Endlich lacht er wieder: Braydon Manu ist nach Monaten der Verbannung zurück im Spiel. |
Als die Nacht am tiefsten war, kam mit Toni Lindenhahn einer von der Bank, der nicht eingeladen oder gebeten werden musste, alles in die Waagschale zu werfen, was er hat. Und neben ihm standen im Rot und Weiß des Halleschen FC auf einmal Männer, die sich an einem Mittwochabend, als alles auseinanderzufallen schien, miteinander verschworen hatten: Daniel Bohl, Mathias Fetsch, Marvin Ajani und Braydon Manu, der kleine Wirbelwind aus dem Sommer 2017, der nach seinen ersten Galaauftritten von den eigenen Mannschaftskameraden in ein Loch gestoßen und von Trainer Rico Schmitt nie wieder hinausgezogen worden war.
Es waren die Ersatzleute, die Bankdrücker, die Notnägel, die da zusammensaßen. Und über ein gemeinsames Schicksal sprachen: Alle am Tisch hatten noch Vertrag für die kommende Saison oder aber die Absicht, weiter in Halle 3. Liga zu spielen. Alle gehörten nicht zu den erklärten Vertrauensspielern des Trainers und alle waren unzufrieden mit einer Gesamtsituation, die am Ende einer nie leichten Saison voller Verletztenpech, Hader und mannschaftsinternem Zwist dazu geführt hatte, dass sich selbst die treuesten der treuen Fans angewidert abwandten.
Irgendwas geschah an diesem Abend im März, keine 24 Stunden nach dem fürchterlichen Desaster im Pokalspiel gegen den Verein aus der Börde, der seine Ersatzelf nach Halle geschickt hatte. Denn seitdem steht ein anderer HFC auf dem Platz, personell und mental. Gab es vorher in zehn Punktspielen bescheidene zehn HFC-Tore, die in zwölf Punkten resultierten, steht die Bilanz seitdem bei sechs Toren in zwei Spielen, mit denen sechs Punkte geholt wurden - drei davon bei überhaupt erst zweiten Auswärtssieg in Großaspach, drei nun im zweiten Auftritt der numerischen B-Elf, die auch den Konkurrenten aus Erfurt satt und sauber mit 3:0 abfertigte.
Zusammen mit den drei Spielen zuvor, in denen spielerisch bescheidene Auftritte und viel Glück zu zwei knappen 1:0-Siegen und einem Remis in Chemnitz reichten, findet sich der HFC in der Formtabelle der 3. Liga auf einmal auf einem sagenhaften 3. Platz - zwei Ränge vor dem aufstiegsambitionierten Verein aus der Landeshauptstadt.
Ein Wunder, dessen Gründe aber auch im Spiel gegen Erfurt unübersehbar sind. Endlich steht da eine Mannschaft auf dem Platz, endlich erstickt nicht mehr ein Alleinherrscher, über den jede Aktion zu laufen hat, die Kreativität des Spieles. Die zeigen einmal mehr die beiden Rechtsaußen spielenden Neuentdeckungen der Spätphase dieser Saison: Toni Lindenhahn und Braydon Manu sind vom Anpfiff weg ein Duo, das sich immer wieder blind sucht und findet.
Nicht alles klappt, doch dass es bis zu einem ersten HFC-Treffer nicht lange dauern wird, da sind sich die 5700 Zuschauer früh sicher. In der vierten Minute ist es dann auch schon soweit: Nach einer Manu-Eingabe verpasst Lindenhahn, der Ball wechselt die Seite, Fabian Baumgärtel holt ihn und flankt, Lindenhahn verlasst zentral vor dem Tor erneut. Aber hinter ihm steht Manu, der volley schießt, nicht richtig trifft, aber dafür das Tor.
Für Erfurt schwinden die letzten Chancen, die Liga doch noch zu halten. Zumal der HFC weiterspielt wie so selten in den letzten 24 Monaten. Kombinationsfußball, vor allem über die Lindenhahn/Manu-Seite, aber auch Baumgärtel und der auch erst seit kurzem im Startaufgebot stehende Niklas Landgraf deuten an, warum sie als Berufsbezeichnung "Fußballspieler" angeben. Daniel Bohl, mit großen Erwartungen nach Halle gekommen, hier aber dauerhaft von anderen aus der ersten Elf dominiert, grätscht und stopft die Löcher, Fennell ordnet das Spiel. Und wo Erfurt doch einmal bis an den HFC-Strafraum kommt, räumen Ajani, Schilk, Müller und Baumgärtel ab, was anzubrennen droht.
