Politiker von SPD und CDU sind aus dem Häuschen vor gespielter Empörung. Seit nicht mehr nur Nokia Stellen streicht, wird zwar nicht mehr ganz so flott nach einem Boykott für Pritstifte (Henkel), bayrische Edellimousinen (BMW) oder Festnetztelefone (Telekom, Siemens) gerufen. Aber dass Großunternehmen massenhaft Stellen streichen, obwohl die Geschäfte gut laufen, bringt Sozialpolitiker wie den Noch-Ministerpräsidenten Roland Koch in Hessen doch dazu, entrüstet zu tun.
Auch in der SPD regt sich verbaler Widerstand, hinter den Kulissen berät die wiedererstarkte "Arbeiterpartei" (Willy Brand), ob ein gesetzliches Verbot von Entlassungen angebracht ist. Oskar Lafontaine von der wiedererstarkten PDS legte den Finger in die schwärende Wunde und diagnostizierte anschließend "ungezügelten Raubtierkapitalismus'. Er warf der Koalition aus Union und SPD vor, nichts dagegen zu tun. „Langfristiges Denken wäre es, wenn die Mitarbeiter entsprechend qualifiziert werden", schlug auch Michael Meister von der nach der Hamburg-Wahl wiedererstarkten CDU in dieselbe Kerbe.
Vorgemacht hat die Politik zu Lafontaines aktiven Zeiten als Ministerpräsident und Minister in Berlin, wie das gemacht wird: Sie baute in der öffentlichen Verwaltung seit 1991 1,9 Millionen Vollzeitstellen ab. Arbeiteten damals noch 6,7 Millionen Menschen direkt bei staatlichen Institutionen, sind es heute gerademal noch 4,8 Millionen (nach Sabine Rein, Die Politik des Personalabbaus).
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