebenso wahrscheinlich werde man das erst später genau wissen.

Schlaflied aus Vienna

Vienna Teng - am 10. Mai im Objekt 5

Dienstag, 29. April 2008

Drei Akkorde für die Katastrophe

Null Respekt, die jungen Leute. Pissen in die Kirche, lachen über die Furcht der Älteren, singen lärmige Lieder über den Klimawandel. Wo soll das nur noch hinführen?

China näht Free-Tibet-Flaggen

Die chinesische Polizei hat in der südchinesischen Industriestadt Guangdong einw Fabrik ausgehoben, in der die derzeit so populären "Free-Tibet"-Flaggen hergestellt wurden. Der Dalai Lama, der einer "Exilregierung" der Tibeter vorsteht, bezeichnet die bunte Fahne als "Nationalflagge" der Region im Himalaya - nach den gewalttätigen Protesten im März war die Nachfrage nach Tibet-Flaggen deshalb im Westen explodiert. Viele wagemutige Bürgermeister hatten ihre Rathäuser mangels näherliegender Probleme mit dem Symbol für mittelalterliche Leibeigenenwirtschaft und die Erbherrschaft der Kloster geschmückt, um ihre Solidarität mit dem nach Freiheit strebenden Bergvolk zu zeigen.

Der Chef der Fahnennäherei gab bei der Polizei an, nicht gewusst zu haben, um was für eine Fahne es sich handelte. Der Auftrag sei aus Übersee gekommen, er selbst habe von den Unabhängigkeitsbestrebungen Tibets zuvor noch nie gehört. Das behaupteten auch die Mitarbeiter der Manufaktur, die die Fahne ursprünglich nur schön bunt fanden. Später allerdings durch Fernsehberichte mißtrauisch wurden: Nachdem sie gesehen hatten, dass bei den Protesten in Tibet genau die Fahne geschwenkt wurde, die sie tagsüber nähten, informierten sie die Behörden.

Propaganda-Pflaster für die Polizei

Drastische Maßnahmen hat Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann jetzt gegen "die wachsende rechte Gefahr" (dpa) im Lande eingeleitet. nachdem der Versuch gescheitert war, des Problems durch eine geädnerte Zählweise Herr zu werden, beklebte der bei der Nationalen Volksarmee ausgebildete Sozialdemokrat auf dem zentralen Domplatz in Magdeburg, auf dem das Trinken von Alkohol eigentlich schon seit geraumer Zeit verboten ist, eigenhändig mehrere Funkstreifenwagen mit "markanten Aufklebern" (Innenministerium). Die bunten Propaganda-Pflaster zeigen ein augenscheinlich entzündetes "Auge mit bunter Iris" (Polizei) und sollen klar machen, "dass Sachsen-Anhalts Polizei auf dem rechten Auge nicht blind ist" (Hövelmann).

Alle 850 Polizeifahrzeuge des Landes werden in den nächsten Wochen mit den bunten Klebebildchen verschönert - das dürfte endlich das Aus bedeuten für jede Art von Fremdenfeindlichkeit zwischen Stendal und Zeitz.

Bisher hatten sich Aufkleber durchweg als wirksamstes Mittel gegen allerlei gesellschaftliche Krankheiten erwiesen. So war die Aktion "Noteingang", während der in ganz Ostdeutschland hunderte Inhaber von kleinen Geschäften überredet werden konnten, einen bunten Sticker an ihre Ladentür zu leimen, so erfolgreich, dass nie von einem Fall berichtet werden musste, in dem jemand den "Notausgang" auf der Flucht vor glatzköpfigen Nazi-Horden in Anspruch nehmen musste.

Zwar finden Verfolgungsjagden nicht durchweg während der Ladenöffnungszeiten statt, doch auch die Aktion "Notinsel", bei der Aufkleber an Ladentüren speziellen Schutz für Schulkinder versprachen, verschwand direkt mit dem öffentlichen Klebeakt wieder aus der Wahrnehmung.

Mit den aufgeklebten Augen, so Hövelmann, zeige die Polizei seines Landes, "dass sie bei ausländerfeindlichen Vorkommnissen einschreitet". Bislang dachten viele Menschen irrtümlich, das zeige schon die Uniformierung der Beamten und deren Bezahlung als verlängerte Werkband des staatlichen gewaltmonopols, hier aber muss die Geschichte nun wohl umgeschrieben werden. Aus der Kultur des tatenlosen Zuschauens, die Ostdeutschland traditionell viel mikroskopischer beobachtet pflegt als Gemeinden in den alten Ländern der Bundesrepublik, wird nun eine Kultur des Hinschauens. Das ist, findet Holger Hövelmann, "ein Zeichen für Toleranz und ein friedliches Miteinander", das "bei Ausländern und Migranten die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme mit der Polizei abbauen" kann.

Psychonauten ohne Alcopops

Psychonauten brauchen gar keine Alcopops, ihnen reichen ein paar Gräser. Bei Azarius, einem kleinen Drogenshop mit lustigen Infomails, trauern sie ganz "heftig über das Verbot von "Magic Mushrooms". Frische und getrocknete Pilze dürfen nicht mehr verkauft und damit auch nicht mehr nach deutschland geliefert werden, was bisher völlig problemlos war. Dafür gibt es Blüten zu schnüffeln, "etwa die Ipomoea tricolor, deren Blütenfarben in sehr lebendigen Tönen gehalten sind: Blau, Pink, oder Weiss. Heavenly Blue ist eine gutbekannte Sorte, die von PsychonautInnen gebraucht wird, um traumähnliche Zustände zu erlangen. Die Samen beinhalten LSA, ein natürlich vorkommendes Tryptamin, das einen intensen mentalen Effekt gibt" , empfehlen die Rausch-Experten.

Günstig ist die Dröhnung aus dem Wald aber auch, wenn der Psychonaut nicht selbst Sammeln gehen will. 20 Gramm der Sorte Morning glory 'Heavenly Blue' gibt es für ganze sechs Euro. Dafür bekam der nach korrekter Dröhnung Suchende bis zum Verbot der gefährlichen Alcopops nicht mal fünf Fläschchen, die kaum über einen einzelnen Abend halfen.

Auch "für jene die natürliche Psychodelika ernstnehmen" (Azarius) und deshalb jetzt ihre eigene Pilzzucht aufmachen müssen, haben die Holländer Neuigkeiten. Und was für welche: "Ayahuasca ist ein bekanntes Gebräu aus den Amazonas mit tiefgehenden, reinigenden Qualitäten und der Fähigkeit zu Heilung und nach innen gerichtete Erfahrungen zu induzieren. Azarius bietet jetzt verschieden Pflanzenkombinationen an, aus denen Du Dir Deinen eigenen, sicheren und gut dosierten Ayahuascadrink brauen kannst. " Scheint gerade entdeckt worden zu sein, das Zeug, das es im Moment - im Gegensatz zu Alcopops - noch ohne Verkaufsbeschränkungen gibt.

Immer weiter warnen

Das waren noch Zeiten, als rund 800 Schülerinnen und Schüler einer Schule in Hessen sich der heimtückischen Aids-Seuche entgegenstellten, indem sie auf Platz vor der Schule aus ihren Körpern eine überdimensionale Aids-Schleife formten. Wer etwas auf sich hielt, kam damals nicht ohne das rote Bändchen am Jackenaufschlag durchs Leben: Gegen Aids zu sein, bedeutete, gut zu sein, das Bändchen zu tragen, hieß ein Stück Last von denen zu nehmen, die unter der Krankheit litten, die - das galt im Grunde genommen als ausgemacht - aus amerikanischen Biowaffenlabors entwichen und nun drauf und dran war, die gesamte Menschheit in Bälde zu vernichten.

Gerd Scobel hat damals auch ein Stückchen roten Stoff an seine Jacke geknibbert. Der studierte Philosoph und Theologie aber ließ sich im Unterschied zu den Bonos, Niedeckens und Maffays dieser Welt nicht vom ausbleibenden Untergang der Zivilisation davon abhalten, weiter zu warnen. Selbst Harald Schmidt hat seine Rinderwahn-Anstecker längst eingemottet - der "Kulturjournalist des Jahres 1995" aber sitzt bis heute hartnäckig im Studio und warnt mit einem der letzten Exemplare der Aidsschleife.

Inzwischen allerdings nicht mehr vor dem Untergang der Menschheit, sondern vor dem Untergang der Seuche: „Ich habe AIDS …nicht vergessen" lautet das Motto des "Welt-Aids-Tages 2008", der zufällig auch noch 20.Geburtstag feiert. Katharina Saalfrank, Markus Kavka, Nova Meierhenrich, Herbert Knaup und Pascal Hens machen mit, auch die Aidsschleife ist wieder da: Unter Weltaidstag kann jeder den Geburtstag "mitfeiern" (Aidshilfe). Dann ist Gerd Scobel nicht mehr so allein.

Plus hat nix begriffen

Sehr geehrter Eisenschwein,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 28.04.2008. Wir arbeiten ständig daran, unseren Service für Sie zu verbessern und sind deshalb sehr dankbar für Ihre Vorschläge. Ihre Anregung haben wir aufgenommen und an den zuständigen Fachbereich weitergeleitet, der eine genaue Prüfung vornehmen wird. Bitte haben Sie jedoch Verständnis dafür, wenn wir nicht alle Vorschläge umsetzen können.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Plus Team

Solidarischer Steinbrück

Die reden nicht nur, die tun was. Als der gewissenlose finnische Handyhersteller Nokia völlig ohne Grund beschloss, sein Werk in Bochum zu schließen, standen die deutschen Arbeiterführer von Seehofer über Beck bis Steinbrück wie eine Wand hinter den Mitarbeitern, die trotz großzügiger Steuergeschenke ausgebeutet und anschließend ausgespien worden waren.

