Freitag, 21. September 2007

Terror-Dialog protokolliert

Der freundlichen Einladung durch die deutsche Politik ließ Justizministerin Zypries gestern noch einen Dringlichkeitsappell folgen: Bitte, Terroristen, schlagt das nächste Mal in Deutschland an! Hier werden entführte Flugzeuge mit Kurs Bundeskanzleramt nur abgeschossen, wenn sie gänzlich "unbemannt" sind oder doch außer den Entführern niemand, also nicht einmal ein Pilot an Bord ist.

Wie "gänzlich unbemannte" Flugzeuge funktionieren, wissen wir nicht. PPQ ist aber über eine nach geheimen Plänen von Wolfgang Schäuble in einer Zeitschleife eingerichtete Fangschaltung an die geheimen Mitschnitte des Funkverkehrs zwischen der am 19. April 2008 entführt werdenden Lufthansa-Maschine LH 558 und dem Tower in Frankfurt/Main gelangt. Die LH 558 wird an diesem Tag im kommenden Jahr, einem Samstag, gegen 19.40 Uhr in Frankfurt am Main mit Kurs Kairo gestartet sein, von einem Al-Kaida-Kommando aber bereits kurz nach dem Start zur Kursänderung Richtung Berlin gezwungen werden. Dort beginnt wenig später das Pokalendspiel zwischen dem FC Bayern München und dem TuS Koblenz, das Stadion ist ausverkauft und voll besetzt, als folgender Dialog stattfindet.

Tower: LH 558, bitte kommen. Sie verlassen ihren Kurs. Over.

LH 558: Tower, danke für den Hinweis. Wir hätten uns sowieso gleich gemeldet. Hier spricht das Al-Kaida-Kommando "Mullah Dadullah". Wir haben diese Maschine in unsere Gewalt gebracht und werden sie in wenigen Minuten in das Olympiastadion in Berlin stürzen lassen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Allah akbar. Over.

Tower: Ähm, Sie scherzen. Over.

LH 558: Keineswegs. Allah ist groß.

Tower: (Im Hintergrund hektische Geräusche) Was sind Ihre Forderungen? Over.

LH 558: Allah akbar. Danke der Nachfrage. Aber wir haben keine Forderungen. Sie sind an einem Vernichtungskrieg gegen die Umma beteiligt. Wir werden Sie bestrafen. So Gott will.

Tower: Ich bin an keinem Vernichtungkrieg beteiligt. Aber das Lagezentrum der Polizei fragt an, wieviel Passagiere sich an Bord befinden? Odr ist ihr Flug unbemannt? Over.

LH 558: Allah akbar, wir haben sie bisher nicht gezählt. Warum wollen Sie das wissen? Die sind sowieso gleich alle tot. Außer Allah. Und Mohammed ist sein Prophet.

Tower: Das Justizministerium prüft, ob Ihre Maschine abgeschossen werden kann. Aber so lange Passagiere an Bord sind, geht das ja nicht.

LH 558: Ja, Allah ist groß in seiner Weisheit. Die Deutschen haben gute Gesetze. Wie weit haben wir es noch?

Tower: Zehn Minuten? Wollen Sie es sich nicht doch noch einmal überlegen?

LH 588: Genug nachgedacht, es ist aber Zeit zu kämpfen für den wahren Glauben. Ist das Stadion wenigstens voll? Allah akbar.

Tower: Da darf ich Ihnen nicht sagen.

LH 558: Wir werden es ja gleich selber sehen, Allah ist groß, der Herr der Welt und Mohammed ist sein Prophet.

Tower: Der Verteidigungsminister ist in der Leitung. Ich übergebe. Ähm, ja, hallo, hier spricht Franz-Michael Jung, Verteidigunsminister. Sie da in der Maschine! Ich habe Jäger losgeschickt, die Sie vom Himmel holen werden. Drehen Sie ab! Augenblicklich! Die Kanzlerin ist im Stadion und auch der Bundespräsident! Wir können doch über alles reden!

LH 558: Wir haben keine Angst vor Ihrer Kriegsmaschine. Sie können uns nicht abschießen, so lange hier Passiere und Besatzung bei uns sind, das ist verfassungsrechtlich gar nicht möglich. Denken Sie an das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes! Allah ist groß.

Tower/Jung: Das ist mir scheißegal! Es geht um Menschenleben!

LH 558: Genau deshalb doch, Allah akbar! Sie könne nicht Leben gegen Leben abwägen, das wäre verfassungswidrig. Das wissen Sie doch. Wie lange haben wir noch?

Tower/Jung: Dann gehen ich eben in den Knast, mir piepegal. Ich lasse Sie nicht 60.000 Menschen ermorden. Also kommen Sie runter da. Jetzt sofort.

LH 558: Allah ist groß, wir leiten Sinkflug ein. Ich glaube, ich sehe das Stadion schon. Hat das Spiel angefangen?

Tower/Jung: Ich habe jetzt hier die Kanzlerin am Apparat, hören Sie gut zu, was die Ihnen zu sagen hat. Ähm, ja, hallo, Angela Merkel hier, Bundeskanzlerin. Ich appeliere an Sie, von Ihrem mörderischen Vorhaben abzulassen. Gewalt ist doch keine Lösung!

