Er singt mit einer Stimme wie gequetschte Eier, lässt sich gebrauchte Damen-Slips in den Arschausschnitt seiner Unterhose stecken und quengelt seinem Publikum unentwegt vor, dass er sich mehr Applaus gewünscht habe: Stumpen, Sänger der Berliner Combo Knorkator, ist nur knapp 1,60 Meter groß, gleicht den Längennachteil aber locker durch ein großes Maul aus. Auf der aktuell laufenden "nächsten Tour der Welt" lässt die auf allerlei Tabubrüche abonnierte Fünf-Mann-Kapelle wie immer kein Fettnäpfchen aus.
Zu brüllenden Metal-Riffs quietscht Stumpen Fäkalverse, Keyboarder Alf Ator präsentiert eine frischtätowierte Bierwampe, es riecht nach Schweiß und Rauch und das Publikum feiert jedes vom rundumtätowierten Sängerkörper fallende Kleidungsstück wie die langersehnte Rückkehr der Meisterschale in den Ruhrpott. Richtig lustig findet es die Gemeinde dann noch mal ganz zum Schluß. Jetzt mimen Ator und Stumpen in Pappkisten stehend die Zwillingstürme von New York, Gitarrist Buzz Dee schnallt sich ein Flugzeug auf den Kopf und spielt 9/11 nach. "Ich bin böse/so schrecklich böse", blökt es dazu, als sollte Brecht bestätigt werden, dessen "Maske des Bösen" reimt:
An meiner Wand hängt ein japanisches Holzwerk
Maske eines bösen Dämons, bemalt mit Goldlack.
Mitfühlend sehe ich
Die geschwollenen Stirnadern, andeutend
Wie anstrengend es ist, böse zu sein.
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