Jeden Euro wollte sich Jürgen Rüttgers zurückgeben lassen, Horst Seehofen warf sein aus Steuergeldern angeschafftes nagelneues N91-Smartphone auf den Müll und Kurt "Mecki" Beck schwor, in Zukunft nur noch nachhaltig in Deutschland produzierte Geräte von Siemens, Sony und Samsung benutzen zu wollen.

Im Kampf um die nächste Kanzlerschaft hat aber nun doch der gerissene Peer Steinbrück die Nase vorn. Er reiht sich nicht nur ein in die solidarische Phalanx aus Politprofis, die dem nach Rumänien ausgebüchsten Handy-Multi verbal die kalte Schulter zeigen, nein, Steinbrück handelt entschlossen und großzügig.

Nachdem Nokia in einem Sozialplan zugesichert hat, bis zu 220.000 Euro Abfindung an Nokia-Mitarbeiter in Bochum zahlen zu wollen, klingelt auch bei Steinbrück die Kasse: Von jedem Euro, den Nokia an die entlassenen Mitarbeiter überweist,
kassiert das Finanzamt routinemäßig nahezu die Hälfte.

Das aber raubt einem ehrlichen Sopzialdemokraten den Schlaf. Weshalb Peer Steinbrück schon in Kürze erklären wird, dass er bei den ohnehin so arg getroffenen Nokianern auf die Erhebung dieser Steuern verzichten.

Heulen mit der Hamas

Es ist kein leichtes Amt, Israel zu sein in einer Welt, in der den armen Palästinensern alle Sympathien der guten Menschen nur so zufliegen. Letzte Woche beispielsweise durften tausende Anhänger der Terrortruppe Hamas vor den Kameras der Welt an den Grenzübergängen des Gaza-Streifens gegen die Blockade des Palästinensergebiets durch Israel demonstrieren. Weil es an Treibstoff fehle, stürben Menschen in den Krankenhäusern, Kinder müssten hungern und so weiter. "Ägypten muss den Grenzübergang Rafah wieder öffnen, um sofort die Belagerung aufzuheben und die Leiden des palästinensischen Volkes zu lindern ", forderte Hamas-Vertreter Yussef al-Chrafi.

Als Israel den nach einem Hamas-Terroranschlag geschlossenen Grenzübergang Nahal Os jetzt öffnete, um Treibstoff für Krankenhäuser durchzulassen, feierte die Hamas das mit einem Feuerüberfall auf die Öl-Lkws, bei dem keine Kamerateams zugelassen waren. Die Bewaffneten zwangen die Fahrer der Lastwagen, umzukehren, beklagt die mit der Hamas-Regierung des Gaza-Streifens rivalisierende Fatah-Autonomiebehörde im Westjordanland. Das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) und die Krankenhäuser in Gaza haben so immer noch keinen Strom. Grund für eine Protestdemo gegen die israelische Blockade - dann auch gern wieder vor den Kameras der Welt.

Nachfrage an Plus, die Weltlage betreffend

Hallo,

Sie vertreiben unter dem Markennamen ALPA diverse Joghurtsorten "Knack 'n Mix". Das Auslassungszeichen irritiert mich jedoch. Müsste nicht hinter dem "n" auch ein Apostroph stehen, da doch "a" (bzw. "u") und "d" des Wortes "and" (bzw. "und") entfallen?

Mit freundlichen Grüßen
Eisenschwein

Swap Messages with China

Mitten in der Tibet-Krise, die Europa bis in die Grundfesten erschüttert, bedrücken viele Chinesen ganz andere Probleme. Lisa etwa sorgt sich, ob der Welt da draußen ihre Bilder gefallen. Sie hat sie rätselhafterweise nicht beigelegt, oder aber die große chinesische Internetmauer hat sie als mahnende Fotos protestierener Mönche identifiziert und deshalb kein Ausreisevisum erteilt.

Dem Gebot der Völkerverständigung folgend, sind wir dennoch bereit, "to swap messages with China" wie Lisa schreibt. In Ermangelung originaler Lisa-Fotos illustrieren wir das mit Visitenkarten von freundlichen jungen Damen aus Mittelchina, die auf Anruf gern auch Hausbesuche machen. Die Anmoderation dazu darf Lisa selbst machen: "Good afternoon. How is the day going? Email me at Lisa@themayle.cn only. I am using my friend's email to write this. I am young female. Hope you like my pictures. It's chasing butterflies, playing with At the same time, we because young or commerce business."

Sonntag, 27. April 2008

Ihr habt uns den Palast genommen, jetzt nehmen wir Euch Tempelhof

Beim Berliner Volksentscheid für den Erhalt des Flughafens in Tempelhof haben 530.000 Berliner dafür gestimmt. Zu wenig. Denn es fehlen über 70.000 Ja-Stimmen. Der Knackpunkt war der Osten Berlins. Hier stimmten in fast allen Stadtbezirken mehr Berliner gegen Tempelhof. Während der Westen der Hauptstadt überall mehr Ja-Stimmen hatte.
Eine Parole machte in Ost-Berlin am Wahlsonntag die Runde: Ihr habt uns den Palast genommen, jetzt nehmen wir Euch Tempelhof. Hat geklappt.
Doch während der Abriss des Palastes in den letzten Zügen liegt, wird das unter Denkmalschutz stehende Flughafengebäude wohl auch in Einhundert Jahren noch stehen. Dann, wenn längst Gras über den Palast gewachsen ist.

Stille Post aus Kathmandu

Der Wissenschaftsjournalist Colin Goldner und Autor des Buches "Dalai Lama – Fall eines Gottkönigs", das in den nächsten Tagen in aktualisierte Neuauflage im Alibri-Verlag erscheint, musste sich wegen seiner prononcierten Kritik am Dalai Lama und der von ihm vertretenen Politik schon häufig scharfe Angriffe gefallen lassen. Peter Nowak sprach für heise.de mit ihm über das Bild von Tibet und vom Dalai Lama.


Vor einigen Tagen protestierten in Deutschland lebende Chinesen gegen eine verzerrte Medienberichterstattung über Tibet in deutschen Zeitungen. Ist die Kritik berechtigt?

In den bürgerlichen West-Medien wurden die frei Haus gelieferten Behauptungen der "Exilregierung" des Dalai Lama ohne die geringste journalistische Distanz oder Gegenrecherche weiterverbreitet: von der "unmenschlichen Brutalität der chinesischen Machthaber", den "grausamen Menschenrechtsverletzungen", dem "Völkermord auf dem Dach der Welt". Nirgendwo fand sich auch nur der leiseste Anflug von Kritik an der von Tibetern verübten Gewalt. Selbst im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wurden die blindwütigen Horden - darunter viele Mönche aus den örtlichen Großklöstern -, die da vandalierend, plündernd und Brände legend durch die Straßen zogen und auf jeden einprügelten, der nicht tibetisch genug aussah, als im Grunde friedliche Demonstranten dargestellt, die von einer brutalen Militärdiktatur an der Ausübung elementarster Rechte gehindert würden.

Wie wurde in den Medien Ihrer Meinung nach manipuliert?


Colin Goldner: Verfügbares Bildmaterial wurde entweder gar nicht gezeigt oder manipuliert, beziehungsweise mit falschen oder irreführenden Kommentaren versehen. Der Nachrichtensender n-tv beispielsweise strahlte ein Video aus, auf dem vermeintlich chinesisches Militär zu sehen war, das in Lhasa auf friedliche Tibeter einprügelt. Nur: die Bilder stammten gar nicht aus Lhasa, vielmehr zeigten sie nepalische Polizei, die gegen Randalierer in Kathmandu vorging. Auch auf RTL wurden die Szenen aus Kathmandu als Szenen aus Lhasa verkauft; desgleichen in der Bild-Zeitung, in der unter der Überschrift "Hunderte Tote bei schweren Unruhen in Tibet" ein Standphoto aus dem Kathmandu-Video zu sehen war.

Gibt es nicht auch Beispiele für eine objektive Sicht in den Medien?

Colin Goldner: Solche Berichte waren nur sehr vereinzelt zu lesen: die Washington Post beispielsweise oder der britische Economist ließen westliche Augenzeugen zu Wort kommen, die bestätigten, dass der Terror in den Straßen von Lhasa eindeutig von tibetischer Seite vom Zaune gebrochen worden war. Nachdem Videodokumente dies bestätigten, verlagerte das Gros der westlichen Medien sich auf die Argumentationslinie, die Ausschreitungen seien zwar zu verurteilen, letztlich aber vor dem Hintergrund der jahrzehntelangen Unterdrückungspolitik Pekings verständlich und als "Ausdruck der Verzweiflung" (NZZ) oder "Schrei nach Freiheit" (Tagesspiegel) vielleicht sogar legitim.

Der Dalai Lama wird parteiübergreifend als Mann des Friedens bezeichnet, der über jeder Kritik steht. Sie haben sich in ihrem Buch "Fall eines Gottkönigs" nicht an dieses Kritikverbot gehalten. Was werfen sie dem Dalai Lama vor?

