Amtsinhaberin Angela Merkel (l.) und Martin Schulz gingen beide als Sieger aus dem TV-Duell hervor. |
Studio G im Sendezentrum Adlershof. Hier, wo DDR-Medienchef Joachim Herrmann früher passgenaue Propaganda für den blühenden Sozialismus in den Farben der DDR herstellen ließ, geht es heute um alles. Aufgergt ist die Stimmung, Spannung liegt in der Luft. Im Lounge-Bereich sitzen schon führende Politiker wie Hermann Gröhe oder Ursula von der Leyen, aber auch Stars und Sternchen wie Ex-Tennisprofi Michael Stich oder Ex-Boxerin Regina Halmich haben sich eingefunden, um Augenzeuge des großen TV-Duells um die nächste Kanzlerschaft zu werden.
High Noon im Studio B, in das Angela Merkel und ihr mächtiger Herausforderer Martin Schulz kurz vor acht geführt werden. Die Beobachter draußen rücken vor den Monitoren zusammen. Sie werden kommentieren, analysieren und über den Sieg entscheiden. Während des Duells wird darüber gesprochen, wie es ist. Nach dem Duell, wie es war. Damit alle bei Laune bleiben, werden Häppchen gereicht: Gnocchi, Nudeln und Currywurst mit Pommes. Alles auf Kosten der vier Sender ARD und ZDF sowie RTL und Prosieben, die das Fernsehduell diesmal gemeinsam ausrichten, weil sich beide Kandidaten wegen weitgehender Übereinstimmung der Meinungen geeignigt haben, dass ein Aufeinandertreffen ausreicht.
Dann ist es soweit. Der Zweikampf beginnt. Jetzt geht es um Emotionen, echten Streit, da wird auch mal richtig attackiert, geholzt. Angela Merkel plaudert freundlich, sie lächelt in die Kamera. Sie kennen mich, sagt sie, nur mit andreen Worten. Martin Schulz, körperlich unscheinbar, aber mit blitzenden Brillenaugen, ist angriffslustig. Er verbreitet von Anfang an gepflegte Langeweile, betet Teile des SPD-Wahlprogrammens auswendig herunter.
Leidenschaft marke Schulz, Emotionen Marke Merkel. Verbissen verteidigen beide Duellanten ihre gemeinsamen Positionen: Ja, in der Regierungszeit der großen Koalition wurde alles richtig gemacht. Nein, 2015 darf sich, wird sich nicht wiederholen, weil bald 2018 ist. Es geht um Bildung, Straßen, Schultoiletten, um Kernfragen der Gegenwart wie Alter, Jugend und Infrastruktur.
Satz umd Satz schießen die beiden wohlpräparierten Politprofis die Worthülsen aufeinander ab, mit denen sie sich in der Bundesworthülsenfabrik haben austatten lassen. Es ist knapp, aber es ist ein Null zu Null zwischen den Kontrahenten. Angela Merkel zitiert das Statistische Bundesamt zitiert. Martin Schulz zitiert sich selbst: "Wir müssen Europas Kopf bleiben", betont der Würselener seinen festen Willen, die in den letzten Jahren mühsam erkaufte deutsche Dominanz in Europa nicht mehr aufzugeben.
Kalendersprüche zum Mitschreiben: "Jeder Mensch muss in Würde altern können." Oder: "Jeder Mensch bekommt die Gesundheitsversorgung, die er braucht." Es gibt ein "nie ging es Deutschland so gut". Und natürlich ein "die, denen es noch nicht so gut geht, können darauf hoffen, dass es besser wird". Das Moderatorenteam steht zeitweise wie katatonisch vor diesem Ausbruch an lebendiger Demokratie, vor diesem Duell von Merkel ohne und Merkel mit Bart.
Die Kanzlerin, diesmal nicht in SPD-Rot, und der Herausforderer, diesmal mit rotem Binder, merkeln miteinander, sie umarmen den Gegner, weichen unangenehmen Fragen pfeilschnell aus, müssen das aber gar nicht tun, weil abgesprochen wurde, unanagenehme Fragen nicht zu stellen. Beider Motto ist das immer gleiche: weiter so, nur noch besser. Deutschland brauche keine Vision, sondern zuverlässige Verwalter, die still, kompetent und nüchtern zentrale Probleme lösen. Wie eben die Frage der Schultoiletten, des britischen EU-Ausstieges und einer Reform der Bundeswehr
Schulz hatte angekündigt, rücksichtslos angreifen zu wollen. Gerüchte besagten, dass er Stasi-gerüchte über Merkel aufgreifen werde, zudem wolle er darauf hinweisen, dass die Kanzlerin in Wirklichkeit gar keine Ostdeutsche sei sondern wie die Attentäter vom 11. September 2001 aus hamburg stamme. Doch der Sozialdemokrat zögert. hat er Angst um seine Anschlussverwendung? Zu zaghaft, zu technokratisch, zu unverständlich setzte Schulz seine Attacken. Er wolle "mehr Schultoiletten bauen", verspricht er. Zwölf Milliarden stelle die SPD dafür zur Verfügung.
