Der 11. September 2001 war damals zwar im Kalender angekündigt, als er dann kam, stand er aber wie ein ganz unerwarteter Besucher vor der Tür. Seitdem hat die Welt einige Kriege geführt, Osama Bin Laden (im Bild ganz rechts anno 1971 während eines Sprachschulbesuches in Oxford) hat zahlreiche Videobänder besprochen, Saddam ist hingerichtet worden und Al Kaida hat sich darauf verlegt, Glaubensbrüder zu massakrieren statt Ungläubige anzugreifen.
Nach sechs Jahren "Krieg gegen den Terror" klärt sich das Bild langsam und hinterm Pulverdampf ist zu sehen, was eigentlich passiert ist. Die USA haben den Schauplatz des Kampfes der Kulturen mit Hilfe von Irak- und Afghanistan-Einsatz und verstärktem Heimatschutz erfolgreich aus Amerika nach Nahost verlegt. Seit 2001 gab es außer gelegentlichen Warnungen vor drohenden Anschlägen keinen Terrorakt mehr auf amerikanischem Boden. Al Kaida, so lässt sich daraus folgern, verlor zuerst die Kraft, in den USA zu agieren. Anfangs verlegte das selbsternannte Terrornetzwerk seine Aktivitäten nach Asien und Europa, zum Teil gelangen auch verheerende Anschläge wie in London und Madrid. Allerdngs war auch dabei unverkennbar, dass die Planung und Durchführung längst nicht mehr die Rafinesse der Anschläge auf das World Trade Center hatte.
Und auch in Europa scheint Al Kaida schon seit längerem nicht mehr in der Lage, zielgerichtet zuzuschlagen. Etliche Versuche, mit Hilfe der traditionellen Selbstmordanschläge noch einmal in die Offensive zu kommen, scheiterten. Die ausgewählten Attentäter waren entweder nicht in der Lage, die geplanten Aktionen geheim zu halten. Oder sie versagten bei der technischen Durchführung.
Nur im Irak und in Afghanistan schien die Gestaltungsmacht der Terrortruppen ungebrochen. Bisher. Denn nun ist die Zahl der Toten in der irakischen Zivilbevölkerung zum ersten Mal seit 20 Monaten nicht mehr gestiegen, sondern zurückgegangen. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP ist mit weniger als 900 Toten zu rechnen, im September waren es noch 1023 und im August 1956 gewesen. Auch die Zahl der im Irak getöteten US-Soldaten ist rückläufig. Mit 34 Toten bis Dienstag wurde der niedrigste Wert seit März 2006 erreicht. Wenn aber Al Kaida nicht einmal mehr in der Lage ist, den Konflikt im eigenen Hinterhof weiter zu eskalieren, wozu ist Bin Ladens Truppe dann überhaupt noch fähig? Ihrem Chef den Bart färben? Droh-Tonbänder aufnehmen?
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