Colin Goldner: Schon bald nach dem Einmarsch der chinesischen Volksbefreiungsarmee in Tibet nahmen die beiden älteren Brüder des Dalai Lama Kontakt zur CIA auf. Mit finanzieller und personeller Hilfe des US-Geheimdienstes wurde ab Ende der 1950er eine mehrere tausend Mann umfassende Untergrundarmee aufgestellt, deren Aufgabe in gezielten Kommandoattacken lag.

Die Untergrundkämpfer, bekannt als Chusi Gangdruk, übten beispiellosen Terror nicht nur gegen die chinesische Zivilbevölkerung aus, mit guerillataktischen "Hit-and-run"-Aktionen brachten sie auch der VBA erhebliche Verluste bei. Im Herbst 1958 griffen sie eine VBA-Garnison nahe Lhasa an: Sie töteten mehr als 3.000 chinesische Soldaten und gelangten in den Besitz großer Mengen an Waffen und sonstigem Kriegsmaterial. In der Folge wuchs die Untergrundarmee innerhalb weniger Wochen auf mehr als 12.000 Kämpfer an. Kopf der Guerilla war Gyalo Thöndup, einer der Brüder des Dalai Lama. Bis Anfang der 1970er wurde die Chusi Gangdruk mit jährlich 1,7 Millionen US-Dollar aus einem eigens aufgelegten Sonderprogramm zur Finanzierung antichinesischer Operationen gefördert.

Der Dalai Lama erhielt aus dem gleichen Fonds 186.000 US-Dollar pro Jahr zu persönlicher Verfügung. Nachdem er den Erhalt dieser Gelder und die Verbindung zur CIA jahrzehntelang abgestritten hatte, musste er Ende der 1990er zugeben, gelogen zu haben. Auch wenn das Nobelkomitee vielleicht nichts von seiner Unterstützung des Untergrundterrors in Tibet gewusst haben mag, stellt sich doch die Frage, für welches Verdienst ausgerechnet er mit dem Friedensnobelpreis 1989 ausgezeichnet wurde. Der Dalai Lama ist alles andere als ein "Mann des Friedens", er schließt den Einsatz von Gewalt keineswegs aus.

Sie gehen auch auf die Geschichte der Tibet-Begeisterung in Deutschland ein. Was interessiert die Deutschen gerade an diesem Land?

Colin Goldner: Die hiesige Tibet-Schwärmerei ist reine Projektion, basierend auf grober Unkenntnis der historischen Zusammenhänge sowie Identifikation mit einem System sozialer Ungerechtigkeit. Viele Menschen sind begeistert von dem Bild, das der Dalai Lama von sich abgibt, aber wofür er wirklich steht, wissen die wenigsten. Man versorgt sich mit gerade soviel an oberflächlicher Kenntnis, dass ein Projektionsschirm für die eigenen untergründigen Bedürfnisse und Sehnsüchte entsteht: der Wunsch nach verlässlicher moralischer Integrität, die hiesige Politiker und Würdenträger längst verspielt haben.

Konsequent wird alles ausgeblendet, was das Bild zum Platzen bringen könnte. Um so frenetischer der Applaus, je platter die Phrasen "Seiner Heiligkeit", je durchsichtiger seine Selbstdarstellung als Friedensfürst, als heroischer Vorkämpfer für Menschenrechte und demokratische Prinzipien. Selbst der größte Unfug, den er absondert, bleibt unwidersprochen. Tibet als Projektionsschirm ist nur attraktiv, weil und solange es den Dalai Lama hat.

Kritiker des Dalai Lamas geraten schnell in den Verdacht, Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung zu verteidigen. Verstehen Sie diese Befürchtungen?
Colin Goldner: Ich halte das für eine simple Strategie zur Abwehr berechtigter Kritik. Wer gegen den Dalai Lama und das von ihm vertretenen feudal-theokratische Herrschaftssystem des "alten Tibet" ist, muss nicht notwendigerweise für die chinesische Militärdiktatur sein. Allerdings: Was immer von den Chinesen nach 1959 an Falschem und seinerseits Unterdrückendem in Tibet eingeführt wurde, sie schafften Schuldverknechtung, Sklaverei und Leibeigenschaft ab, und damit die menschenunwürdigen Verhältnisse, unter denen die große Masse der Bevölkerung dahinvegetierte, ausgebeutet bis aufs Blut von einer alles beherrschenden Clique aus Adel und hohem Klerus.

Samstag, 26. April 2008

Wer hat es gesagt?

Ich habe in meinem Leben viel Krieg mitangesehen, und ich hasse ihn aus tiefstem Herzen. Aber es gibt Schlimmeres als den Krieg; und das beginnt immer mit der Niederlage. Je mehr man den Krieg hasst, um so klarer weiß man, dass man ihn, wenn man erst einmal aus irgendwelchen Gründen hineingezogen wurde, gewinnen muss, um sich die Menschen, die ihn angezettelt haben, vom Halse zu schaffen ...

Vier Tore geschossen, dreieins gewonnen

Es sind ungewöhnliche Zeiten für die Fans des ehemaligen Fußball-Europacup-Teilnehmers HFC. Seit Jahren spielt der Verein in der Fußball-Oberliga, die ihren Namen zu Unrecht trägt, weil sie eigentlich eine Unterliga derjenigen DDR-Traditionsmannschaften ist, die den Zug verpaßt, den Anschluß verloren und unter die Amateure gefallen sind.

Mit der Duldsamkeit von Schafen, die zu einer längst kahlgefressenen Weide trotten, weil sie das nicht anders kennen, pilgern die Anhänger der Rotweißen dennoch zu Spitzenspielen gegen Vereine aus Städtchen, deren Lage niemandem bekannt ist. Meuselwitz? Auerbach? Bautzen? Hin und wieder, das ist die Realität mehr als anderthalb Jahrzehnte nach dem letzten Uefa-Cup-Auftritt gegen Moskau, gewinnen sie dann. Häufig aber verlieren sie auch.

Ja, selbst gegen Bautzen, einen Verein, der von sich selbst mit rätselhaftem Stolz sagt, er komme "aus der Senfstadt", ist das schon passiert. Nur seinerzeit spielte noch nicht die Mannschaft für den HFC, die der Spieler zuletzt im halben hundert verschleißende Klub jetzt auf dem Platz stehen hat. Sieben Spiele ungeschlagen, sechs davon gewonnen, so steht es im Frühjahr 2008 - die längste Serie, seit den Glorreichen nach der Flucht einer ganzen Mannschaft in der Saison 1994/95 in 30 Spielen kein Sieg gelang.

22 Minuten brauchen die Gastgeber, um gegen eine Gastelf mit Elferabwehr das 1:0 zu machen. Kunze setzt einen Heber an die Latte, Neubert köpft den Abpraller unbedrängt ein. Bautzen weiß jetzt schon, dass das Spiel verloren ist, und verzichtet deshalb auch weiter auf Gegenwehr. Ein Viertelstunde probieren die Angreifer in Rot und Weiß deshalb in aller Ruhe aus, auf wie viele Arten man das Tor nicht treffen kann. Neubert vor allem , im Winter als Goalgetter geholt und bisher schon viermal erfolgreich, zeigt, dass es möglich ist, einen Ball auch anderthalb Meter vor der Torlinie noch über den Kasten zu heben, wenn man völlig frei steht und sich richtig auf seine Aufgabe konzentrieren kann.Kurz vor der Pause erst macht er es besser - nachdem Kanitz, im letzten Heimspiel Matchwinner, mit einem satten Schuß genau den Torwart trifft, schießt der kantige Stürmer den Ball ins Tor. Applaus zur Pause, es müsste 4:0 stehen, würden auswärtige Zuschauer sagen. Aber letztes Jahr hätte es jetzt noch 0:1 gestanden, wissen die Einheimischen.

Kein Gedanke daran, dass hier etwas schiefgehen kann. Halle versucht nach dem Wiederanpfiff, Bautzen ein wenig zu locken, schließlich gelingt das auch. Den folgenden Pass in die Gasse nimmt Kevin Kittler mit der Brust mit, um ihn nach zehn Schritten locker unter Bautzens Keeper Zwahr in die Maschen zu schieben.

Gegenüber unterhalten die Fans ihren Mann auf der Linie unterdessen mit dem Rüttelreim "Unser Torwart / Darko Horvat". Das Spiel sieht jetzt langsam so aus, wie es das hallesches Fußballpublikum gewöhnt ist: Die eigene Elf ist nur noch vituell auf dem Platz, die gegnerische das noch nicht bemerkt. So muss auch den vierten Treffer des Tages ein Hallenser besorgen. Jens Werner, bis dahin mit einem äußerst ruhigen Tag in der Abwehr, nimmt die heute einzige Bautzener Flanke von links und lenkt sie ohne viel Senf darum zu machen aus einem Meter ins eigene Tor: So spielt ein Spitzenreiter, singen sie in der Kurve.

Freitag, 25. April 2008

Europa per Ermächtigungsgesetz

Europa per Ermächtigungsgesetz. Weil zwei Volksabstimmungen in uneinsichtigen Ländern nicht so ausfielen, wie das vorgesehen war, musste statt der durchgefallenen EU-Verfassung irgendein anderer Weg zu einem weiter integrierten einheitlichen Europa her. Kurzerhand und ohne viel sprachliche Verrenkungen wurde die "Verfassung" in "EU-Vertrag" umbenannt und festgelegt, dass es völlig ausreicht, wenn die Parlamente, nicht die Völker, ihn inkraft setzen.

