Krude Thesen gab es genug nach der Bundestagswahl, als plötzlich erstmals eine "Nazi-Partei" (Sigmar Gabriel) in den Bundestag einzog. Die Ostdeutschen hätten sie gewählt, analysierten die Leitmedien besorgt, die, in deren Umgebung überhaupt keine Ausländer leben. Und die natürlich, die bis heute dem 3. Reich Hitlers, dem Völkermord und dem 2. Weltkrieg hinterhertrauern. Die Kanzlerin zeigte klare Kante: Kein einziger Ostdeutscher schaffte es auf CDU-Ticket ins Kabinett, erstmals seit Kriegsende ist jeder Unionsminister dort geboren, wo die Demokratie seit jeher zu Hause ist.
Doch stimmte die These vom Nazi-Osten überhaupt? Eine neue Studie nährt Zweifel: Danach ist die AfD bei der Bundestagswahl zwar in dünn besiedelten Regionen mit alter Bevölkerung gewählt worden. Doch einen Zusammenhang zwischen der Höhe der Zustimmung zur rechtspopulistischen, rechtsradikalen und rechtsextremen Partei mit dem Ausländeranteil vor Ort konnte nicht nachgewiesen werden, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) herausgefunden hat.
Es ist das Ende einer Fake-News-Geschichte, die Politikern und Medien fast ein halbes Jahr lang als Erklärung dafür diente, dass die über Jahre hinweg bekämpfte AfD bei der Bundestagswahl besser abgeschnitten hatte als Grüne, Linke und FDP. Demokratiefeindliche Ex-DDR-Bürger, brutalisierte Sachsen mit angeborener Fremdenfeindlichkeit und von einer Jugend unter kommunistischer Knute moralisch verkrüppelte Arbeitslose mit Angst vor der weltweiten Arbeitsteilung hätten die AfD gewählt, um die aufgeklärten und durchglobalisierten Bionade-Eliten in den westdeutschen Metropolen zu ärgern.
Konsens, aber frei erfunden. Weder Arbeitslosenquote noch Bildungsgrad stehen nach der DIW-Studie mit dem AfD-Ergebnis im Zusammenhang. Entscheidender für hohe Stimmenanteile seien vielmehr niedrige Haushaltseinkommen und schlechte Infrastruktur gewesen: Sowohl in Ostdeutschland als auch in westdeutschen Wahlkreisen holte die AfD dort mehr Stimmen, wo die Einkommen unter dem deutschen Durchschnitt liegen sind. Wo das Auto rostet, die Straße voller Löcher ist, Arzt und Supermarkt weit weg und wo der Bus fehlt, wird AfD gewählt.
Eine naheliegende Logik. AfD wählt, wen die Verhältnisse nicht jung, schön oder wenigstens reich und metropolitisch gemacht haben. AfD wählt, wer wenig zu verlieren, auf jeden Fall weniger als die Jungen, Schönen und Reichen. Auch die Art der Beschäftigung beeinflusste das Wahlverhalten mehr als die Nähe oder die fehlende Nähe zu Flüchtlingen oder anderweitig Zugezogenen: In westdeutschen Wahlkreisen sei die AfD besonders dort gewählt worden, wo überproportional viele Menschen in der Industrie arbeiten. Im Osten profitiert die AfD, wo viele Handwerker ihre eigenen Unternehmen führen.
Es ist nicht die Ausländerfeindlichkeit ohne Ausländer, die im Zuge des bis heute unaufgeklärten Anschlages auf ein im Bau befindliches Flüchtlingsheim in Tröglitz die Runde machte, die Gauland, Weidel und Co. die Wähler zutreibt. Sondern deren Strategie, älteren Menschen in überalterten Wahlkreise mit einer "anderen Lebensdyamik und geringeren wirtschaftliche Perspektiven" Halt und Trost zu versprechen. Das ist der Studie zufolge besonders im Osten zu beobachten: Wesentlich mehr Menschen in den neuen Bundesländern als im Westen seien über 60 Jahre alt, viele von ihnen erwarten durch die Verwerfungen der Nachwendezeit nur eine geringe Rente. Die einfache AfD-Parole, man müsse das für Flüchtlinge ausgegebene Geld nur einfach für die eigenen Leute verwenden und allen gehe es gut, bringt hier mehr ein als alle Versicherungen der Kanzlerin, man habe keine Fehler gemacht.