Es spricht Bände, dass Merkel der mitlaufenden Uhr zufolge während des gesamten "Duells" weniger Redeanteile hatte als der selbsternannte Gottkanzler. Diesen Herausforderer ließ sie ins Leere laufen, Schulz haspelte auf seine rheinisch-sympathische Art verzweifelt durch seine mit Fakten vollgepackten Zettel, brannte aber kein Argumentationsfeuerwerk ab.
So blieben beide Kandidaten blass. Das passt zum bisherigen Verlauf dieses Wahlkampfs. Angela Merkel geht entspannt in die Wahl, sie weiß um ihren großen Sympathievorsprung. Ihre CDU oder gar Programmatisches kommen kaum vor. Allein der Kanzlerbonus soll ihr den Sieg sichern. das wird reichen.
Martin Schulz hat dem nichts entgegenzusetzen, er ist aus den Himmeln der Ernennungszeit auf den Boden der tatsache gestürzt, dass er nie mehr war als ein trockener Bürokrat, der es geschickt verstanden hat, sich für einen Moment das Mäntelchen des Volkstribunen umzuhängen. Seine Partei wird ab heute entdgültig nicht mehr auf Sieg spielen, sondern auf Platz. Es geht jetzt nicht mehr um das Kanzleramt, sondern um die bedrohten Ministerposten, die Stellen als Staatssekretäre, die Genossen, die noch nicht verbeamtet in einer Budnesverwaltung untergebracht werden konnten.
Nach den zuletzt in Serie verlorenen Landtagswahlen, die hunderten guter Genossen ihre Stellen kosteten, braucht die SPD nichts dringender im Bund eine erneute Beteiligung an einer Großen Koalition. Martin Schulz Aufgabe ist nun noch eine einzige, im Dienst der Partei: Er wird die Niederlage am 24. September mannhaft schultern, Verantwortung übernehmen und den Weg frei machen für einen Neuanfang unter der linken Vordenkerin Andrea Nahles.
Auf Schulz wartet dann im kommenden Jahr der Posten als Chef der EU-Kommission.
High Noon in Studio B
High Noon im Studio B, in das Angela Merkel und ihr mächtiger Herausforderer Martin Schulz kurz vor acht geführt werden. Die Beobachter draußen rücken vor den Monitoren zusammen. Sie werden kommentieren, analysieren und über den Sieg entscheiden. Während des Duells wird darüber gesprochen, wie es ist. Nach dem Duell, wie es war. Damit alle bei Laune bleiben, werden Häppchen gereicht: Gnocchi, Nudeln und Currywurst mit Pommes. Alles auf Kosten der vier Sender ARD und ZDF sowie RTL und Prosieben, die das Fernsehduell diesmal gemeinsam ausrichten, weil sich beide Kandidaten wegen weitgehender Übereinstimmung der Meinungen geeignigt haben, dass ein Aufeinandertreffen ausreicht.
Dann ist es soweit. Der Zweikampf beginnt. Jetzt geht es um Emotionen, echten Streit, da wird auch mal richtig attackiert, geholzt. Angela Merkel plaudert freundlich, sie lächelt in die Kamera. Sie kennen mich, sagt sie, nur mit andreen Worten. Martin Schulz, körperlich unscheinbar, aber mit blitzenden Brillenaugen, ist angriffslustig. Er verbreitet von Anfang an gepflegte Langeweile, betet Teile des SPD-Wahlprogrammens auswendig herunter.
Leidenschaft marke Schulz, Emotionen Marke Merkel. Verbissen verteidigen beide Duellanten ihre gemeinsamen Positionen: Ja, in der Regierungszeit der großen Koalition wurde alles richtig gemacht. Nein, 2015 darf sich, wird sich nicht wiederholen, weil bald 2018 ist. Es geht um Bildung, Straßen, Schultoiletten, um Kernfragen der Gegenwart wie Alter, Jugend und Infrastruktur.