In Deutschland wurde das große Werk, das Fundament eines zusammenwachsenden Kontinents sein will, nicht sieben Sekunden lang öffentlich diskutiert. Für die Medien galt der Vertrag als viel zu kompliziert, um das Publikum damit zu behelligen. Das Volk hingegen hatte schnell begriffen, dass er sowieso beschlossen, ganz egal, was eine Mehrheit der Bürger davon halten wird.

So kam es dann. In einer angemessen würdigen Zwei-Stunden-Diskussion, für die der sozialdemokratzische Arbeiterführer Kurt Beck seinen wuchtigen Körper in einen viel zu engen schwarzen Traueranzug hatte pressen lassen, wurde durch etliche Volksvertreter die Ergebnisse der letzten Sitzung des Ältestenrates verlesen. Anschließend wurden Zettel in Urnen und das deutsche Grundgesetz auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen.

Jetzt ist nicht mehr das deutsche Verfassungsgericht letzte gerichtliche Instanz der Deutschen, sondern der Europäische Gerichtshof (EuGH). Wer meint, der EU-Vertrag gebe zu viel Souveränität des Nationalstaates und seiner gewählten Volksvertreter an die durch kein Wählervotum legitimierten EU-Kommissare ab, kann dagegen klagen wie der ehemalige CSU-Politiker Peter Gauweiler. Das Urteil fällt darüber fällt mit dem EuGH letztenendes direkt der Beklagte.

Spaß beim Redigieren

was ist beim redigieren des folgenden dpa-textauszuges, den die hz heute veröffentlichte, schiefgelaufen?

Die Handschellen klickten im Zug, undKommissar Zufall half kräftig mit: Der seit mehr als einem Jahr gesuchte Millionendieb Sven K. ist gefasst. Bei einerRoutinekontrolle wurde der 32-Jährige im Zug von Nürnberg nachDresden von zwei Beamten in Zivil festgenommen, wie die zuständige Kripo in Fürstenfeldbruck am Donnerstag bestätigte. Kittelmann hatte am 20. Januar 2007 als Fahrer eines Geldtransporters nahe München einen Kollegen überlistet - und war mit 3,6 Millionen Euro Beute geflohen.

Zahl der Islamexperten verzehnfacht!


Die muslimische Welt hatte die Kreuzzüge völlig vergessen. Erst im 19.Jahrhundert hat eine ins Arabische übersetzte französische Geschichte der Kreuzzüge von einem gewissen Joseph François Michaud sie wieder daran erinnert. Der arabische Übersetzer musste dabei neue Wörter für Kreuzzug und Kreuzfahrer finden, das Arabische hatte gar keine dafür!

Donnerstag, 24. April 2008

Immer weiter in Mittweida

Wer schon einmal Opfer eines Verbrechens geworden ist, kennt das. Kaum hat man, noch mit blauen Flecken auf der Brust von den Schubsern des Betrunkenen, den man kurz nach Mitternacht um ein wenig Ruhe gebeten hatte, Anzeige erstattet, schnurrt der staatliche Fahndungsapparat willig los. Kein Stein bleibt auf dem anderen, jeder Verdächtige wird befragt, Zeugen werden gesucht und Spuren gesichert.

Im normalen Leben folgt dann allerdings irgendwann doch immer die Nachricht über die "Einstellung des Verfahrens" weil "kein Täter gefunden werden konnte". Die Staatsanwaltschaften benutzen dabei stets den Formbrief, den sie irgendwann in grauer Vorzeit mal entworfen haben, um Strafanzeigen wegen Fahrraddiebstahl nach einer Anstandsfrist von drei Monaten abzuwimmeln.

Dagegen hilft wenig, das sieht jedes Verbrechensopfer ein. Wo keine Zeugen sind, keine Spuren und keine Verdächtigen, da findet auch der CSI-geschulteste deutsche Staatsanwalt keinen Täter.

Es gibt natürlich auch die Fälle, in denen recht schnell ein mutmaßlich Schuldiger ausgemacht werden kann. Im normalen Leben hilft dann kein Bitten und kein Betteln, es wird Anklage erhoben oder, ist die Tat minder schwer und der Täter noch nie auffällig geworden, ein Strafbefehl.

Von dritter Art ist der so genannte "Hakenkreuz-Fall von Mittweida", (dpa) der vor sieben Monaten ganz Deutschland in allerhöchste Erregung versetzte. Ein Mädchen hatte angegeben, vier Neonazis hätten ihr ein Hakenkreuz in die Hüfte geritzt, weil sie einem "kleinen Aussiedlermädchen" (dpa9 gegen die vier rechten Rüpel beigestanden hätte. Auf den Balkonen ringsum hätten Menschen der Tat tatenlos zugesehen.

Die Farbe auf dem schnell gemalten Bild vom Naziloch in Sachsen war noch nicht trocken und der Preis für Zivilcourage, den die Heldin verabreicht bekam, noch nicht in die schrankwand einsortiert, da rutschte die Bilderbuchgeschichte in sich zusammen: Das Hakenkreuz, befand die Staatsanwaltschaft, habe sich das vermeintliche Opfer mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit selbst eingeritzt.


Während sie einerseits auch nach sieben Monaten weiter nach den vier imaginären Skinheads mit den NSDAP-Jacken suchte, weil die Fahrradddiebstahl-Formbriefe gerade ausgegangen waren, ermittelte die Staatsanwaltschaft Chemnitz andererseits nun auch wegen Vortäuschung einer Straftat gegen das mutmaßlich selbsternannte Verbrechensopfer.

Im normalen Leben hülfe dem kein Bitten und kein Betteln. Es würde Anklage erhoben oder, da die Tat minder schwer ist und die Täterin noch nie auffällig wurde, ein Strafbefehl verhängt bzw. das Verfahren gegen Leistung einiger Sozialstunden eingestellt. Gegen all das hilft im normalen Leben nur ein Widerspruch, der nicht viel ausrichtet. Vier Wochen danach kommt in der Regel der Fahrrad-Formbrief noch einmal. Und Schluß.

Hier aber geht es um mehr. Es geht um ein Wochenende, an dem Deutschland in allerhöchster Erregung war, an dem Politiker Empörung äußerten und Entsetzen, weil die häßliche Fratze des Faschismus plötzlich dem Nachbarn gehörte, es geht um Schlagzeilen, um einen Preis für Toleranz und um die Staatsräson. Da mahlen die Mühlen der Gerechtigkeit schlagartig besonders langsam und gründlich, Verteidiger können nicht nur Anträge stellen und Widersprüche einlegen, sondern siich sogar etwas wünschen. "Auf Wunsch der Verteidigung" (dpa) des Mädchens prüft die Staatsanwaltschaft deshalb jetzt "weitere Ermittlungsansätze".

Noch, so mahnt der Anwalt der "mutigen jungen Frau" (Freie Presse), seien nicht alle Anwohner rund um den Tatort befragt worden. Auch seien diese möglicherweise eingeschüchtert. Auch die Aussagen der Familie des "kleinen Aussiedlermädchen" (dpa), dass ihre Tochter zum fraglichen Tatzeitpunkt gar nicht in Mittweida gewesen sei, müssten noch einmal überprüft werden. Immerhin könne es sein, dass die Familie aus Angst so aussage.

Weiter wäre es möglich, DNA-Proben vom Parkplatz zu nehmen, auf dem die Tat stattfand. Das bringt mindestens acht Wochen. Denkbar wäre auch eine Zwangsvorführung aller Anwohner, gern auch mehrmals, weil es immerhin sein könnte, dass die Geladenen bei einer einmaligen Befragung eingeschüchtert sind und nicht korrekt aussagen. Dann wäre das Verfahren schon kurz vom Jahrestag. Unbedingt ins Auge fassen sollte die Staatsanwaltschaft anschließend die zeitweilige Einziehung aller Klappmesser im Freistaat, um die Tatwaffe zu finden. Gründlich genug gemacht, dauert das allein weitere drei Jahre.

Wenn am Ende endlich, endlich niemand mehr nach dem Wochenende fragt, als Deutschland so aufgeregt war, dass keiner sich traute, das offenkundige Märchen von den Gewalttätern in NSDAP-Jacken ein Märchen zu nennen, dann wäre das Ziel erreicht.

Mittwoch, 23. April 2008

Eine Kette aus Konjunktiven

Mit offenen Worten in einem "Offenen Brief" schreibt Dr. Hans-Georg Moldenhauer, Vizepräsident des DFB und Präsident NOFV, derzeit Rechtsgeschichte. Nach der Weigerung der Staatsanwaltschaft in Halle, wegen "antisemitischer Schmährufe" (dpa) aus dem Fanblock des Fußballklubs HFC im Viertliga-Spiel gegen die Reservemannschaft des Klubs aus Jena Ermittlungen aufzunehmen, warnte der greise Funktionär die Fußballfreunde in der Provinz, dass solche Rufe "unter gewissen Voraussetzungen“ eben doch „als Verstoß gegen den Schutz der öffentlichen Ordnung angesehen werden und auch strafrelevant sein" können. Muss so sein. Schließlich hat der Verband, dem Moldenhauer vorsteht, den beim Spiel gastgebenden Verein wegen der strafrechtlich nicht relevanten Rufe gerade mit einem sportlich sehr relevanten Punktabzug bestraft.

Keine Angaben machte Moldenhauer allerdings dazu, welche "gewissen Voraussetzungen" das konkret sein müssten. Kommt es auf die Anzahl der Rufer an? Auf die Tonhöhe? Auf das Wetter? Auf die Anzahl der Zuhörer? Oder den Spielstand?