Zwischen dem Ausländeranteil und dem AfD-Ergebnis wurden dagegen nur schwache Zusammenhänge nachgewiesen - und sie fallen exakt entgegengesetzt zu dem aus, was Leitmedien wie die Süddeutsche Zeitung als Erklärung heranzogen. In ansonsten gleichen Wahlkreisen sei das Zweitstimmenergebnis der AfD höher, wenn überdurchschnittlich viele Menschen mit nichtdeutscher Staatsbürgerschaft dort leben würden, schreiben die Forscher. Leitmedialer Konsens war bisher, dass es genau umgekehrt ist: Wenig Ausländer, viele AfD-Stimmen. Ein populistischer Irrtum, den die Süddeutsche Zeitung lieber mal so stehen lässt, indem sie über die widersprechende Studie nicht berichtet.
Dick wird es, wo es dünn ist
Doch stimmte die These vom Nazi-Osten überhaupt? Eine neue Studie nährt Zweifel: Danach ist die AfD bei der Bundestagswahl zwar in dünn besiedelten Regionen mit alter Bevölkerung gewählt worden. Doch einen Zusammenhang zwischen der Höhe der Zustimmung zur rechtspopulistischen, rechtsradikalen und rechtsextremen Partei mit dem Ausländeranteil vor Ort konnte nicht nachgewiesen werden, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) herausgefunden hat.
Es ist das Ende einer Fake-News-Geschichte, die Politikern und Medien fast ein halbes Jahr lang als Erklärung dafür diente, dass die über Jahre hinweg bekämpfte AfD bei der Bundestagswahl besser abgeschnitten hatte als Grüne, Linke und FDP. Demokratiefeindliche Ex-DDR-Bürger, brutalisierte Sachsen mit angeborener Fremdenfeindlichkeit und von einer Jugend unter kommunistischer Knute moralisch verkrüppelte Arbeitslose mit Angst vor der weltweiten Arbeitsteilung hätten die AfD gewählt, um die aufgeklärten und durchglobalisierten Bionade-Eliten in den westdeutschen Metropolen zu ärgern.
Konsens, frei erfunden
Konsens, aber frei erfunden. Weder Arbeitslosenquote noch Bildungsgrad stehen nach der DIW-Studie mit dem AfD-Ergebnis im Zusammenhang. Entscheidender für hohe Stimmenanteile seien vielmehr niedrige Haushaltseinkommen und schlechte Infrastruktur gewesen: Sowohl in Ostdeutschland als auch in westdeutschen Wahlkreisen holte die AfD dort mehr Stimmen, wo die Einkommen unter dem deutschen Durchschnitt liegen sind. Wo das Auto rostet, die Straße voller Löcher ist, Arzt und Supermarkt weit weg und wo der Bus fehlt, wird AfD gewählt.
Eine naheliegende Logik. AfD wählt, wen die Verhältnisse nicht jung, schön oder wenigstens reich und metropolitisch gemacht haben. AfD wählt, wer wenig zu verlieren, auf jeden Fall weniger als die Jungen, Schönen und Reichen. Auch die Art der Beschäftigung beeinflusste das Wahlverhalten mehr als die Nähe oder die fehlende Nähe zu Flüchtlingen oder anderweitig Zugezogenen: In westdeutschen Wahlkreisen sei die AfD besonders dort gewählt worden, wo überproportional viele Menschen in der Industrie arbeiten. Im Osten profitiert die AfD, wo viele Handwerker ihre eigenen Unternehmen führen.
Es ist nicht die Ausländerfeindlichkeit ohne Ausländer, die im Zuge des bis heute unaufgeklärten Anschlages auf ein im Bau befindliches Flüchtlingsheim in Tröglitz die Runde machte, die Gauland, Weidel und Co. die Wähler zutreibt. Sondern deren Strategie, älteren Menschen in überalterten Wahlkreise mit einer "anderen Lebensdyamik und geringeren wirtschaftliche Perspektiven" Halt und Trost zu versprechen. Das ist der Studie zufolge besonders im Osten zu beobachten: Wesentlich mehr Menschen in den neuen Bundesländern als im Westen seien über 60 Jahre alt, viele von ihnen erwarten durch die Verwerfungen der Nachwendezeit nur eine geringe Rente. Die einfache AfD-Parole, man müsse das für Flüchtlinge ausgegebene Geld nur einfach für die eigenen Leute verwenden und allen gehe es gut, bringt hier mehr ein als alle Versicherungen der Kanzlerin, man habe keine Fehler gemacht.
