Der große Fußball schaute im April für ein paar Sekunden herein. Damals verkündete der Ex-Torwart und derzeitige Tabellenführer der belgischen TV-Soap-Liga Jean Marie Pfaff, den halleschen Fußball aus dem Koma erwecken zu wollen. Wenig später kamen neue Spieler, ein neuer Trainer übernahm das Kommando auf der Brücke, um das Schiff des Traditionsvereins in Richtung der neuen Regionalliga zu steuern.
Neun Monate später ist der Dampfer allerdings schon wieder in höchster Seenot. Ein kurzer, eher zufällig anmutender Höhenflug im Frühherbst, der bis an die Tabellenspitze führte, wurde mit einer Serie von hilflosen Auftritten voller Bolzfußball recht rasant beendet, statt weiter nach oben zu schauen, fand sich der ehemalige Zweitbundesligist mit den seit Jahren sorgsam gepflegten großen Plänen dort wieder, wo er zu Hause ist: Im Mittelfeld.
Gegen die Mannschaft von Gera 03, einem Kleinstadtverein, der erst gegründet wurde, als sein hallesches Pendant schon im fünften Anlauf auf eine Rückkehr zum Profifußball gescheitert war, sollte die Kehrtwende gelingen. Aber immer wenn hier, im baufälligen Kurt-Wabbel-Stadion, etwas gelingen soll, ist sicher, dass es nicht gelingt. Die aus eingeflogenen Vollprofis zusammengeschmiedete Truppe des Trainerneulings Sven Köhler zeigte denn auch vom Anpfiff an, dass es nicht am Wollen liegt, wenn nichts geht. Das Ensemble aus Männern, die in ihren besten Tagen in höheren Ligen spielten, kann es einfach nicht besser: Die Abwehr steht, strahlt aber nach vorn keine Gefahr aus. Der Spielaufbau erfolgt durch lange, blind in Richtung Gegnertor geschlagene Bälle. Ein Mittelfeld spielt nicht mit, den Sturm bildet ein dauerlaufender Maik Kunze, dem, wenn er denn zum flanken kommt, kein Mitspieler den Ball abnimmt. Der Mann ist dennoch wiedereinmal der Beste in einer ansonsten anämisch wirkenden Gastgeberelf.
Aber er ist nicht der beste Hallenser auf dem Platz. Das ist Rock Embingou, inzwischen 39 und in Diensten des Geraer Aufsteigers. Der Oldie, der immer noch in Halle wohnt, zaubert seinen Gegenspielern Knoten in die Beine - zum Glück überrascht er auch seine Mitspieler, so dass die ganz vergessen, den Ball ins Tor zu schießen, nachdem "Rocky" sie mit drei Körperfinten und zwei Übersteigern im Fünfmeterraum freigespielt hat.
So steht es nach 38. Minuten plötzlich und völlig überraschend für die an 0:1 Pausenrückstände gewöhnten Zuschauer 1:0 für die Gastgeberelf. Shubitize, im Sommer aus Armenien geholt, um der hallesche Embingou zu sein, was er bis heute nicht in Ansätzen ist, schießt aus zwölf Metern ins Eck. Erste Chance, erstes Tor.Das Publikum in der verrotteten Schüssel, die einst als "Mitteldeutsche Kampfbahn" gebaut wurde und nach dem Willen von Stadtoberen und Vereinspräsidium bald in Baugrundstücke für Einfamilienhäuser zerlegt werden wird, weiß aber, was jetzt kommt. Nach der Führung stellt der HFC die Arbeit ein. Gera löst die Handbremse. Angeführt von Embingou und dem Erfurter Ex-Profi Marco Weißhaupt beweisen die Thüringer, in deren Reihen mit Embingou und Torwart Richter mehr Hallenser stehen als bei den Hallenser, dass es sogar möglich ist, auf dem durchweichten Holperrasen flüssig Fußball zu spielen.