Der Inhalt des jeweils Gerufenen jedenfalls kann nach NOFV-Maßstäben keine Rolle spielen. So gilt etwa der nach den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes im "Soldaten-sind-Mörder"-Urteil strafrechtlich geradezu lehrbuchhaft relevante Chor "Schiri, Du schwule Sau" in Fußballspitzenverbandskreisen bis hin zum Deutschen Fußball Bund traditionell als integraler Bestandteil einer überaus stimmungsvollen und sauberen Stadionfolklore. Ein Mysterium, denn der NOFV in Person seines Geschäftsführers Holger Fuchs erklärte jetzt auf PPQ-Anfrage selbst, dass eine "mögliche strafrechtliche Relevanz gegeben sein kann, wenn derartige Sprüche konkret lokalisierbaren Personen und Gruppen zugeordnet werden können."

Mögliche. Können. Eine Kette aus Konjunktiven. Davon abgesehen aber ist das Rechtsgutachten des Fußball-Juristen richtig, dass "hier ein Anfangsverdacht (§ 152 StPO) einer Beleidigung nach §185 StGB gegeben sein kann". Im Fall von "Schiri, Du schwule Sau" steht die Strafbarkeit sogar völlig außer Frage, auch wenn Fuchs darauf vorsichtshalber nicht eingeht: Es wird eine einzelne Person getroffen. In den meisten Fällen wird sie sogar mit einer falschen Tatsachenbehauptung öffentlich verleumdet, die vom Recht auf freie Meinungsäußerung nicht gedeckt wird. Die Mehrheit der Schiedsrichter ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht schwul und mit Sicherheit keine "Sau".

Glasklar erkennt aber sogar der NOFV, leicht abweichend zum Offenen Brief seines Präsidenten, dass auch in einem solchen Fall die Voraussetzung für eine Strafverfolgung "eine Strafanzeige und ein Strafantrag des Geschädigten ist" (Holger Fuchs). Der Geschädigte wäre im Fall eines "Schiri, Du schwule Sau"-Rufes der betroffene Schiedsrichter. Oder der seine Fürsorgepflicht ernst nehmende Fußballverband.

Das ist recht einfach. Umso schwerer ist nachzuvollziehen, dass es eine derartige Strafanzeige bisher weder von DFB noch vom NOFV erstattet wurde.

Erst im Fall der in Halle aktenkundig gewordenen "Juden Jena"-Rufe, die Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit schon 1987 bei Magdeburger Fans protokollierten, griff der NOFV durch. Geisterspiel, Punktabzug.

Dabei ist der Geschädigte hier schon sehr viel schwerer auszumachen: Der NOFV kann es nicht sein, da seine offiziellen Vertreter, immerhin ein Schiedsrichter, zwei Linienrichter und ein Schiedsrichter-Beobachter, die Rufe nicht vernommen haben wollen und als Nicht-Adressaten der mutmaßlichen Beleidigung auch keine potenziell Geschädigten wären. Auch die Jenaer Mannschaft kommt nicht in Frage, weil sie die Rufe ebenfalls nicht gehört oder, wie ihr Kapitän Mark Zimmermann beschreibt, "nach all den Jahren, wo das schon gerufen wird, nicht mehr wahrgenommen" hat.

Tatsächlich Schaden genommen hat der gastgebende Verein HFC, aus dessen Fankurve die Gesänge kamen. Sponsoren sind verstört, die Presse kritisiert, die Mannschaft ist beunruhigt, die Punkte sind weg. Auch die Führung des gastgebenden Vereins jedoch behauptet, gar nichts gehört zu haben. Kann aber jemand, der mit einer Beleidigung nicht gemeint ist und angibt, sie nicht gehört zu haben, als Beleidigter Anzeige erstatten?

Holger Fuchs vom NOFV weiß es nicht, greift aber vorsichtshalber zum Hausrecht-Trick und simuliert eine Art Antwort: "Da der Zuschauer vom Verein eine Eintrittskarte erwirbt und somit eine vertragliche Vereinbarung mit dem Verein eingeht (u.a. Anerkennung der Stadionordnung) obliegt es zunächst dem Verein, aktiv zu werden."

Wie dieses "aktiv werden" auszusehen hat und unter welchen Bedingungen jemand "aktiv werden" kann, wenn er nicht weiß, dass er aktiv werden müsste, wel oin vergleichbaren Fällen auch der Fußballspitzenverband samt seines Briefschreibenden Präsidenten nicht "aktiv geworden" ist, darauf bleibt der NOFV-Funktionär eine Antwort schuldig.

Auch auf die spannende Frage, warum der NOFV nicht mit gutem Beispiel vorangeht und seine Schiedsrichter schon seit Jahren durch Strafanzeigen vor Beleidigungen wie "schwule Sau", "Schieber" oder "Eierkopf" schützt, bleibt der Fußball-Führer in Berlin still. "Wir bitten um Verständnis, dass wir die Vielzahl der eingegangenen Mails nicht direkt beantworten können", schreibt Fuchs frostig. Auf den konkreten Fall könne man sowieso "nicht eingehen", da es sich "um ein schwebendes Verfahren handelt, da Berufung eingelegt wurde."

Alle Anfragen würden aber "Bestandteil der internen Auswertung im Verband und mit den Vereinen sein." Na dann.

Abriß-Exkursionen: Fernsehwerk Halle

Über den Betriebszaun grinste die Silhouette des halleschen "Interhotel", zum Bahnhof sind es keine fünf Minuten, zur Haupt-Nord-Süd-Schlagader quer durch die Stadt keine hundert Meter. Die Flaniermeile Halles beginnt auch gleich um die Ecke - das Werk Halle des ehemaligen VEB Kombinat Fernsehgerätewerk Staßfurt, vor dem Mauerfall Hauptversorger der DDR-Bevölkerung mit Westfernsehen und nach der Wende als Halle-Saaletronic GmbH treuhandverwaltet, liegt mitten in der City. 1989 beschäftigte der Zweigbetrieb des DDR-TV-Kombinates rund 2600 Menschen. An vorsintflutlichen Bändern, an denen Transistoren und Filter von Hand auf Leiterplatten gelötet wurden, saßen durchweg Frauen.

Der Frauenbetrieb aber wurde von Männern regiert. Und die begannen nach der Wende zu rechnen: Mit verheerenden Ergebnissen. Auch die Hasatronic arbeitete zu teuer. Jedes Teil, das den Betrieb verließ, mußte vom Staat gestützt werden. Als der Staat fort war, war auch die Produktion nicht mehr zu halten, denn Fernsehgeräte baut man nicht in Deutschland, sondern in Fernost.

Nokia, damals noch auf dem Weg vom Gummistiefelerzeuger zum Handy-Weltkonzern, erwog ebenso wie Sharp, die Reste der Firma zu kaufen. Das scheiterte aber an den Preisvorstellungen der Treuhand und an einem Wink aus dem Rathaus, das auf die anstehende Verschärfung von Auflagen für Produktionsbetriebe in Mischgebieten hinwies.

In Halle standen die Bänder still. So blieb es bei Auftragsarbeiten für Blaupunkt, Nokia und andere. Die aber blieben auch bald aus, weil "keine Firma Aufträge an Geschäftspartner vergibt, von denen sie nicht weiß, ob es sie morgen noch geben wird", wie der letzte Geschäftsführer beschreibt. Der Auszehrung folgte die stille Liquidation.

Die wunderschöne, gutgelegene Immobilie der Hasa-tronic, von der die Belegschaft am Ende glaubte, sie sei das Schicksal des Unternehmens, weil das Filetstück großen Käufern mehr wert gewesen sei als ein produzierendes Unternehmen, blieb nach der Schließung 15 Jahre unberührt. Der Stadtrat beschloß 1995 einen ersten Vorhaben- und Erschließungsplan. Doch die Fabrikhallen verfielen, die Produktionsgebäude wurden von Gras überwuchert. Jetzt erst rollten die Bagger an, um aus der Ruinenfläche einen Vorzeigepark für die Internationale Bauausstellung 2010 zu machen.

Vergessene Größen

John Crooke of Jolene sings Little Blue One w/Cowboy Mouth 96'
John Crooke hatte keine fünfzehn Minuten Ruhm und auch keine fünf. Ein paar Sekunden aber leuchtete das Lämpchen seiner Band Jolene. Nicht hell, aber heimelig. Werden heute irgendwie gar nicht mehr hergestellt, solche Leute.

Hungern am Handy


In der Stunde der größten Not machte sich Thomas Schwarz selbst auf in die Hölle. Für die Wochenplanung der Redaktionen im Land hinterließ der Pressesprecher der Hilfsorganisation Care einen kurzen Hinweis: "Auch angesichts der aktuellen Debatte um den Begriff „neuer Hunger“", werde er die nächsten Tage "in Kenia sein, um sich ein Bild von der Versorgungslage angesichts drohender Dürre zu machen". Immerhin seien im östlichen Afrika 14 Millionen Menschen akut vom Hunger bedroht, die Ursachen dafür lägen "überwiegend bei den Industriestaaten", Care fordere deshalb ein "Umdenken im Kampf gegen Hunger".