Populistischer Irrtum
Zwischen dem Ausländeranteil und dem AfD-Ergebnis wurden dagegen nur schwache Zusammenhänge nachgewiesen - und sie fallen exakt entgegengesetzt zu dem aus, was Leitmedien wie die Süddeutsche Zeitung als Erklärung heranzogen. In ansonsten gleichen Wahlkreisen sei das Zweitstimmenergebnis der AfD höher, wenn überdurchschnittlich viele Menschen mit nichtdeutscher Staatsbürgerschaft dort leben würden, schreiben die Forscher. Leitmedialer Konsens war bisher, dass es genau umgekehrt ist: Wenig Ausländer, viele AfD-Stimmen. Ein populistischer Irrtum, den die Süddeutsche Zeitung lieber mal so stehen lässt, indem sie über die widersprechende Studie nicht berichtet.
9 Kommentare:
"... bis heute unaufgeklärten Anschlages auf ein im Bau befindliches Flüchtlingsheim in Tröglitz"
Unaufgeklärt stimmt. Aber Hinweise gibt es schon.
BILD 22.05.2015, HAUSBESITZER WAR SCHON ZWEIMAL OPFER VON BRANDANSCHLÄGEN:
"Denn der Brandanschlag von Tröglitz war bereits der dritte auf eine Immobilie des Hausbesitzers Volker B. Schon am 10. April 2006 brannte die Traumvilla des in der Zuckerbranche arbeitenden Managers im idyllischen Burgenlandkreis ab – kurz bevor er samt Familie ausziehen wollte.
Die örtliche Feuerwehr konnte das Gebäude nicht mehr retten, angesichts von Benzinspuren und gefundenen Kanistern ging der Wehrleiter von Brandstiftung aus. Ermittler der Polizei nannten den Fall in der lokalen Presse damals „mysteriös“ und „eigenartig“.
Am 1. Mai 2008 brannte es erneut im inzwischen leer stehenden Haus."
Mir notwendig scheinende Ergänzung: Jedenfalls die AfD - Wähler, die ich kenne, sind gebildete und wohlsituierte, überwiegend promovierte, Juristen, Ärzte, Historiker usw.,aufgewachsen und sozialisiert in der "alten" Bundesrepublik, also im gut verankerten Glauben an Werte wie Rechtsstaatlichkeit, Vertrags - und Gesetzestreue, Gewaltenteilung,den Unterschied zum Chauvinismus kennende Loyalität zum Heimatland,Säkularität des Staates, Ablehnung aller radikalen politischen Doktrinen, Aufgeschlossenheit und Weltoffenheit, allerdings auch beachtend, daß man tolerant nur von einem gefestigten eigenen Standpunkt aus sein kann (im Gegensatz zur schieren Beliebigkeit). Wenn man daran die hiesige Politik der letzten 15 Jahre mißt, ist einem freilich a limine der Verdammungsstempel als "Nazi", "Rassist" und dergleichen fast schon sicher. So und nicht anders entstehen dann eben auch "Wutbürger"!
Und wieder zaubert mir PPQ ein lächeln auf die Lippen. In einer Zeit in der man sich in eine Ecke setzen und leise vor sich hin weinen möchte ist das eine beachtliche Leistung. Danke PPQ!!
@ G.C.Lichtenberg: Mit den "Juristen" bei der AfD scheint es aber nicht so weit her zu sein. Nu muss ich aber, die Kühe klüttern in S-tall ... Will sagen, mein kurdischer Internetcafepächter stresst, zu recht.
Tröglitz: Wenn meine privaten Kontakte Richtiges verkündet haben, dann stand die Regierung in Magdeburg kurz davor, einen geistig Minderbemittelten, aka Dorftrottel aus einem Nachbarort zum Täter und Naziterroristen zu erklären. Der Pressetermin war schon festgesetzt aber irgendjemand hat einen Rückzieher gemacht.
Mich erstaunt die Sache mit der Alterspyramide. Bei der NPD war doch immer der Jungwähleranteil am höchsten (was aber gerne unerwähnt blieb).
Meiner Kenntnis war bei der NPD die Zahl dr "jungen Wähler" am höchsten; bei der Linkspartei im Osten bei den Ü60.
Wir nicht erwähnt, weil es die narrative "alt, weiß, rechts" v. "jung, bunt, weltoffen"
Lästert nicht Den Hohen, denn der kann fies werden.
Etwas anderes ist, wenn ich Gerrys und Davideles Wüstendschinni Hauaha schmähe. Der ist minder und durchaus machtlos.
... übrigens sieht die Zeichnung aus wie ein Schornsteinfeger.
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