Vom Gastgeber hingegen kommt nichts mehr, abgesehen von Kunzes Versuchen, mit dem Ball ins gegnerische Tor zu laufen. Dennoch dauert es bis zur 71. Minute, ehe Gera ausgleicht und das Spiel damit auch schon beendet. Bis auf ein paar Einwürfe des Fußballweitwurfweltrekordhalters Michel Petrick, der seit seiner Verpflichtung vor drei Jahren versucht, mit einem seiner Würfe den Kopf eines Mitspielers zu treffen, was ihm auch heute nicht gelingt, passiert nichts mehr. Halles Trainer Sven Köhler wechselt noch dreimal aus, unter anderem bringt er den am Vortag in der Reserve enttäuschenden David Reich. Draußen bleiben muss der Trainingsbeste der Woche, Benedikt Seipel, der aus lauter Wut beginnt, Liegestütze hinter dem Tor zu machen. Mit 70 Stück am Stück zweifellos die kraftraubendste Aktion der Heimelf an diesem Tag.
Trainer Köhler schaut nicht hin. Demnächst darf er sich das ganze Drama vermutlich sowieso wieder aus sicherer Entfernung angucken. Der 41-Jährige findet auch nach fünf Monaten kein Mittel, seiner Mannschaft eine klare Linie zu geben. Selbsternannte Führungsspieler wie Kevin Kittler und David Bergner nehmen keine Anweisungen von ihrem unerfahrenen Chef entgegen, pfeifen aber dafür auf dem Platz Mitspieler wie den Tschechen Janecek immer wieder gnadenlos zusammen, um von eigenen Fehlern abzulenken. Köhler wiederum lässt Nachwuchskräfte wie Seipel oder Stroehl, die in der Vergangenheit bereits in der Oberligaelf eingesetzt worden waren, ohne Erklärung links liegen, um stattdessen Woche für Woche auf eine Leistungssteigerung derselben Akteure zu hoffen, obwohl diese offenbar zu besserem Fußballspiel gar nicht in der Lage sind.
Der logische nächste Schritt, in den zurückliegenden Jahren immer wieder mit niederschmetterndem Erfolg durchexerziert, ist ein Trainerrauswurf in den nächsten paar Tagen, spätestens zur Winterpause. Vor Beginn der Rückrunde steht dann noch die Verpflichtung von vier bis sechs neuen Spielern an. Auch das hat Tradition in Halle. Vermutlich noch vor den Februarferien wird dann zum ersten Mal auch vom "Plan B" die Rede sein, der in Kraft tritt, wenn der Sprung in die Regionalliga nicht nur praktisch wie jetzt, sondern auch rechnerisch nicht mehr möglich ist.
Vorerst aber pfeift der in Hoffnungsgrün gekleidete Schiri ab. 1:1, durchaus leistungsgerecht. Trainer Sven Köhler nimmt nach aufregenden 90 Minuten, die er durchweg wortlos herumgestanden hat, auf seiner Bank Platz. Er weiß schon, dass er Verschwinden wird wie alle anderen vor ihm, ohne Spuren zu hinterlassen und ohne einen Blumenstrauß zum Abschied zu bekommen. Auch von Jean Marie Pfaff war in Halle nach der Premiere im April nie wieder die Rede. Es beginnt zu regnen.
Neun Monate später ist der Dampfer allerdings schon wieder in höchster Seenot. Ein kurzer, eher zufällig anmutender Höhenflug im Frühherbst, der bis an die Tabellenspitze führte, wurde mit einer Serie von hilflosen Auftritten voller Bolzfußball recht rasant beendet, statt weiter nach oben zu schauen, fand sich der ehemalige Zweitbundesligist mit den seit Jahren sorgsam gepflegten großen Plänen dort wieder, wo er zu Hause ist: Im Mittelfeld.
