Donnerstag, 4. Oktober 2007
Bob lutscht die Bombe
Das sind doch endlich mal ein paar richtig abgefahrene Fantasien! Bob Dylan, knautschgesichtige Folk-Ikone und Erfinder der Liedermacherei mit Elektrogitarre, hat vor seiner Zeit als Beethoven des Pop-Poems Texte geschrieben wie ein ganz normaler Dieter Waader oder Hannes Süverkrüp. Auch Reinhard May käme infrage. Wie die schwedische Zeitung Dagens Nyheter via dpa weltweit gleichlautend und exkklusiv enthüllt, hat der Produzent Izzy Goodman irgendwo in altem Gerümpel einen Text des freigeistigen Weltkulturerbefabrikanten mit der Gießkannenstimme gefunden, der aus dem Jahr 1962 stammt und damals hergestellt wurde, um die Atombombe bzw. zumindest ihren Abwurf in bewohnten Gegenden zu verhindern. Das Lied, das von dpa als "sensationell" eingeschätzt wird, obgleich es nur als sang- und klangloses Manuskript vorliegt, ist nie öffentlich aufgeführt worden. Hat aber, so zeigte die Geschichte, Atombombenabwürfe dennoch effektiv verhindern können. Das ist bemerkenswert, denn rein reimtechnisch bewegt sich Dylan mit Versen, in denen er mal zugibt, an einer Atombombe lutschen zu wollen wie - die damals noch gar nicht existierende - Monika Lewinski an Bill Clintons Zigarre, und mal beichtet, er wolle am liebsten für jeden Arm zwei von den Dingern zum Kuscheln, auf dem Niveau der poesietechnisch eher rustikalen Gebrüder Blattschuss. Ein Genie im Kindergarten. Ja, sensationell. Sing´s noch einmal, Bob!
"go away you bomb" - davon hat sich die nukleare kriegsführung nie wieder erholt, sage ich euch.
AntwortenLöschenfaszinierend finde ich, dass er konsequent vermieden hat, auch nur einen reim einzubauen. der wollte das alles durch nölen gängig machen. bombe am schlüsselbund, bombe am kopftuch. bob dylan. ich wusste es. schon immer.
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