Mutige Mönche, grausame Chinesen, ein unfehlbar moralischr Dalai Lama und knurrige Kommunisten, die ihm sein Erbe neiden. Stimmt das in deutschen Medien gängige Bild, muss Tibet in der guten alten Zeit vor etwa tausend Jahren, als es mal kurz unabhängig war wie seinerzeit auch Dalmatien unabhängig gewesen ist, das Traumland aller Demokraten gewesen sein. Ein feudales System zwang die Hälfte der rund 1,2 Millionen Einwohner unter die Knute der Leibeigenschaft der Lamas, die Klöster besaßen den Hauptanteil des Landes und hielten die Menschen in Unbildung. Tibet war abgeschottet, Handel und Reisen gab es nicht.
Später eroberten die Mongolen, die Chinesen, die Briten und wieder die Chinesen das Kirchenkönigreich, das wechselweise tausend Jahre lang fremdbeherrscht wird wie auch Schleswig-Holstein und Sizilien fremdbeherrscht werden. Dennoch schallt der Freiheitsruf der buddhistischen Mönche wie Donnerhall über das Land - während etwa der Freiheitsruf der Komoreninsel Anjouan, die sich im vergangenen Jahr für unabhängig erklärte, unhörbar verhallt.
So kommt es, dass auf Anjouan Truppen der Aufrika-Föderation AU landen und unbehelligt von internationalen Protesten gegen die Sezessionisten vorgehen können, weil nach Ansicht auch der UN die territoriale Integrität jedes Staates dessen oberstes Gut ist. Während die Sezessionisten in Tibet sich unter Berufung auf die Zeit der damals selbst erklärten, von China aber nie anerkannten Unabhängigkeit zwischen 1913 und 1951 sich des internationalen Beifalls für das Abfackeln chinesischer Läden und Behörden in Llasa sicher sein können.
Unklar ist, wann die Truppen der AU gegen die vierte der vier Komoreninseln ausrücken: Die Insel Mayotte wird von der komorischen Zentralregierung als staatszugehörig betrachtet, allerdings bis heute von der einstigen Kolonialmacht Frankreich vewaltet. Besetzt, würden deutsche Medien das nennen - natürlich nur, wenn die Komorer Tibeter wären. Und die Franzosen Chinesen.
Auf den Punkt gebracht...
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