Mittwoch, 1. August 2007

Rätselhafte Bigmac-Diät

Das Arbeitslosengeld (ALG) II reicht nicht aus, um Kinder und Jugendliche ausgewogen zu ernähren. Zu diesem Schluss kommt das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) der Universität Bonn in einer umfangreichen Studie. Demnach veranschlagt der Gesetzgeber für Nahrung und Getränke bei 14- bis 18-Jährigen lediglich 3,42 Euro pro Tag. Selbst wer nur beim Discounter kauft, müsse jedoch im Schnitt 4,68 Euro täglich hinblättern, um den Appetit eines Teenagers mit ausgewogener Kost zu stillen. Das FKE empfiehlt, das Arbeitslosengeld entsprechend zu erhöhen. Kinder und Jugendliche aus niedrigen sozialen Schichten leiden heute zwei- bis dreimal so häufig unter Fettleibigkeit wie besser situierte Altersgenossen. Ursache ist nach Ansicht der Forscher eine unzureichende finanzielle Ausstattung der Familien. Zur Sicherung des Lebensunterhaltes stehe Empfängern von Arbeitslosengeld II heute ein Betrag von 347 Euro pro Monat zur Verfügung. Für Kinder gibt es pauschal 60 Prozent dieses Regelsatzes, für Jugendliche 80 Prozent. "Rund ein Drittel dieser Summe veranschlagt der Gesetzgeber für Nahrung, Getränke und Tabakwaren", erklärt Dr. Mathilde Kersting, stellvertretende Leiterin des FKE. "Das sind gerade mal 2,57 Euro täglich für Kinder und 3,42 Euro für Jugendliche ab 14 Jahren. Damit lässt sich nach unseren Erkenntnissen eine ausgewogene Ernährung nicht realisieren."

Selbst wenn der Anteil, den der Gesetzgeber für Tabakwaren vorgesehen habe, im Ausnahmefall nicht für Zigaretten benötigt wird, reicht die Summe nur für ein großes McDonalds-Menü täglich. Das ist viel zu wenig, reicht jedoch nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation, um die Menschen im Durchschnitt immer fetter werden zu lassen. In Deutschland hält gerade einmal rund die Hälfte der Frauen das Normalgewicht. Unter den Männern finden sich sogar noch viel mehr Dicke. Die Zahl der Übergewichtigen steigt allerdings weltweit und liegt nach WHO-Schätzungen mittlerweile bei mehr als eine Milliarde, davon 300 Millionen Personen mit schwerem Übergewicht, das bei einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 beginnt.

Mit dem vielbeschworenen Anwachsen der weltweiten Armut grassiert das Übergewicht längst auch nicht mehr nur in den USA und Europa. Auch der bettelarme Mittlere Osten, einige pazifische Inseln und die Großstadtbevölkerung des wirtschaftlich aufstrebenden China machen den WHO-Forschern Sorgen. Rätselhaft ist derzeit noch der Zusammenhang zwischen steigenden Realeinkommen und parallel steigendem Übergewicht weltweit und der Tatsache, dass Gewichtszunahme in Deutschland je schneller geht, je geringer das Einkommen ist. Wäre die Welt dünner, wenn sie mehr zu essen hätte? Hilft eine Verdopplung der Bigmac-Dosis beim Abnehmen?

2 Kommentare:

  1. seit jahren frage ich mich das: wieso soll armut für übergewicht zuständig sein? rein theoretisch ließe sich aus dem hartz-iv-satz ein prima ökologisches süppchen kochen. aber nein, das prekariat giert nach fett. das mag tragisch sein oder dumm, der staat ist jedoch nicht zuständig.

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  2. Kann mich meinem Vorredner nur anschließen!

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