Samstag, 29. September 2018

Die Merkelschützer: Hände weg von Mutti!

Selbst dem toten Helmut Kohl warfen die Kämpfer für political correctness noch Obst hinterher.

Wann hat das eigentlich angefangen, dass deutsche Journalisten begannen, sich mit allem, was sie haben, vor die Kanzlerin zu werfen? Und woher kommt der Glaube deutscher Politiker, der Satz „Merkel muss weg“ dürfe weder gedacht noch gar gesagt werden? Wann verwandelte sich die vierte Gewalt in eine Fankurve? Und wann nahm sich das Parlament selbst aus der Verantwortung, die Regierung zu kontrollieren?


Es muss irgendwann in den vergangenen drei Jahren passiert sein. Vorher waren natürlich schon die Schienen gelegt, auf denen der Zug so weit fuhr: Angela Merkel war nicht nur für viele Politiker in ihrer Partei, sondern auch für viel bei Grünen, SPD und sogar bei der Linken eine Kanzlerin, deren pragmatisches Handeln man zu schätzen gelernt hatte. Wurde nur der Druck der vermeintlichen öffentlichen Meinung zu stark oder ließ sich das Bild vermitteln, er könne es werden, zögerte die Kanzlerin nie lange. Ob Kernenergie; Wehrpflicht, Homoehe oder europäische Verträge, zack, war sie im Moment einer Entscheidungsnotwendigkeit auf die Linie ihrer Kritiker umgeschwenkt, an deren Spitze sie dann jeweils marschierte.

Die neue Macht der Medien


Manchen in den konkurrierenden Parteien ärgerte das. In vielen Medienhäusern aber genoss man die neue Macht, eine Regierung wie am Gängelband führen zu können. Zumindest so lange das, was man forderte, nicht dem widersprach, was Angela Merkel von sich später in Geschichtsbüchern lesen will, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass es die Kanzlerin die Republik weiter alternativlos steuern würde. Tun, was getan werden muss. Ganz egal, ob es dem widerspricht, was eben noch Prinzip war.

Das ist das einzige Prinzip und das ist im Grunde genommen auch das, was Medien am Leben hält: An einem Tag die Wehrpflicht kritisieren. Und am nächsten Tag deren Abschaffung. An einem Tag die Rettung Griechenlands loben. Und am anderen die Enteignung deutscher Sparer beklagen. Die Öffnung der Grenze bejubeln. Dann aber klarstellen: es gab sie gar nicht. Erst behaupten, die Kanzlerin habe mit ihrer Grenzöffnung Menschlichkeit gezeigt. Dann aber sicher sein, dass sie keine Verantwortung trägt für die Taten der Menschen, die aufgrund ihres Regierungshandelns im Land sind.

Eine besondere Art Dialektik


Es hat eine besondere Art von Dialektik, mit der die Codes gelesen werden müssen. „Merkel muss weg, Merkel kann weg, Merkel ist so gut wie weg: Es ist zum Volkssport geworden, sich den Kopf über den Abgang der Kanzlerin zu zerbrechen“, schimpft Mely Kiyak in der „Zeit“, einem Zentralorgan der Besorgnis über besorgte Bürger und ostdeutsche Begrüßungsjubelverweigerung, darüber, dass sich Menschen im Prozess ihrer politischen Willensbildung Gedanken auch über das Wann und Wie des Endes der Ära Merkel machen. Dürfen die das? Ist es nicht verboten, eine Regierungschefin wegzuwünschen? Sie für obsolet zu erklären? Und für erledigt? Fragen einer besorgten Bürgerin, die den Grundstein ihrer Karriere als nachdenkliche Warnerin für Unmenschlichkeit und Rechtssein der Bezeichnung des Buchautors Thilo Sarrazin als „lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur“ verdankt.


Es klingt so, in vielen Blättern. Als wäre Angela Merkel eine Heiligenfigur, die an Zauberkraft verliert, wenn jemand sie vom Sockel wünscht, gerieren sich die Edelfedern bei der Leitmedien als Kanzlerschützer. Wer Merkels Handeln kritisiert, kritisiert Merkel. Wer aber Merkel kritisiert, stellt sich außerhalb der Gesellschaft der Demokraten. Die Logik dahinter ist eine der alten Sowjetschule: Man darf Angela Merkel dafür verehren, dass sie 1,5 Millionen Flüchtlingen das Leben gerettet hat. Doch man darf ihr nicht vorhalten, dass die von ihr Geretteten den einen oder anderen, zum Teil auch für die eine oder andere Familie tragischen Kollateralschaden verursacht haben. Merkel hat mit alldem nichts zu tun. Wie bei jedem guten General stehen in ihrem Zeugnis nur Siege. Keine Toten.

Birne musste da durch


Der Unterschied zur Rezeption etwa der Kanzlerfigur Helmut Kohl ist frappierend. Der „Birne“ genannte CDU-Chef erfreute sich seiner ganzen Amtszeit hindurch der Verachtung nahezu sämtlicher großen Magazine und Zeitungen. "Dauerspott" nannte sich die fortdauernde Verächtlichmachung damals, nicht "Hass" wie heute.