Was hätte das für eine Spielzeit werden können, wäre es öfter gelaufen wie heute, wo auch der Gegner mitspielt. Erfurt-Keeper Klewin spielt in der 33. Minute einen langen Ball ins Mittelfeld, den Nick Fennell erwischt. Und im Stil von Zlatan Ibrahimovic aus 30 Metern einnetzt.
2:0 schon und noch 60 Minuten zu gehen. Der HFC könnte hier gegen Thüringer, die sich aufgegeben haben, Historisches schaffen. Einen Sieg mit vier, fünf oder sieben zu null! Aber nachdem Mathias Fetsch in der 41. Minute nach einer Lindenhahn-Eingabe keine Mühe hat, das dritte HFC-Tor zu machen, lassen es die Hallenser ruhig angehen mit den Gästen, mit denen den HFC eine lange gemeinsame Geschichte verbindet. Niemand hat die Absicht, hier noch mehr Tore zu schießen, wenn es nicht sein muss. Zu krass ist jetzt schon der Unterschied dieses HFC mit dem von Januar oder Februar: Statt eines Haufens einzeln nebeneinanderherarbeitender Spielerdarsteller tritt hier eine Mannschaft auf. Niemand versteckt sich hinter einem anderen, niemand schieb Verantwortung ab. Man rudert gemeinsam ans rettende Ufer.
Gelassen spielen Lindenhahn, Fennell, Bohl und Müller die zweite Halbzeit herunter, es gibt noch Chancen, aber kaum echten Ärger darüber, dass sie nicht verwertet werden. Dann darf Manu gehen, verabschiedet mit Applaus, ihm folgt auch Lindenhahn, der im Rückblick auf diese Spielzeit später einmal sicher der Spieler sein wird, der das Ruder herumgerissen hat. Die Ultras, die nach dem Pokalaus einen - verständlichen - Stimmungsboykott verkündet hatten, halten immer noch an ihrem inzwischen sinnlosen und kontraproduktiven Beschluss fest.
Ihre Mannschaft aber zeigt echte Größe und sportlichen Charakter, als sie nach dem Schlusspfiff, den den Abstieg von Rot-Weiß Erfurt in die Regionalliga besiegelt, mit den Erfurter Kollegen hinübergeht in die prallvolle Fankurve der Thüringer und sich mit demonstrativem Applaus von deren Anhang verabschiedet.
Ja, es hätte schlimmer kommen können in Halle, sehr viel schlimmer.
Nun aber wird vielleicht doch noch alles gut.
Die Notnägel retten es
Es waren die Ersatzleute, die Bankdrücker, die Notnägel, die da zusammensaßen. Und über ein gemeinsames Schicksal sprachen: Alle am Tisch hatten noch Vertrag für die kommende Saison oder aber die Absicht, weiter in Halle 3. Liga zu spielen. Alle gehörten nicht zu den erklärten Vertrauensspielern des Trainers und alle waren unzufrieden mit einer Gesamtsituation, die am Ende einer nie leichten Saison voller Verletztenpech, Hader und mannschaftsinternem Zwist dazu geführt hatte, dass sich selbst die treuesten der treuen Fans angewidert abwandten.
Irgendwas geschah an diesem Abend im März, keine 24 Stunden nach dem fürchterlichen Desaster im Pokalspiel gegen den Verein aus der Börde, der seine Ersatzelf nach Halle geschickt hatte. Denn seitdem steht ein anderer HFC auf dem Platz, personell und mental. Gab es vorher in zehn Punktspielen bescheidene zehn HFC-Tore, die in zwölf Punkten resultierten, steht die Bilanz seitdem bei sechs Toren in zwei Spielen, mit denen sechs Punkte geholt wurden - drei davon bei überhaupt erst zweiten Auswärtssieg in Großaspach, drei nun im zweiten Auftritt der numerischen B-Elf, die auch den Konkurrenten aus Erfurt satt und sauber mit 3:0 abfertigte.
Zusammen mit den drei Spielen zuvor, in denen spielerisch bescheidene Auftritte und viel Glück zu zwei knappen 1:0-Siegen und einem Remis in Chemnitz reichten, findet sich der HFC in der Formtabelle der 3. Liga auf einmal auf einem sagenhaften 3. Platz - zwei Ränge vor dem aufstiegsambitionierten Verein aus der Landeshauptstadt.