Das Rote Kreuz ist bei solchen ungewöhnlichen Forderungen natürlich stets zur Stelle. Für Äthiopien, Kenia und Somalia veröffentlichte es deshalb gleich eine "Warnung vor einer drohenden Hungerkatastrophe". Zu geringe Niederschläge, interne Konflikte und steigende Lebensmittelpreise, so die Hilfsorganisation, könnten in den nächsten Monaten über 11 Millionen Menschen in der Region von Nahrungsmittelhilfe abhängig machen.

Wo die anderen drei Millionen geblieben sind, die Care gezählt hat, wissen wir nicht. Dass es aber noch viel schlimmer werden dürfte, wenn die die vielen tausend Kenianer enttäuscht werden, die derzeit die Brokerhäuser in der Krisenregion stürmen, um ein paar Aktien der vor dem Börsengang stehenden Telefongesellschaft Safaricom zu ergattern, ist auch ohne Rot-Kreuz-Warnung klar: Die Regierung verkauft einen Anteil von 25 Prozent an dem Mobilfunkbetreiber, der als eines der profitabelsten Unternehmen Kenias gilt, und jeder in Kenia will dabei sein. Denn die potentiellen Millionen Hungeropfer bilden nicht nur ein reiches Betätigungsfeld für Leute, die sich ein Bild machen und danach warnen. Sondern gleichzeitig auch einen der am schnellsten wachsenden Handymärkte der Welt.

Oskar Lafontaine wieder schwanger

Wenn ein Autohersteller tausend Schrauber rausschmeist, wissen Leitartikler und Stammtischsitzer sofort, was die Stunde geschlagen hat: Der Aktienkurs wird steigen! "Kahlschlag", so sagt es das Herz, das links schlägt, ist gut für die Kurse, jeder Sparplan bringt nämlich mehr Gewinne. Skrupellos werde deshalb entlassen, immerzu und immer gern, von Heuschrecken wie von Mittelständlern. Oskar Lafontaine und DGB-Chef Michael Sommer, zwei große Börsenexperten, sind sogar sicher, dass gewissenlose Vorständler immer dann Leute entlassen, wenn ihre Aktien-Optionen zur Ausübung anstehen. Denn, so sagt die beiden engagierten Arbeiterführer, jede Entlassung lässt den Aktienkurs Luftsprünge machen. Wodurch die Optionen schlagartig wertvoller und die vollen Taschen der Manager noch voller werden.

So einfach, so klar, so falsch. Als heute bekannt wurde, dass die Schweizer Großbank UBS 3000 teure Banker entlassen will, machte der Aktienkurs des Geldhauses weder einen Freudensprung noch schickte er sich an, zu explodieren. Aus dem bis dahin erarbeiteten Tagesminus von 3,5 Prozent wurde eines von 2,5, kein Gedanke an eine grundsätzliche Gegenbewegung zum Kursverfall, der jeden UBS-Aktionär im vergangenen Jahr weit mehr als die Hälfte des investierten Kapitals und alle Manager des Konzern 100 Prozent ihrer Optionen gekostet hat.

Demnächst: Oskar Lafontaine und Michael Sommer erklären, wie man vom Küssen schwanger wird.

Wer alles nicht aus der SPD ausgeschlossen wird

Wolfgang Clement, Gunter Gabriel, Franz Müntefering, Georg Ringswandl, Angela Merkel, Sigmar Gabriel, Peer Steinbrück, Jimmy Hartwig, Frank-Walter Steinmeier, Oskar Lafontaine, Gregor Gysi, Sarah Wagenknecht, Papst Benedikt, Uli Hoeneß, Konstantin Wecker, Botho Strauss, Heinrich Böll, Andrea Ypsilanti, Jürgen Klinsmann, Wolfgang Niedecken, Guido Westerwelle, Gerd Schröder, Helmut Kohl, Jürgen Rüttgers, Horst Seehofer, Petra Kusch-Lück, Katja Dofel.

Atomtests zu den Akten

Mehr als 500 Mal in der Atmosphäre, 1.500 Mal in der Erde - ehe Deutschland beschloß, seine Atomkraftwerke abzuschalten, probierten die USA, die ruhmreiche Sowjetunion und die beiden EU-Partner Frankreich und Großbritannien die Nukleartechnologie ausgiebig und explosiv aus. Die Karte dazu ist beeindruckend, man ist gleich versucht, etwas flacher zu atmen. Aber natürlich sind die von 2.000 Atomexplosionen weltweit hinterlassenen radioaktiven Reste gar nichts. Verglichen etwa mit dem gefährlichen Auswurf des AKW Grohnde an der Weser.

Videospiele + Gewalt = ?

die europäische union mal wieder: wenn in deutschland gerade nix verboten werden soll, fühlt sich die eu ganz unruhig. dann wird schon einmal ganz ohne anlass eine schon tausendmal geführte debatte vom zaun gebrochen, die kein mensch braucht und die, viel wichtiger, jeder empirischen grundlage entbehrt. lassen wir die dpa sprechen: "Die EU-Kommission nimmt gewaltverherrlichende Computerspiele ins Visier. Einige Fälle zeigten eine Verbindung auf zwischen Videospielen und gewalttätigem Verhalten, sagte Medienkommissarin Viviane Reding mit Blick auf Amokläufe an Schulen wie etwa in Erfurt 2002."

oh mann. steinhäuser soll auch ein t-shirt von slipknot getragen haben. kommen die platten dieser und ähnlicher bands jetzt auf den index? aber der inkonsistente gedanke geht noch weiter. die beziehung, die frau reding so vollmundig behauptet - gibt es nicht. der amerikaner dr. christopher ferguson hat sich die mühe gemacht, in einer meta-studie viele bisherige untersuchungen über den angeblichen kausalzusammenhang zu begutachten. neben handwerklichen fehlern fand er vor allem folgendes: n
ur siebzehn studien in den letzten zwölf jahren sind wirklich aussagekräftig. genau diese siebzehn studien kamen zu einem einheitlichen ergebnis, nämlich, dass videospiele in keinem direkten zusammenhang mit aggression und gewaltanwendung stehen.

ferguson kommentiert das so: "Es ist nicht schwer, Videospiele mit Gewalttaten in Verbindung zu bringen, wenn jemand das unbedingt möchte, da, wie zahlreiche repräsentative Studien bewiesen haben, circa 98,7 Prozent der Erwachsenen bis zu einem bestimmten Grad Videospiele konsumieren. Ist es also wirklich sinnvoll, ein Verhalten, das sehr verbreitet ist, zur Erklärung einer sehr seltenen Handlungsweise zu verwenden? Kann man aus jedem alltäglichen Verhalten eine seltene Handlung prognostizieren?"

Mal wieder "Jahr des Friedens"

wieviel demagogie, dummheit und parteinahme passt in einen nachrichtensatz? sara lemel, autorin der platschquatschagentur dpa, versucht sich an einer neuen höchstleistung: "der israelische siedlungsbau hat ausgerechnet in diesem jahr, das palästinenserpräsident mahmud abbas zum <> in nahost deklariert hat, einen neuen höhepunkt erreicht." in ein wirklichkeitsnahes deutsch übersetzt, sagt die ahnungslose oder perfide korrespondentin nämlich folgendes: "nachdem die parlamentarischen führer der terroristen wie immer und wie immer verlogen oder doch zumindest halbherzig ihr geschwätz vom nahost-frieden anstimmen, gleichzeitig jedoch (nur zum beispiel) ihre meinung dadurch grundieren, dass sie (nur zum beispiel) schwere raketenangriffe u.ä. in gaza absolvieren, nimmt sich die einzige demokratie in der region - bedroht durch vitalen, mörderischen, allgegenwärtigen antisemitismus - das recht heraus, diesem geschwätz (viel zu spät) nicht zu glauben." aber das wäre zu kompliziert gewesen für den normalen palituch-träger in mitteleuropa, nehme ich an.

Saufen für den Regenwald

Er steht da, als hätte er mit Lachgas gegurgelt, und fordert uns auf, Krombacher Schnellgär-Bier zu sauefn, um den Regenwald zu retten. Für jeden Kasten ausgetrunkenen Alkohol-Abfall kauft Günther Jauch, der Ewig-Bubi des deutschen Fernsehens, ein Stückchen südamerikanischen Wald, um damit das Weltklima und etliche Tierarten vor dem Aussterben zu bewahren.

Für den Spot investiert Krombacher je Ausstrahlung rund 48.000 Euro, dafür könnte die umweltschützende Jauchebierbude 2400 Kästen vom eigenen Gebräu kaufen. Macht sie nicht, denn der Regenwaldschutz ist nur gültig, wenn er durch deutsche Lebern geht. Jauch rettet allerdings sichtlich mit - wie derim Spot rumläuft, hat er vor den Dreharbeiten mindestens drei Quadratmeter Wald durchfinanziert.

Dienstag, 22. April 2008

Hühnchenbeine für Schweine

Als monatelang keine Nachrichtensendung ohne Bilder von traurig blickenden Kälbchen auskam, reagierte die EU entschlossen. Mitten in der BSE-Krise, die den Untergang des Abendlandes so nahe scheinen ließ wie seitdem nur der Klimawandel mit seinen Bildern von traurig blickenden Eisbären, verbot die Gemeinschaft Futtermittel tierischer Herkunft. Kein Kuhe sollte mehr Hühnchen essen, kein Fisch mehr Knochenmehl von toten Schweinen, kein Schwein sollte sich an zermahlenem Broiler die heimtückische Hirnweiche holen.

Die BSE-Krise geriet dann etwas aus der Mode, nirgendwo wurde mehr notgeschlachtet und gekeult, keine geheimen Tiermehllager tauchten mehr auf und sogar aus England kamen kaum noch Nachrichten von aus Schaf-Prionen auf den Menschen übergesprungenen BSE-Erregern.