Gegen die Mannschaft von Gera 03, einem Kleinstadtverein, der erst gegründet wurde, als sein hallesches Pendant schon im fünften Anlauf auf eine Rückkehr zum Profifußball gescheitert war, sollte die Kehrtwende gelingen. Aber immer wenn hier, im baufälligen Kurt-Wabbel-Stadion, etwas gelingen soll, ist sicher, dass es nicht gelingt. Die aus eingeflogenen Vollprofis zusammengeschmiedete Truppe des Trainerneulings Sven Köhler zeigte denn auch vom Anpfiff an, dass es nicht am Wollen liegt, wenn nichts geht. Das Ensemble aus Männern, die in ihren besten Tagen in höheren Ligen spielten, kann es einfach nicht besser: Die Abwehr steht, strahlt aber nach vorn keine Gefahr aus. Der Spielaufbau erfolgt durch lange, blind in Richtung Gegnertor geschlagene Bälle. Ein Mittelfeld spielt nicht mit, den Sturm bildet ein dauerlaufender Maik Kunze, dem, wenn er denn zum flanken kommt, kein Mitspieler den Ball abnimmt. Der Mann ist dennoch wiedereinmal der Beste in einer ansonsten anämisch wirkenden Gastgeberelf.
Aber er ist nicht der beste Hallenser auf dem Platz. Das ist Rock Embingou, inzwischen 39 und in Diensten des Geraer Aufsteigers. Der Oldie, der immer noch in Halle wohnt, zaubert seinen Gegenspielern Knoten in die Beine - zum Glück überrascht er auch seine Mitspieler, so dass die ganz vergessen, den Ball ins Tor zu schießen, nachdem "Rocky" sie mit drei Körperfinten und zwei Übersteigern im Fünfmeterraum freigespielt hat.
So steht es nach 38. Minuten plötzlich und völlig überraschend für die an 0:1 Pausenrückstände gewöhnten Zuschauer 1:0 für die Gastgeberelf. Shubitize, im Sommer aus Armenien geholt, um der hallesche Embingou zu sein, was er bis heute nicht in Ansätzen ist, schießt aus zwölf Metern ins Eck. Erste Chance, erstes Tor.Das Publikum in der verrotteten Schüssel, die einst als "Mitteldeutsche Kampfbahn" gebaut wurde und nach dem Willen von Stadtoberen und Vereinspräsidium bald in Baugrundstücke für Einfamilienhäuser zerlegt werden wird, weiß aber, was jetzt kommt. Nach der Führung stellt der HFC die Arbeit ein. Gera löst die Handbremse. Angeführt von Embingou und dem Erfurter Ex-Profi Marco Weißhaupt beweisen die Thüringer, in deren Reihen mit Embingou und Torwart Richter mehr Hallenser stehen als bei den Hallenser, dass es sogar möglich ist, auf dem durchweichten Holperrasen flüssig Fußball zu spielen.
Vom Gastgeber hingegen kommt nichts mehr, abgesehen von Kunzes Versuchen, mit dem Ball ins gegnerische Tor zu laufen. Dennoch dauert es bis zur 71. Minute, ehe Gera ausgleicht und das Spiel damit auch schon beendet. Bis auf ein paar Einwürfe des Fußballweitwurfweltrekordhalters Michel Petrick, der seit seiner Verpflichtung vor drei Jahren versucht, mit einem seiner Würfe den Kopf eines Mitspielers zu treffen, was ihm auch heute nicht gelingt, passiert nichts mehr. Halles Trainer Sven Köhler wechselt noch dreimal aus, unter anderem bringt er den am Vortag in der Reserve enttäuschenden David Reich. Draußen bleiben muss der Trainingsbeste der Woche, Benedikt Seipel, der aus lauter Wut beginnt, Liegestütze hinter dem Tor zu machen. Mit 70 Stück am Stück zweifellos die kraftraubendste Aktion der Heimelf an diesem Tag.