Endlich eine Mannschaft
Ein Wunder, dessen Gründe aber auch im Spiel gegen Erfurt unübersehbar sind. Endlich steht da eine Mannschaft auf dem Platz, endlich erstickt nicht mehr ein Alleinherrscher, über den jede Aktion zu laufen hat, die Kreativität des Spieles. Die zeigen einmal mehr die beiden Rechtsaußen spielenden Neuentdeckungen der Spätphase dieser Saison: Toni Lindenhahn und Braydon Manu sind vom Anpfiff weg ein Duo, das sich immer wieder blind sucht und findet.
Nicht alles klappt, doch dass es bis zu einem ersten HFC-Treffer nicht lange dauern wird, da sind sich die 5700 Zuschauer früh sicher. In der vierten Minute ist es dann auch schon soweit: Nach einer Manu-Eingabe verpasst Lindenhahn, der Ball wechselt die Seite, Fabian Baumgärtel holt ihn und flankt, Lindenhahn verlasst zentral vor dem Tor erneut. Aber hinter ihm steht Manu, der volley schießt, nicht richtig trifft, aber dafür das Tor.
Für Erfurt schwinden die letzten Chancen, die Liga doch noch zu halten. Zumal der HFC weiterspielt wie so selten in den letzten 24 Monaten. Kombinationsfußball, vor allem über die Lindenhahn/Manu-Seite, aber auch Baumgärtel und der auch erst seit kurzem im Startaufgebot stehende Niklas Landgraf deuten an, warum sie als Berufsbezeichnung "Fußballspieler" angeben. Daniel Bohl, mit großen Erwartungen nach Halle gekommen, hier aber dauerhaft von anderen aus der ersten Elf dominiert, grätscht und stopft die Löcher, Fennell ordnet das Spiel. Und wo Erfurt doch einmal bis an den HFC-Strafraum kommt, räumen Ajani, Schilk, Müller und Baumgärtel ab, was anzubrennen droht.
Was hätte das für eine Spielzeit werden können, wäre es öfter gelaufen wie heute, wo auch der Gegner mitspielt. Erfurt-Keeper Klewin spielt in der 33. Minute einen langen Ball ins Mittelfeld, den Nick Fennell erwischt. Und im Stil von Zlatan Ibrahimovic aus 30 Metern einnetzt.
Niemand hat die Absicht, mehr Tore zu schießen
2:0 schon und noch 60 Minuten zu gehen. Der HFC könnte hier gegen Thüringer, die sich aufgegeben haben, Historisches schaffen. Einen Sieg mit vier, fünf oder sieben zu null! Aber nachdem Mathias Fetsch in der 41. Minute nach einer Lindenhahn-Eingabe keine Mühe hat, das dritte HFC-Tor zu machen, lassen es die Hallenser ruhig angehen mit den Gästen, mit denen den HFC eine lange gemeinsame Geschichte verbindet. Niemand hat die Absicht, hier noch mehr Tore zu schießen, wenn es nicht sein muss. Zu krass ist jetzt schon der Unterschied dieses HFC mit dem von Januar oder Februar: Statt eines Haufens einzeln nebeneinanderherarbeitender Spielerdarsteller tritt hier eine Mannschaft auf. Niemand versteckt sich hinter einem anderen, niemand schieb Verantwortung ab. Man rudert gemeinsam ans rettende Ufer.
Gelassen spielen Lindenhahn, Fennell, Bohl und Müller die zweite Halbzeit herunter, es gibt noch Chancen, aber kaum echten Ärger darüber, dass sie nicht verwertet werden. Dann darf Manu gehen, verabschiedet mit Applaus, ihm folgt auch Lindenhahn, der im Rückblick auf diese Spielzeit später einmal sicher der Spieler sein wird, der das Ruder herumgerissen hat. Die Ultras, die nach dem Pokalaus einen - verständlichen - Stimmungsboykott verkündet hatten, halten immer noch an ihrem inzwischen sinnlosen und kontraproduktiven Beschluss fest.
Demonstrativer Applaus für die Erfurter Kurve
Ihre Mannschaft aber zeigt echte Größe und sportlichen Charakter, als sie nach dem Schlusspfiff, den den Abstieg von Rot-Weiß Erfurt in die Regionalliga besiegelt, mit den Erfurter Kollegen hinübergeht in die prallvolle Fankurve der Thüringer und sich mit demonstrativem Applaus von deren Anhang verabschiedet.
Ja, es hätte schlimmer kommen können in Halle, sehr viel schlimmer.
Nun aber wird vielleicht doch noch alles gut.
2 Kommentare:
@ppq ist ein Erfolgsfan !
dann wäre ich beim falschen verein
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