Inzwischen kommt deshalb keine Nachrichtensendung mehr mit Bildern von Straßenschlachten auf Haiti aus, mit denen sich eine "weltweite Nahrungskrise" (dpa) am besten illustrieren lässt. Die Krise, die vor allem daraus besteht, dass weltweit immer mehr Menschen immer kalorienreicher essen können, was sie dann zum Leidwesen des alten Europa gern auch kräftig zugreifen lässt, sieht die EU jetzt wieder prompt reagieren: Im Kampf, nein, nicht gegen BSE, sondern "rapide gestiegene Preise von Futtermitteln auf dem Weltmarkt" lässt die Gemeinschaft das Verfüttern von eben noch als todbringend verbotenem Fischmehl an junge Wiederkäuern nun wieder zu.

Und nicht nur kleine Kühe dürfen bald wieder zum Fischstäbchen greifen, auch Hühnchen dürfen bald wieder Schweinebraten futtern und Schweine sich ein Hühnerbein gönnen. Nur die Verfütterung von zermahlenen toten Tieren an lebende Artangehörige gehört derzeit noch nicht zum Plan. Kannibalismus, also die Fütterung derselben Tierart, soll vermieden werden.

Außerhalb Europas war das Verfüttern von Tiermehl nie verboten. Die Einfuhr des so erzeugten Fleisches unterlag keinerlei Beschränkungen.

Mails, die man gerne liest

KUTSU Vihreä vyöhyke Life -projektin päätöstilaisuuteen

Tervetuloa Metsähallituksen luontopalveluiden järjestämään Vihreä vyöhyke Life -projektin päätöstilaisuuteen.

Aika: Perjantai 9.5.2008 klo 10
Paikka: Hossan luontokeskus (Jatkonsalmentie 6, 89920 Ruhtinansalmi)

Vuosina 2004–2008 Koillismaan ja Kainuun Natura 2000 -luonnonsuojelualueiden metsiin syntyi kuutioittain lahopuuta ja soilta katosi kilometreittäin ojalinjoja. Nämä toimenpiteet keräsivät runsaasti huomiota ja herättivät paljon kysymyksiä. EU LIFE luonto -rahoitteisessa ”Luonnonmetsät ja suot Koillismaan ja Kainuun vihreällä vyöhykkeellä” -projektissa ennallistettiin yhteensä lähes tuhat hehtaaria luonnonsuojelualueiden osia, joilla oli havaittavissa merkkejä aiemmasta metsätalouskäytöstä.

Vihreä vyöhyke Life -projektin päätöstilaisuudessa esitellään projektin tausta, päätuotokset ja ennallistamistutkimuksen alustavat tulokset.

Tilaisuus alkaa kahvitarjoilulla luontokeskuksen ravintolassa.


Tervetuloa!

Montag, 21. April 2008

Gotisch für Anfänger

welcher berühmte text ist das?

"Attar unsar thu in himinam
weihnai namo thein
qimai thiudinassus theins
waethei wilja theins
swè in himina jah ana aithai."

Hysteriker zu sein dagegen sehr

1. "Die Versicherungsgesellschaft Lloyds of London sorgt sich inzwischen, dass das Ausbleiben von Naturkatastrophen ihre Prämien unter Druck setzt."
2. "Es ist auf den ersten Blick unverständlich, dass ausgerechnet in Deutschland, einem Land, das nicht für Sonne und blauen Himmel bekannt geworden ist, fast die Hälfte der weltweit vorhandenen Solarpanele montiert werden. Da gäbe es fürwahr bessere Standorte."
3. "Die Tiefsee der Antarktis wird wieder kälter ... Zugleich zeigen Satellitenaufnahmen die höchste Ausdehnung von Meereis im antarktischen Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen."

fürwahr, die apokalypse ist nah.

Gesänge fremder Völkerschaften

Tatsächlich, der Berlinpankowblogger hat ihn erwischt: "Ziehpapa und Pfleger von Berlins Star-Eisbär Knut, Thomas Dörflein, bessert sein Gehalt mit Straßenmusik auf", enthüllt Ole nach einem Überrachungsbesuch im 570 Kilometer entfernten Warschau. Dort musiziert der enttäuschte, gebrochene Ex-Eisbärenvater mit der musealen Medienallergie einsam gegen den Kummer an. Deutschland ein Sozialstaat? Dass wir nicht lachen!

Ende in Indien

In Deutschland legen sie in Schiffsfonds an, 11 Prozent Rendite nach Steuern garantiert. In Norwegen sitzt mit John Fredriksen der größte Reeder der Welt, aber eigentlich wohnt der in London, ist auf Zypern zu Hause, wegen der Steuern, hat seine größte Firma auf den Bermudas angesiedelt und im Augenblick größen Appetit auf die Flotte der deutschen Tui, die früher mal dänisch war. Nicht in Dänemark, sondern in China bauen sie die Schiffe, auf denen die Globalisierung um die Welt fährt. Im indischen Chittagong reißen sie sie dann irgendwann später wieder auseinander. Mit Zähnen und Seilen und Hämmern und Meißeln.

Böses Omen für Obama


Er ist der Liebling der Lehrer, Bioladen-Besitzer und Fahrer von klimareduzierten Blue-Motion-Modellen und würde, träte er gegen Angela Merkel an, einen Erdrutschsieg einfahren. Auch wenn er im Wahlkampf kein Wort Deutsch spräche. Barack Obama steht für das gute, das friedliche, das, so will es Deutschland, andere Amerika.

Dass ausgerechnet seine Konkurrentin Hillary Clinton nicht einsehen will, dass es zu Obama im Weißen Haus von Deutschland aus gesehen keine echte Alternative gibt, ärgert aber nicht nur das politische Schweinfurt und die Reste der Arbeiterbewegung in Benneckenstein, die ihren Kurt "Mecki" Beck liebend gern tauschen würde gegen einen charismatischen Internationalisten mit Blendax-Strahlelächeln.

Nein, auch die britische Zeitung "Financial Times" würde statt von McCain oder Clinton nächstens lieber von Obama im Oval Office empfangen werden. Deshalb haben die Experten in London jetzt durchgerechnet, was der Welt am meisten dient. Und dann eine "Wahlempfehlung" für den "Yes, we can"-Mann ausgesprochen.

Deutschen Medien wie dem in Mittweida und Michigan stets gleich gut informierten "Spiegel" gilt das als halbe Miete auf dem Weg ins Amt. Eigentlich aber ist es ein böses Omen: Zuletzt hat die "Financial Times" mit viel Liebe für eine Wahl von John Kerry geworben. John Kerry? Das war der Ketchupmilliardär, der die Wahl dann trotzdem gegen George W. Bush verlor.

Sonntag, 20. April 2008

Von wegen reformmüde

Von wegen, Deutschland reformmüde! Keine Spur. Aus Hamburg, wo erstmals eine schwarz-grüne Koalition sich anschickt, gemeinsam Politik und Geschichte zu machen, kommen hoffnungsvolle Zeichen. Mutig gehen Ole von Beust und seine grünen Verbündeten die Großbaustellen der Gesellschaft an, keine Tabus sind mehr erlaubt, kein Wegducken vor der Verantwortung. Es geht um die zentralen Fragen, um das Glück der Menschen, um die entscheidenden Weichenstellungen in die Zukunft der Republik.

Deshalb wurde im Koalitionsvertrag neben anderen, eher nebensächlichen Paragraphen auch der eine, entscheidende festgehalten, der die Tür aufstößt in ein neues Morgen, in eine Zukunft ohne Sorgen: "Am Christopher Street Day soll auf dem Rathausmarkt die Regenbogenfahne gehißt werden", haben Schwarz und Grün beschlossen und aufgeschrieben. Deutschland, ja und auch Hamburg, haben keine anderen Probleme mehr. Die übrigen Bundesländer werden nachziehen müssen. Und das ist gut so!

Nun mit noch mehr Niwoh

Lange war er abgetaucht, jetzt kommt er wieder, einen verwegenen Cowboyhut auf dem Birnenschädel, die mit kostbaren Memorabilia aus aller Welt reich geschmückte Wohnzimmerwand hinter, das gute alte Sennheiser-Edelmikro vor sich. Mit "Dicke Titten" landet der liebesnwerte Sven Banis, Ostdeutschlands viel Fleisch gewordene Antwort auf Elvis und Lindenberg, einmal mehr einen Volltreffer.

Nicht im Bild: Wie der letzte DDR-Innenminister Diestel und der Linken-Richelieu Gysi ist Banis von Hause aus Rinderzüchter, ein Teil seiner geheimnisvollen Aura dürfte von der Arbeit über und an der Kuh herrühren. Das ZDF hat das Talent deseinmalig exzentrischen Entertainers unterdessen erkannt und ihm Sendezeit zur Verfügung gestellt. Banis wurde allerdings gezwungen, seinen Kuhhirtenhut vor der ersten Klappe abzunehmen. Ein ungehöriger Akt der Zensur, der den Siegeszug des Herzbuben aus Beesenstedt (Banis über Banis) auch nicht mehr aufhalten wird.

