Hannes Stein von der "Welt" hat US-Zeitungen gelesen und in Commentary einen Beitrag des Historikers Arthur Herman, der nicht mit Eva Herman verwandt ist, gefunden, der das gängige Wissen über den Vietnamkrieg Revue passieren lässt, um anschließend festzustellen: Alle falsch.
Ho Chi Minh war kein vietnamesischer Nationalist, der sein Land gegen fremde Invasoren verteidigte - zunächst die Japaner, dann die Franzosen, schließlich die Amerikaner. "Onkel Ho" war ein Agent der Komintern seit den Dreißigerjahren. Am Kampf gegen die Japaner beteiligte er sich so gut wie gar nicht, stattdessen war er damit beschäftigt, Konkurrenten um die Macht auszuschalten. Gegen die Franzosen kämpfte er im Auftrag Stalins und mithilfe Maos. Mitte der Fünfzigerjahre ließ er 50.000 Vietnamesen töten, noch einmal doppelt so viele verschwanden im Knast. 1958 kollektivierte Ho Chi Minh die nordvietnamesische Landwirtschaft. Es folgte eine Hungersnot (Opferzahl unbekannt), danach war Nordvietnam einfach nur ein verarmter Polizeistaat.
Südvietnam war gewiss keine funktionierende Demokratie, aber so erfolglos und unbeliebt, wie man heute annimmt, war dieser Staat auch wieder nicht. Das Massaker von My Lai, das die amerikanische Armee anrichtete, war nicht der Normalfall, sondern eine grässliche Ausnahme. Die legendäre Tet-Offensive endete nicht mit dem Sieg des vom Norden ausgehaltenen Vietcong, sondern mit dessen Niederlage an allen Fronten. Danach unterstützte die Mehrheit der Südvietnamesen die eigene Regierung, die eine erfolgreiche Landreform durchführte. Und dann zogen die Amerikaner sich zurück. Folge: 65 000 Südvietnamesen wurden ermordet, etwa ein Drittel der Bevölkerung verschwand in "Umerziehungslagern", wo vielleicht eine Viertelmillion Menschen elend krepierte.
Das alles lehrt uns was? Dass Geschichtsschreibung und öffentliche Wahrnehmung nicht miteinander verwechselt werden sollten.
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