Eigentlich null: Wer bei der Bundeszentrale für politische Bildung eine Grafik anklickt, sieht die ganze Wahrheit. |
Wer mit Zahlen lügen will, und wer will das nicht!, der hat einige grundsätzliche Regeln zu beachten, um nicht sofort aufzufliegen. Einerseits ist es möglich, Zahlen ohne jeden Bezug zu präsentieren. Statt Werte aufwendig in einen Kontext zu stellen und sie damit einzuordnen, bevorzugen es Kenner, sie einfach mit dem Zusatz "weniger als" oder "mehr als" zu versehen. Dadurch gelingt es, beim Leser das gute Gefühl zu erzeugen, dass alles auf dem richtigen Weg sei. Probleme gelöst, wir schaffen das, etc. pp.
Echte Meisterschaft aber zeigt sich, wo die Möglichkeit irritierter Nachfragen danach, wogegen mehr und wofür weniger gemeint sei, schon vorab mitgedacht wird. So bietet es sich an, bei einer Pressemitteilung der Bundesregierung, wonach 2018 für "etwa 162.000 Menschen Asylerstanträge in Deutschland gestellt" worden sind, auf die "Spitzenwerte" (Süddeutsche Zeitung) "aus 2016 mit mehr als 700 000 Erstanträgen" zu verweisen. Und natürlich darauf, dass "die Zahlen schon 2017 stark auf gut 198 000 gefallen" seien.
Was für ein Rückgang! Abgesehen von der Sorge, dass Deutschland ja Zuwanderung braucht und offenbar dennoch massiv an Attraktivität verliert, breitet sich bis in Nazi-Kreise das gute Gefühl aus, dass alles gar nicht mehr so wild ist. Das ist nur noch ein Viertel und nicht einmal ganz eine kleine Großstadt wie Osnabrück, wobei das eher nicht erwähnt werden sollte. Anstelle dessen viel besser: "Asyl unter Niveau von 2014" schreiben, ohne irgendeine Angabe natürlich, wieso 2014 und nicht 2013 oder 2011 oder 2004 oder 2001. Oder 2008 - gängig sind Vergleich im Zehn-Jahres-Abstand schließlich: Damals wurden 22.085 Erstanträge gestellt. Ein Siebtel der Zahl von 2018.
Aber das führte den verständigen Leser nur in eine falsche Richtung, in der ihn nur Hetze, Hass und Zweifel erwarten. 2014 war das Jahr, das mit seinerzeit gemeldeten 173.072 Asylerstanträgen eine Steigerung von 57,9 Prozent verglichen mit dem Jahr 2013 brachte. Das seinerseits gekennzeichnet gewesen war von einer "Steigerung gegenüber dem Vorjahr um etwa 64 Prozent" (BAMF). Wodurch seinerzeit der höchste Jahreszugang an Asylbewerbern seit 1999 erreicht wurde.
Die Wenigeralszahlen von 2018 liegen also genaugenommen höher als die von 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012 und 2013. Sie liegen auch höher als in den Jahren 1998, 1997 und 1996 und sie werden in all den vielen Jahren seit dem Ende des 2. Weltkrieges überhaupt nur übertroffen von den Jahren 1990, 1991, 1993, 1995, 2014, 2015, 2016 und 2017.
In 18 der 28 Jahre nach dem Ende des Ostblocks lagen die Zahlen niedriger, nur in acht höher. Das Außergewöhnliche ist also hier die Höhe, nicht die Tiefe - doch wer mit Zahlen lügen will, lässt sich davon nicht irritieren.
Echte Meisterschaft aber zeigt sich, wo die Möglichkeit irritierter Nachfragen danach, wogegen mehr und wofür weniger gemeint sei, schon vorab mitgedacht wird. So bietet es sich an, bei einer Pressemitteilung der Bundesregierung, wonach 2018 für "etwa 162.000 Menschen Asylerstanträge in Deutschland gestellt" worden sind, auf die "Spitzenwerte" (Süddeutsche Zeitung) "aus 2016 mit mehr als 700 000 Erstanträgen" zu verweisen. Und natürlich darauf, dass "die Zahlen schon 2017 stark auf gut 198 000 gefallen" seien.
Was für ein Rückgang! Abgesehen von der Sorge, dass Deutschland ja Zuwanderung braucht und offenbar dennoch massiv an Attraktivität verliert, breitet sich bis in Nazi-Kreise das gute Gefühl aus, dass alles gar nicht mehr so wild ist. Das ist nur noch ein Viertel und nicht einmal ganz eine kleine Großstadt wie Osnabrück, wobei das eher nicht erwähnt werden sollte. Anstelle dessen viel besser: "Asyl unter Niveau von 2014" schreiben, ohne irgendeine Angabe natürlich, wieso 2014 und nicht 2013 oder 2011 oder 2004 oder 2001. Oder 2008 - gängig sind Vergleich im Zehn-Jahres-Abstand schließlich: Damals wurden 22.085 Erstanträge gestellt. Ein Siebtel der Zahl von 2018.
Aber das führte den verständigen Leser nur in eine falsche Richtung, in der ihn nur Hetze, Hass und Zweifel erwarten. 2014 war das Jahr, das mit seinerzeit gemeldeten 173.072 Asylerstanträgen eine Steigerung von 57,9 Prozent verglichen mit dem Jahr 2013 brachte. Das seinerseits gekennzeichnet gewesen war von einer "Steigerung gegenüber dem Vorjahr um etwa 64 Prozent" (BAMF). Wodurch seinerzeit der höchste Jahreszugang an Asylbewerbern seit 1999 erreicht wurde.
Die Wenigeralszahlen von 2018 liegen also genaugenommen höher als die von 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012 und 2013. Sie liegen auch höher als in den Jahren 1998, 1997 und 1996 und sie werden in all den vielen Jahren seit dem Ende des 2. Weltkrieges überhaupt nur übertroffen von den Jahren 1990, 1991, 1993, 1995, 2014, 2015, 2016 und 2017.
In 18 der 28 Jahre nach dem Ende des Ostblocks lagen die Zahlen niedriger, nur in acht höher. Das Außergewöhnliche ist also hier die Höhe, nicht die Tiefe - doch wer mit Zahlen lügen will, lässt sich davon nicht irritieren.
1 Kommentar:
Danke.
Eine längst überfällige Anmerkung zu den Jubelberichten.
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