Freitag, 18. April 2008

EU dreht Terror-Pipeline zu

Europa macht dem virtuellen Terror im Internet entschlossen ein Ende. Mit einem Federstrich haben die Justizminister der 27 EU-Staaten den Aufruf, die Anwerbung und die Ausbildung zu Anschlägen im Internet EU-weit unter Strafe gestellt. Webseiten mit islamistischen Parolen, die auf Servern in der EU gehostet sind, wären damit verboten, ihre Betreiber könnten durch die Behörden strafrechtlich verfolgt werden.

Abgesehen von den Online-Portalen von "Spiegel", "Focus" und "Welt", die noch jedes Gaga-Al-Kaida-Video aus dem "unzugänglichen Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan" (dpa) zuverlässig in die Welt blasen, dürften allerdings keine islamistischen Internetseiten von dem Beschluss betroffen sein. Seit Jahren schon bevorzugen die Aktivisten der GIMF Server in Malaysia und amerikanische Blogbetreiber, um die lebensüberdrüssige Großstadtjugend im Westen zu den berühmten "Frühjahrs-" bzw. "Herbstoffensiven" und den 77 Jungfrauen zu rufen.


Rein virtuell dreht die EU dem Terror also die Pipeline zu, sie verbietet ihn geradezu. Die Meinungsfreiheit aber bleibt gewahrt, weil Gerichte in allen EU-Staaten künftig die Möglichkeit haben, von allen Providern innerhalb der EU eine Sperrung von Websites unter Terrorwerbeverdacht zu verlangen.

Das ist so, weil, schwören die Minister, die gewählten Formulierungen "sich eng an ein entsprechendes Übereinkommen des Straßburger Europarats zur Verhütung des Terrorismus" (dpa) anlehnten. Ein Verbot in enger Anlehnung an ein entsprechendes Übereinkommen zur Verhütung also. Jetzt noch die 77 Jungfrauen verbieten und das Aus für Al Kaida ist besiegelt.

Glück ist keine warme Knarre

Hier irrten die Beatles: Happyness is not a warm gun, Glück kommt nur selten aus Gewehrläufen, auch Zufriedenheit beruht nur selten auf dem Wissen, dass man noch ein volles Magazin einstecken hat. Adrian White von der Universität in Leicester hat eine schön bunte Karte über die Glücksverteilung auf der Welt erstellt, die Deutschland immerhin gleichauf mit der Mongolei sieht und Glückshochburgen in Nordamerika, Australien, Skandinavien und Nordirland zeigt. Frankreich ist so unglücklich wie China, beide sind unglücklicher als Saudi-Arabnien, aber wenigstens glücklicher als Rußland. Keine Daten gibt es aus Nordkorea. So ein Unglück.

Kirchen sind Kapitalisten

Die kirchlichen Verbände Diakonie und Caritas wehren sich gegen die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in der Pflegebranche. Ein solcher sei »kein taugliches Mittel«, Armut und Schwarzarbeit wirksam zu bekämpfen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Verbandes diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD) und der Arbeitsgemeinschaft caritativer Unternehmen (AcU).

Ufos mit Lichthupe

Sie sind wieder überall, zumindest seit die große deutsche
Ufo-Datenbank vor einigen Tagen scharfgeschaltet wurde. Seitdem kann jeder, der die fliegenden Andromedaner und Alphazentauris in ihren hochgezüchteten Keramikflundern irgendwo am Himmel erwischt, seine Beobachtungen zur sofortigen wissenschaftlichen Auswertung durch ausgewiesene Ufo-Experten melden.

Die ersten Hinweise aus Köthen und dem Ruhrgebiet klingen vielversprechend. Zwar lässt sich nur raten, was die Marsianer ausgerechnet in Köthen, einem Kaff in Sachsen-Anhalt, suchten, dort gewesen aber sind sie vorgestern erst. Ein Augenzeuge beschreibt: "Von sehr weitem rote oder rot/weiße Sterne ohne Laute, die ungewöhnliche ungerade Bahnen fliegen. Können superschnell, superlangsam, um die Ecke fliegen und stehen bleiben. Sehr nahe meistens Dreiecke ohne Flügel, Fenster, Düsen, Propeller, die vibrierende Geräusche machen. Können die mit ganzer Fläche eine Lichthupe machen als zeichen, dass sie ein winken gesehen haben. Verschiedene Typen, auch mit Iris in der Mitte für blauen Strahl zum Absetzen und Aufnehmen von Personen."

Propeller also, die "vibrierende Geräusche" machen. Erstaunlich. Wurde im Ruhrgebiet so nicht bemerkt, denn dort saß der Ufo-Zeuge mit seiner "Freundin im Auto und wir hatten freien Blick auf den Himmel und sahen dort erst ein Flugzeug (schwache Blinklichter) als mir sekunden später im Augenwinkel ein Aufhellender Lichtpunkt über einem Haus auffiel. Viel heller und ein wenig grösser als ein Stern und auch nicht weich oder rund sondern stark leuchtend.

Der Lichtpunkt bewegte sich minimal, fast unsichtbar, weswegen wir die Bewegung als optische Täuschung hielten. Als kurz darauf ein weiteres Flugzeug in Richtung Lichtpunkt auftauchte (unseren Vermutungen nach sahen wir die Landezone des Flughafen Düsseldorf), sagten wir noch, mal gucken was passiert wenn das Flugzeug am Licht ankommt. Als das Flugzeug das Licht passierte folgte dieses wie an einem Gummiband gezogen mit gleicher Geschwindigkeit dem Flugzeug bis eine Hauswand unseren Blick darauf unterbrach."


Schade eigentlich. Wäre die Hauswand nicht gewesen, hätte die Menschheit jetzt erstmals Beweise dafür, dass es andere gibt, irgendwo da draußen und irgendwo über Köthen. So aber muss die Datenbank weiter sammeln.

Haltlose Erregung

Die Ereignisse in Tibet verursachen im Westen eine etwas haltlose Erregung - der als Dalai Lama wiedergeborene Buddha und seine Mönche genießen hier etwa dasselbe Ansehen wie gewisse vom Aussterben bedrohte Walarten.

Zwei Mal Sozialismus

Es mag sehr gut möglich sein, dass der Sozialismus deshalb nicht tot ist, weil er nicht sterben kann.

Als Whittacker Chambers, ein hochrangiger kommunistischer Agent, nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Amerikanern überlief, sagte er, er wechsle gerade von der Seite der Sieger zu den Verlierern der Geschichte – so mächtig erschien die Sowjetunion.

Muli-Kuli-Mieinander

Das „t“ thront schließlich wie eine Fratze der Dekadenz über dem Schlüsselwort „Toleranz“. Es reicht schließlich auch, von Oleranz zu reden. Oder ewa nich? Auch „Gott“ ist eine Zumutung mit dem verdoppelten Kreuz. „Go“ würde völlig genügen für die Wellness-Religion des Westens. Jenes Christentum klänge doch ohne „t“ als Krisenum viel umgänglicher. Und wenn die Zeitung nur noch Zeiung hieße, könnte man das Präfix Ver- voranstellen und hätte gleich eine adäquate Ausdrucksform der inneren Haltung im Zeitalter der Selbstzensur. Denken Sie an den Dialog der Kuluren, an das Muli-Kuli-Mieinander, an den Verra eigener Were und Radiion. Und wenn wir stürben, dann wären wir „o“. So soll es sein: Nieder mit dem „t“.

R.I.P

bekannt wurde edward lorenz, weil er "in den 60er-Jahren zufällig auf die Chaos-Theorie gestoßen (war): Als er unbeabsichtigt zweimal die scheinbar selben Berechnungen zu einem Wettermodell durch einen Computer schickte, erhielt er völlig unterschiedliche Ergebnisse. Bei der gründlichen Überprüfung des Vorgangs stellte sich heraus, dass dafür an einer Stelle eine winzige Verschiebung der Dezimalstelle – weniger als 0,0001 – verantwortlich war" (focus) .

kleinste "Störungen in nichtlinearen Systemen (können also) zu drastischen, nicht vorhersagbaren Veränderungen führen" (faz). oder anders gesagt: wenn eines der derzeitigen katastrophischen klima-modelle auch nur annähernd der wirklichkeit nahe käme, wäre das der pure zufall. lorenz kann leider nicht mehr intervenieren, er ist am mittwoch im alter von 90 jahren gestorben.

Nicos fünf Minuten Ruhm

Unwiderstehlich, die Geschichte. Also waren sie alle dabei. Der "Focus" jubelte "Schüler rechnet Nasa was vor", "Bild" ließ den Helden gestehen "Ich habe den Weltuntergang ausgerechnet" und der "Tagesspiegel" titelte schlicht "Nico und der Weltuntergang".

Ist ja auch ein Ding, dass da ein kleiner Gymnasiast aus Potsdam kommt, und der großen amerikanischen Weltraumbehörde sagt, wo es langgeht: Die US-Experten haten bisher errechnet, dass die Wahrscheinlichkeit eines Einschlages des Asteroiden Apophis im Jahr 2036 auf der Erde bei 1:45000. Dann kam Nico Marquardt, rechnete nach und kam auf eine Wahrscheinlichkeit von 1:450. Nasa und Esa checkten die Berechnungen und waren anschließend ganz zerknirscht.

Ja, das alte Europa! Macht der neuen Welt noch immer was vor, wenns drauf ankommt. Mit der kleinen Einschränkung, dass die Geschichte nicht stimmt: In Wirklichkeit sind die Berechnungen von Nico Marquardt falsch, die der Nasa richtig, eine Bestätigung des Ergebnisses aus Potsdam hat es deshalb auch nie gegeben. Fünf Minuten Ruhm sind manchmal verdammt schnell rum.