Das absolut Böse hat einen Namen. |
Es ist ein Experiment, vielleicht das größte seit Goebbels' letztlich gelungenem Versuch der Vereinheitlichung des gesamten gesellschaftlichen und politischen Lebens im Dritten Reich. Geschlagen von Auflagenverlusten und Bedeutungsschwund, sind die deutschen Medien etwa zum Zeitpunkt der Inauguration des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump, die rein zufällig zusammenfiel mit der Ernennung eines sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten durch einen gesundheitlich geschwächten Parteichef, darangegangen, einen großangelegten Menschenversuch zu starten. Für wie dumm lässt sich mein Publikum verkaufen? Wie trocken und brüchig darf der Plunder sein, den ich ihm unterjuble, ohne dass es spuckt? Und wie tief schneidet es eigentlich noch, das Medienmesser? Komme ich bis ans Herz?
Knappe drei Wochen später ist der Menschenversuch am Laufen. Testhalber werden zwei diamentral verschiedene Geschichten von zwei diamentral unterschiedlichen Menschen erzählt. Auf der einen Seite ist da das absolut Böse, ein Mann ohne Skrupel, korrupt, verlogen, ein teuflischer Charakter mit blondem Schopf, gegen den Hitler, Stalin und Mao, ja, selbst Putin und Erdogan wirken wie Schuljungen, die allenfalls mal ein paar Bonbons stehlen. Donald Trump dagegen ist ein Menschheitsverderber. Nach drei Wochen im Amt der schrecklichste Präsident seit 250 Jahren.
Ohne warnende Schlagzeilen aus Deutschland, die jedes Maß verloren haben müssen, um herauszufinden, wie das Volk darauf reagiert, könnte der "Wahnsinnige" (Spiegel) von Washington morgen schon beginnen, Kinder zu fressen, Oppositionelle zu foltern oder die Atombombe zu zünden. Um sich eine Zigarre anzustecken.
Der Irre und der Heldentenor
Ein Held, der allein uns noch retten kann. |
Das aber würde nicht die nach wie vor vorhandene Macht der Medien beweisen, sondern die Überzeugungskraft von Pitt und Cloney.
Wie weit reicht die Kraft zur Manipulation?
Die Experimentalanordnung mit Schulz aber, einem vergleichsweise mickrigen Männchen, das auch im Maßanzug immer ein wenig wirkt wie ein verkleideter Clochard, hat seinen Reiz. Kann es gelingen, einem ganzen Land durch die Darreichung von sensationell guten Umfrageergebnissen zu suggerieren, dass da ein neuer deutscher Held geboren ist? Dass Merkel plötzlich einen Gegner hat? Und das dasselbe Volk, das noch zwei Wochen vor Schulz´ Ernennung begeistert von seiner ewigen Kanzlerin war, sich nach einem Wechsel sehnt? Und wie steht es um die Möglichkeit, denselben Leuten gleichzeitig auch noch beizubringen, dass dieser gut erhaltene Greiß im Weißen Haus angetreten ist, die Welt ins Unglück zu stürzen, die Rassentrennung wieder einzuführen und noch mehr Moslems zu töten als sein Vorgänger?
Ein spannender Versuch, der vor allem wohl zeigen soll, wie weit die Kraft der traditionellen Massenmedien zur Manipulation noch reicht. Sowohl beim Thema Trump als auch beim Thema Schulz - zwei Seiten einer Medaille - hat sich nahezu alles, was berichtet wird, komplett von jedem Rest Realitätsnähe freigemacht. Aus puren Erfindungen, ausgedachten Theorien von Experten, die sich um keinen Ruf zu sorgen haben, und Assoziationen zu Hitler, dem Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg entstehen tagtäglich verrückte Geschichten, die den Großteil derer, die sie zur Kenntnis nehmen, nur noch mit dem Kopf schütteln lässt.
Trump ermordet die Freiheit, Schulz bringt die Gerechtigkeit? Trump zündet vielleicht bald die Atombombe, nur Schulz allein kann noch zu Fuß über den Atlantik gehen und sie ihm aus der Hand schlagen? Eine Stunde ohne neue Horrormeldungen aus Übersee ist wie eine Stunde ohne neue Umfragezahlen, die verdeutlichen, dass Martin Schulz sich unaufhaltsam der 150-Prozent-Marke bei den Zustimmungswerten nähert.
Eine Übung in psychologischer Kriegsführung. Gelingt es, die Bevölkerung so nachhaltig mit diesen beiden aberwitzigen Botschaften zu penetrieren, dass sie schlussendlich geglaubt werden müssen? Reicht die noch vorhandene Reichweite der Leitmedien, die beiden Memes - Trumpböse, Schulzgut - ausreichend vielen Menschen einzupflanzen, ehe immer mehr Publikum sich abwendet, abgestoßen und angewidert von einer Welterzählung, die simpler ist als im Scherenschnitt? Kann ein Kanzler aus hektisch herumgereichten Umfrageerfindungen entstehen? Wie dauerhaft ist es möglich, von echten Problemen abzulenken, indem man sich kollektiv mit selbstgemachten Visionen beschäftigt?
8 Kommentare:
Seit 2011, als ein Atomunfall in Fukodingsbums einen Tsunami auslöste und 20000 Strahlenopfer ertranken, glaubt in Schland ein Großteil der Bevölkerung jeden medialen Blödsinn.