LH 558: Allah akbar! Wir wollen auch keine Lösung, sondern ein Zeichen setzen gegen die Ungerechtigkeit ihrer Welt. Sie kaufen uns das Öl weg, locken unsere jungen Männer in ihre sündigen Städte, ermorden unsere Frauen. Damit muss Schluß sein.

Tower/Merkel: Aber 60.000 Unschuldige umzubringen ändert doch nichts. Ich kann das nicht zulassen.

LH 558: Dann schießen Sie uns doch ab, so Gott will.

Tower/Merkel: Diesen Befehl zu geben, verbietet mir unsere Verfassung. Tut mir leid, mir sind die Hände gebunden.

LH 558: Allah akbar, die Brüder haben wahr gesprochen! Ich kann ihre Jäger jetzt sehen. Abdallah, lass den Piloten doch mal mit den Flügeln wackeln. Huhu! Tja, Frau Merkel, da ist jetzt auch das Stadion. Danke für den Geleitschutz. Grüßen Sie Ihre Verfassungsrechtler und sagen Sie vielen Dank an alle auch von Osama. Wir müssen jetzt Schluß machen. War mir ein Vergnügen. Sie müssten uns jetzt auch schon sehen. Bis gleich. Allah akbar. Over.


Die Boing 747 schlug nicht direkt im Stadion ein, weil Flugkapitän Peter Schröder in den Sekunden vor dem Aufprall den verfassungswidrigen Entschluß fasste, die Maschine so tief auf die Ostmauer das Stadions zu ziehen, dass er damit alle Menschen auf der Osttribübe umbrachte. Dadurch konnten allerdings, begünstigt durch die widerrechtliche Abwägung des Piloten, einige hundert Zuschauer auf der gegenüberliegenden Westtribüne, der Flammenhölle entkommen, vor allem jene, die sich gerade an Wurst- und Bierständen aufhielten. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Heinz Köhler wurden gerettet. Der Personenschutz hatte beide hohe Repräsentanten nach Eingehen der ersten Drohung aus dem Stadion geschafft und in einem sicheren Bunker untergestellt, der noch aus der Zeit des Naziregimes stammt.

Insgesamt kamen am Abend des 19. April 2008 32.000 Menschen in der Flammenhölle des Olympiastadions um, weitere 24.000 wurden schwer verletzt. In der Fernsehsendung "Anne Will", die sich am darauffolgenden Sonntag mit dem Thema "Terror über Deutschland" beschäftigte, herrschte parteiübergeifend Konsens, dass die komplexen verfassungsrechtlichen Regelungen zur Unverletzbarkeit von körperlicher Unversehrtheit und Leben eines jeden Einzelnen noch nie so lebendig umgesetzt worden seien wie in Berlin. "Jetzt hat jeder Bürger gesehen, dass Deutschland nicht abgeht von seiner Linie", sagte Angela Merkel, die diesmal ein angemessen dunkelgraues Pokemon-Kostüm trug und sehr betroffen wirkte.

Die USA kündigten allerdings schon am Dienstag der Folgewoche an, in ähnlichen Fällen künftig eigene Jäger aufsteigen lassen zu wollen, um Terrorflieger über Deutschland abzuschießen. Da sich im Olympiastadion mehr als 345 Amerikaner befunden hätten, die deutsche Regeirung aber nicht gehandelt habe, sei die US-Regierung verpflichtet, künftig Leben und Gesundheit ihrer Staatsbürger selbst auf diese Weise zu schützen. "Die deutsche Luftwaffe kann ja dann versuchen", ließ US-Präsident George W. Bush wissen, "unsere Jungs vom Himmel zu holen, um die Terrorflieger zu schützen." Die Empörung war groß, die Grünen forderten einen Austritt aus der Nato, die Linke einen Schießbefehl gegen Ami-Jäger. CDU/CSU und SPD verwiesen das Thema in die Gremien, Politiker der FDP verwiesen auf die Möglichkeit, Maschinen der US-Air-Force mit in den US-Streitkräften dienenden deutschen Staatsbürgern zu besetzen. Aufsteigende deutsche Jäger hätten dann nach den Grundsätzen der Verfassung nicht mehr die Möglichkeit, ihre Nato-Kollegen abzuschießen, auch wenn diese gerade dabei seien, ein entführtes deutsches Zivilflugzeug vom Himmel zu holen. "Damit wäre allen gedient", hieß es aus dem Thomas-Dehler-Haus.

5 Kommentare:

  1. agte Angela Merkel, die diesmal ein angemessen dunkelgraues Pokemon-Kostüm trug und sehr betroffen wirkte.

    so etwas macht wahrhaft grosse prosa aus.

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  2. warum sagen so wenige in deutschland so sprachgewandt die wahrheit, ohne mich zu langweilen?

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  3. das ist ja eine Perle. Habs eben im Blog verlinkt :-)

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  4. Wusste gar nicht daß ich bereits Bundespräsident bin. Gut recherchiert! Toll echt! Voll super.

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