Trainer Köhler schaut nicht hin. Demnächst darf er sich das ganze Drama vermutlich sowieso wieder aus sicherer Entfernung angucken. Der 41-Jährige findet auch nach fünf Monaten kein Mittel, seiner Mannschaft eine klare Linie zu geben. Selbsternannte Führungsspieler wie Kevin Kittler und David Bergner nehmen keine Anweisungen von ihrem unerfahrenen Chef entgegen, pfeifen aber dafür auf dem Platz Mitspieler wie den Tschechen Janecek immer wieder gnadenlos zusammen, um von eigenen Fehlern abzulenken. Köhler wiederum lässt Nachwuchskräfte wie Seipel oder Stroehl, die in der Vergangenheit bereits in der Oberligaelf eingesetzt worden waren, ohne Erklärung links liegen, um stattdessen Woche für Woche auf eine Leistungssteigerung derselben Akteure zu hoffen, obwohl diese offenbar zu besserem Fußballspiel gar nicht in der Lage sind.
Der logische nächste Schritt, in den zurückliegenden Jahren immer wieder mit niederschmetterndem Erfolg durchexerziert, ist ein Trainerrauswurf in den nächsten paar Tagen, spätestens zur Winterpause. Vor Beginn der Rückrunde steht dann noch die Verpflichtung von vier bis sechs neuen Spielern an. Auch das hat Tradition in Halle. Vermutlich noch vor den Februarferien wird dann zum ersten Mal auch vom "Plan B" die Rede sein, der in Kraft tritt, wenn der Sprung in die Regionalliga nicht nur praktisch wie jetzt, sondern auch rechnerisch nicht mehr möglich ist.
Vorerst aber pfeift der in Hoffnungsgrün gekleidete Schiri ab. 1:1, durchaus leistungsgerecht. Trainer Sven Köhler nimmt nach aufregenden 90 Minuten, die er durchweg wortlos herumgestanden hat, auf seiner Bank Platz. Er weiß schon, dass er Verschwinden wird wie alle anderen vor ihm, ohne Spuren zu hinterlassen und ohne einen Blumenstrauß zum Abschied zu bekommen. Auch von Jean Marie Pfaff war in Halle nach der Premiere im April nie wieder die Rede. Es beginnt zu regnen.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenah, ah, ah das war aber schon wesentlich böser als der letzte artikel, den man noch unter gepflegter ironie ablegen konnte.
AntwortenLöschenmein lieber, ich habe mich heute schon vor eins auf diesen artikel gefreut, nicht schadengefreut nein, aber auch du wusstes was passiert, weils immer passiert, ich unterstelle nicht, daß der text schon in der schublade war, das nicht, muß ja auch nicht, das grundgerüst existiert seit jahren, vielmehr muß man loben, daß da überhaupt noch ein solcher text, der interesse weckt, möglich ist, soll heißen, hätte man auch schon vor drei jahren so lesen können,
interessant wäre, wenn sich mal einer die mühe machte und die webhallunkenforumsbeiträge der letzte jahre filterte und sagen wir mal jahreszeitengemäß aufbereitete, ich bin mir sicher, da kommen schablonen, die kannst du übereinnanderlegen, da erkennst du das jahr nicht mehr.
guckt euch mal die statistik des hfc bei transfermarkt.de an, einmalig.
als der trainer hier auftauchte dachte ich als erstes, der ist aber der blödeste von allen der letzten 6 jahre nach landespokalgewinn, wer war damals eigentlich trainer, als doc wiemann noch doc war,
ja, der blödeste, dann dachte ich nach den ersten spielen, sollte der es etwa packen, reschpekt, heute sah ich ihn im mdr, was soll ich sagen, der erste eindruck ist oft der richtige, der is ja so blöd und guckt auch so.
ach na klar und was mir den ganzen nachmittag durch den kopf ging: rock embingou und mike sadlo, so wie namen aus einer längst vergangenen zeit
AntwortenLöschenund dann sage ich ja immer gerne zum schluß, und damit habe ich seit jahren, immer dann wenn die letzten blätter gefallen sind, recht, da hättense auchen lesch behalten können
der war nicht fertig, der ist live. aber du hast völlig recht - ich empfahl heute beim rausgehen jemandem, er solle die zeitungen vom letztes jahr, selbe zeit, lesen, wenn er wissen wolle, wies von hier aus weitergeht
AntwortenLöschenlesch? klar, was dieser schubidubidu nicht kann, kann lesch auch nicht. und der wäre billiger gewesen
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