Die kostenlose Online-Enzyklopädie Wikipedia hat den traditionsreichen Brockhaus ermordet. Ab dem 15. April wird der Mannheimer Brockhaus-Verlag seine wuchtige "Brockhaus Enzyklopädie" mit mehr als 300.000 Stichwörtern online kostenlos anbieten und versuchen, Einnahmen aus Werbung zu generieren. Auf Papier kostete die 30-bändige Ausgabe mit rund 24.500 Seiten bislang mindestens 2670 Euro, jahrzehntelang ernährte sie ein Heer von fahrenden Lexikonverkäufern. "Die 21. Auflage der Enzyklopädie war voraussichtlich die letzte - ab jetzt findet alles online statt", sagte ein Sprecher zum Aus. Nicht erwähnt wurde, was aus den unermüdlichen Hausierern werden soll, die es immer wieder schafften, 45-jährigen Legasthenikern das gesammelte Weltwissen in Leder gebunden anzudrehen.
"Wir dachten, wir könnten in der Printwelt noch einmal richtig glänzen. Doch wir mussten einsehen, dass die Leute im Internet suchen", sagte Verlagschef Ulrich Granseyer, der dabei natürlich einem Irrtum unterliegt, wie Experten hier bei PPQ immer wieder betonen: Die Zukunft liegt bei den Medien, die zerfaserte Baumreste mit Tinte bedrucken. Horst Seehofer, Peer Steinbrück und Kurt "Mecki" Beck jedenfalls werden, sobald die Zahl der entlassenen Brockhaus-Vertreter bekannt wird, zum Boykott des neuen Online-Lexikons aufrufen.
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