Wäre Mely Kiyak damals nicht ein Teenager gewesen, der nicht Zeitung liest und keine Nachrichten anschaut, sie wäre erschrocken gewesen: "Außen Kohl - im Innern hohl!", hieß es im „Spiegel“ über den „Tolpatsch der Nation“, der als wandelnder "Pfälzer Saumagen" aus der CDU einen "Club der Unfähigen" (Spiegel) machte. Einen "tiefgehenden Neuanfang ohne Kohl" ersehnten Journalisten schon 1988 – drei Jahre, nachdem „Helmut Kohls Hilflosigkeit in der Außenpolitik“ (Spiegel) als Anzeichen dafür galt, „daß die Kanzler-Dämmerung begonnen hat“ (Spiegel). Und zehn Jahre, ehe der Macht gewordene Einheitskanzler schließlich wirklich abtrat.

Merkel "Mutti" zu nennen, gilt als Sakrileg. Dem Schöpfer des "Birne"-Begriffes aber flechten staatliche Kultursender Kränze, die sensible Süddeutsche Zeitung verwendet den Begriff, als müsse dessen Träger eigentlich stolz darauf sein und "jetzt", die Kinderzeitung des von Auflagenschwund geplagten Münchner Blattes, warf dem eben verstorbenen Altkanzler sogar im Gedenken noch Obst hinterher. Geschmacklos darf, gern auch hasserfüllt über den Tod hinaus. Aber es muss schon die Richtigen treffen.

Die Kanzlerin, die den Großverlagen Ausnahmen beim Mindestlohn, ein neues Leistungsschutzrecht und ein aufgeweichtes Kartellrecht geschenkt hat, gehört zu denen nicht.




1 Kommentar:

Schmutzheiliger hat gesagt…

Die anfängliche terminbezogene Wannfrage stellt sich überhaupt nicht, denn solche markanten Gleichschaltprozesse bei gleichzeitig immer militanterer Ausgrenzung bzw. Stigmatisierung anders Denkender passieren in einer zu obrigkeitsgehorsamem Devotismus gezüchteten Untertanengesellschaft schleichend wie seinerzeit beim anderen GröFaZ.

Man muss auch bedenken, dass es kaum eine Generation her ist, dass z.B. im ländlichen Bayern der absolutistische Katholizismus regierte, dessen C bis heute Parteinamen schmückt. Das wird vermutlich auch die Schnittmenge mit dem Import-Islam sein, denn Glauben spielt bei vielen Fantasten hüben wie drüben die alles bestimmende Denk- und Verhaltensrolle.

Wir sind also noch gar nicht so frei, wie es gerne propagiert wird, denn der profane Mehrheitsmensch lässt sich immer noch intensiv von uralten Scheinheils-Traditionen beeinflussen, weil er dazu gehören will zur großen starken Masse. Quantität bedeutet für Max Mustermann nämlich oft automatisch Qualität, obwohl es unter Millionen Bürgern immer nur wenige kluge kreative Genies gab und gibt.

Das erlebt man ständig beim Fußball, dem Religionsersatz. Jeder Fan versucht sich beim vergötterten Meister anzuwanzen, trägt privat sogar Spielertrikots, um wer zu sein. Dann bewundert man Multimillionäre wie Özil, die nicht national für eines Volkes Ehre spielen, sondern für extrem viel Mammon. Geld, das den aktuellen Gladiatoren bergeweise in den nimmersatten Rachen geworfen wird, denn das "Panem et Circensis" der Alten Römereliten klappt seit 2000 Jahren, als hätte keinerlei Evolution stattgefunden. Auch der heutige Plebs-Pöbel braucht diese Schauspiele, um sich emotional aufzublasen und zugleich abzureagieren, denn sonst mutiert er zu mörderischen Bestien, die wieder Blutopfer fordern.

Man muss also wohl etwas sehr schmalhirnig naiv sein, um die heutigen Deutschen als kulturell hochstehend zu betrachten, denn ihre bejubelte Hereinspaziert-Bereicherung sagt ja goldwertig: "Isch figge deinö Mudda, du Opfa."

Darum Hände weg von Mutti, denn die führt uns in ihrer göttlichen Weisheit schnurstracks ins gelobte närrisch bunte Vollidiotenparadies. Ich wünsche also vielfältige Einfalt mit humorlos lustigen Allahu-Akbar-Spontanparties an jeder Straßenecke. Ein Djihad-Eldorado für verhätschelte globale Blutrauschfachkräfte.

Darum Hände weg von Mutti! Es gibt für deutsche Gutmenschen nur ein grenzenloses "Weiter so!" Africa welcome! Zwar auch eine braune Zukunft, aber die einzig politisch korrekte.

K2 - Der Berg ruft: "In Kacke bin ich ausgerutscht."