Satz umd Satz schießen die beiden wohlpräparierten Politprofis die Worthülsen aufeinander ab, mit denen sie sich in der Bundesworthülsenfabrik haben austatten lassen. Es ist knapp, aber es ist ein Null zu Null zwischen den Kontrahenten. Angela Merkel zitiert das Statistische Bundesamt zitiert. Martin Schulz zitiert sich selbst: "Wir müssen Europas Kopf bleiben", betont der Würselener seinen festen Willen, die in den letzten Jahren mühsam erkaufte deutsche Dominanz in Europa nicht mehr aufzugeben.
Kalendersprüche zum Mitschreiben
Kalendersprüche zum Mitschreiben: "Jeder Mensch muss in Würde altern können." Oder: "Jeder Mensch bekommt die Gesundheitsversorgung, die er braucht." Es gibt ein "nie ging es Deutschland so gut". Und natürlich ein "die, denen es noch nicht so gut geht, können darauf hoffen, dass es besser wird". Das Moderatorenteam steht zeitweise wie katatonisch vor diesem Ausbruch an lebendiger Demokratie, vor diesem Duell von Merkel ohne und Merkel mit Bart.
Die Kanzlerin, diesmal nicht in SPD-Rot, und der Herausforderer, diesmal mit rotem Binder, merkeln miteinander, sie umarmen den Gegner, weichen unangenehmen Fragen pfeilschnell aus, müssen das aber gar nicht tun, weil abgesprochen wurde, unanagenehme Fragen nicht zu stellen. Beider Motto ist das immer gleiche: weiter so, nur noch besser. Deutschland brauche keine Vision, sondern zuverlässige Verwalter, die still, kompetent und nüchtern zentrale Probleme lösen. Wie eben die Frage der Schultoiletten, des britischen EU-Ausstieges und einer Reform der Bundeswehr
Schulz hatte angekündigt, rücksichtslos angreifen zu wollen. Gerüchte besagten, dass er Stasi-gerüchte über Merkel aufgreifen werde, zudem wolle er darauf hinweisen, dass die Kanzlerin in Wirklichkeit gar keine Ostdeutsche sei sondern wie die Attentäter vom 11. September 2001 aus hamburg stamme. Doch der Sozialdemokrat zögert. hat er Angst um seine Anschlussverwendung? Zu zaghaft, zu technokratisch, zu unverständlich setzte Schulz seine Attacken. Er wolle "mehr Schultoiletten bauen", verspricht er. Zwölf Milliarden stelle die SPD dafür zur Verfügung.
Es spricht Bände, dass Merkel der mitlaufenden Uhr zufolge während des gesamten "Duells" weniger Redeanteile hatte als der selbsternannte Gottkanzler. Diesen Herausforderer ließ sie ins Leere laufen, Schulz haspelte auf seine rheinisch-sympathische Art verzweifelt durch seine mit Fakten vollgepackten Zettel, brannte aber kein Argumentationsfeuerwerk ab.
Zwei blasse Sieger
So blieben beide Kandidaten blass. Das passt zum bisherigen Verlauf dieses Wahlkampfs. Angela Merkel geht entspannt in die Wahl, sie weiß um ihren großen Sympathievorsprung. Ihre CDU oder gar Programmatisches kommen kaum vor. Allein der Kanzlerbonus soll ihr den Sieg sichern. das wird reichen.
Martin Schulz hat dem nichts entgegenzusetzen, er ist aus den Himmeln der Ernennungszeit auf den Boden der tatsache gestürzt, dass er nie mehr war als ein trockener Bürokrat, der es geschickt verstanden hat, sich für einen Moment das Mäntelchen des Volkstribunen umzuhängen. Seine Partei wird ab heute entdgültig nicht mehr auf Sieg spielen, sondern auf Platz. Es geht jetzt nicht mehr um das Kanzleramt, sondern um die bedrohten Ministerposten, die Stellen als Staatssekretäre, die Genossen, die noch nicht verbeamtet in einer Budnesverwaltung untergebracht werden konnten.
Nach den zuletzt in Serie verlorenen Landtagswahlen, die hunderten guter Genossen ihre Stellen kosteten, braucht die SPD nichts dringender im Bund eine erneute Beteiligung an einer Großen Koalition. Martin Schulz Aufgabe ist nun noch eine einzige, im Dienst der Partei: Er wird die Niederlage am 24. September mannhaft schultern, Verantwortung übernehmen und den Weg frei machen für einen Neuanfang unter der linken Vordenkerin Andrea Nahles.
Auf Schulz wartet dann im kommenden Jahr der Posten als Chef der EU-Kommission.
1 Kommentar:
Derzeit (21.55) Schnappatmung auf Pipi. Diese kleinen Kannegießer* (fast) alle miteinander, geradezu niedlich.
Und immer wieder: "Diese Versager"! Sind beide definitiv eben nicht...
*siehe Bolschewikiblödia -
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