Sonntag, 7. Oktober 2007
Held Handy
Die "Bourne"-Trilogie ist eine Folge von Filmen, die das Zeitalter beendet, in dem sogenannte Actionfilme noch vorgeben mussten, eine Handlung zu haben. Bei Arnold Schwarzenegger und Co. fädelten sich Krach und Bumm und Bäng noch verkrampft an einer Geschichte auf, im dritten Teil der Story um den gedächtnisschwachen Geheimagenten aber übernimmt ein kurz angespieltes Grundmotiv, danach geht es handyklingelnd und pistolenknallend auf die von Wackelkameras ins Szene gesetzte Jagd nachder verschütteten Identität eines Matt Damon, der bei "24"-Star Kiefer Sutherland Schauspielunterricht genommen haben muss. Sonst könnte er niemals so lange so gar nicht gucken.
Der eigentliche Star des Filmes ist natürlich Motorolas Razr-Handy, das im Fünf-Minuten-Takt summt und sirrt, Mordaufträge per MMS annimmt und Navigationsdienste leistet. Der Film kommt auch im dritten Anlauf entschieden ohne Humor aus, ersetzt das aber keineswegs durch Selbstironie. Dafür gibt es Nahaufnahmen, die so closed-up sind, dass die Leinwand auseinanderzureißen scheint, und jede Menge dieser Google-Earth-Zooms, ohne die es heute keine Fördermittel für Kinofilme, Fernsehnachrichten und Wetterberichte gibt.
Robert Ludlum hat die Bücher geschrieben, nach deren Rhythmus Matt Damon kurzatmig, aber eigenartig erfolgreich um die Welt hechelt. Teil vier der Trilogie, sowas gibts inzwischen, liegt derweil schon als Buch vor, geschrieben im Auftrag des Erfinders vom Schnellliteraten Eric Lustbader. Bis zur Verfilmung tröstet die Filmvorschau im Lichtspieltheater: Lauter kliengehackte Event-Thriller mit lauter Oskarpreisträgern, die vor amerikanischen Flaggen gegen das Böse kämpfen, am Guten zweifeln und zwischendrin per Handy Mordaufträge entgegennehmen oder austeilen. Die Wackelkamera scheint dabei, Bourne sei dank, schon Standard zu sein.
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