Es geht ihr „nicht um politische Zensur“, aber wenn sie Zensur fordern muss, damit ein paar Kameras angehen, dann tut sie das auch. Deshalb hat Katina Schubert, die Vizechefin der Partei Die Linke, ehemals PDS, davor SED, jetzt Anzeige gegen das Online-Lexikon Wikipedia gestellt. Wegen der Verbreitung verfassungfeindlicher Symbole. Dort nämlich werden zu einem Beitrag über die Hitlerjugend "verfassungsfeindliche Symbole der Nazis" gezeigt, und das auch noch, sagt Schubert, " kommentarlos".
Das Bild einer Flagge der Hitler-Jugend mit dem Hakenkreuz-Symbol und die Abbildung eines Leistungsbuchs der HJ sowie ein abfotografiertes HJ-Abzeichen könnten sich, so die Befürchtung der Politikerin mit dem tiefsitzenden Blockwart-Gen, "Rechtsextreme problemlos herunterladen und weiter verbreiten". Weil die nämlich überhaupt keine andere Möglichkeit haben, an so etwas heranzukommen. Nie. Keine Chance. Weil es nämlich keine Bücher darüber gibt. Keine Filme, keine DVDs, keine Internetshops, die diese anbieten, nichts.
Wie sie gegen die anderen 17.000 allein bei Googles Bildersuche gelisteten Seiten vorgehen will, die Symbole der Hitlerjugend mehr oder weniger kommentarlos verbreiten, sagte Katina Schubert nicht. Auch scheint sie nicht zu planen, das ZDF, Guido Knopp, Helge Schneider oder Tom Cruise anzuzeigen oder irgendwo zu erwähnen, dass der von ihr angezeigte Wikipedia-Artikel sowieso schon seit einem Monat zum Löschen vorgeschlagen ist. Ihr geht ja schließlich auch nicht um Wikipedia, die Hitlerjugend oder die Rechtsextremen. Sondern um eine billige Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu akquirieren.
Update: Nachdem das geklappt hat, findet Schubert das alles auch nicht mehr anzeigewürdig. 24 Stunden nach Erstattung hat die stellvertretende Parteivorsitzende ihre Anzeige gegen Wikipedia wieder zurückgezogen. Prinzipiell, meint sie, sei ihre Kritik zwar richtig, eine Anzeige aber wohl "der falsche Weg".
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