Damals erzählte mir eine 70-jährige Dame, dass sie nur noch knapp Jodtabletten in der Apotheke erhalten habe. Der Witz bei ihr war noch, sie hatte überhaupt keine Schilddrüse mehr. Mediales Fokodingsbumsfieber habe ich bei ihr diagnostiziert und ihr geraten den öffentlich-rechtlichen Medienkonsum zu unterlassen.
Ich habe allerdings den Eindruck, daß auch bei braven Staatstreuen die Anti-Trump-Hysterie nicht mehr so zieht. Die ziehen die Nummer ja zum zweiten Mal ab, s. Georg W. Bush.
"... die Rassentrennung wieder einzuführen ..."
Nehmen wir mal an, er täte (und könnte) das, z.B. mit Selbstbestimmung für die Schwarzen, Gelben und Roten, die Weißen nat. auch.
Würde er dann nicht genau jene VIELFALT sichern, die Amerika groß gemacht hat und die allenthalben und einhellig als "Vielfalt ist unsere Stärke" bejubelt wird?
das ist häresie
Obgleich staune ich im Moment über die Fähigkeiten von Funk, Fernsehen und Presse, die derzeit im täglichen Geschehen das Dramen-Dreieck durchtanzen, wie sonst nur der Walldorf-Schüler seinen Namen.
Ganz weit vorn mit dabei: Klaus Brinkbäumer vom SPIEGEL.
Schulz wird als Kanzlerkandidat eingesetzt
In der Öffentlichkeit wird gerätselt, wie und warum Martin Schulz als Kanzlerkandidat der SPD auserkoren wurde und wie die Wogen der Euphorie in den Medien über Schulz zu erklären sind. Uns wurde die Tonbandaufzeichnung einer Unterredung zwischen Merkel und Gabriel zugespielt, in der es um den Kandidaten für die SPD ging. Wir haben es aufgeschrieben:
Merkel: Siggi, wir müssen uns mal über ein ernstes Thema unterhalten. Es brennt mir schon länger unter den Nägeln, aber ich konnte es bisher nicht anschneiden.
Gabriel: Zur Führung eines ernsten Gesprächs gehören aber zwei. Du mußt erst einmal selbst ernsthaft werden; mit einer törichten Tante kann ich nicht ernsthaft sprechen.
Merkel: Du meinst, ich sei töricht? Wie kommst Du darauf und übrigens, wie sprichst Du mit mir?
Gabriel: Ich spreche mit Dir, wie Du es verdienst. Erst neulich habe ich im Stern gesagt, daß ich Dich für naiv oder bestenfalls für übermütig halte. Gut, Naivität kann man schwer ablegen, aber Dein Übermut hätte schon nach der Pubertät vorbei sein müssen.
Merkel: Du beziehst meine Naivität auf mein Hereinwinken von Millionen von Flüchtlingen ohne vorhergehende Konsultation unserer Nachbarn und ohne Zustimmung der hier schon länger lebenden Menschen?
Gabriel: Nicht nur auf den Flüchtlingsschlammassel. Du hast ja praktische alles vermasselt, denk nur an Euro- oder Griechenlandrettung, an die Querelen in der EU, Deinen fatalen Beitrag zum Brexit, Dein kriecherisches Verhalten gegenüber Erdogan, etc. Und ich sitze als Mitglied in Deiner Regierung mit im Schlamassel. Warum mögen mich denn die Wähler nicht mehr? Weil sie mich für mitverantwortlich halten! Dabei warst Du doch absolut beratungsimmun, nicht ansprechbar, regelrecht vernagelt.
Merkel: Genau wegen Deiner Unbeliebtheit möchte ich mit Dir sprechen. Dir ist doch klar, daß Du als Kanzlerkandidat kein Gegner für mich bist. Du bist bei den Wählern unten durch. Und das macht mir Sorgen.
Gabriel: Nun hör aber auf, willst Du mich verhökern? Meine Unbeliebtheit macht Dir Kopfschmerzen? Du verhöhnst mich und willst mich erniedrigen.
Merkel: So habe ich das nicht gemeint. Natürlich bedauere ich, daß die schon länger hier Lebenden nicht mit gleicher Inbrunst zu Dir aufschauen wie zu mir. Doch ich muß zugeben, daß ich an Zuspruch verloren habe. Es gibt eine wachsende Gruppe von Menschen, die von mir abdriften und sich rechtspopulistischen Parteien zuwenden. Diese Menschen gehen der Demokratie verloren, die müssen wir wieder an die Nationale Front, äh, die Parteien unserer Konsensdemokratie binden.
Gabriel: Das Aufkommen dieser demokratieinkompatiblen Parteien stört mich auch. Aber was soll ich denn tun? Ich habe diese Undankbaren doch häufig genug als Pack und Schwachköpfe bezeichnet, doch es hilft nichts, sie bleiben lieber Pack als zur Fahne der Vernunft zurückzukehren.
Merkel: Du kannst sehr viel tun. Wir müssen an Deiner Stelle eine Figur als SPD-Kanzlerkandidaten installieren, der Wankelmütige innerhalb des Packs für die SPD begeistert. Diese Figur sollte frisch von außen kommen, damit er nicht mit Fehlern unserer Regierung in Verbindung gebracht werden kann. Er sollte eine einfache Sprache sprechen und die bei der SPD üblichen politischen Parolen verkünden: mehr Gerechtigkeit, höhere Löhne, kappen der Managergehälter, Harmonie und Eintracht unter den Menschen all überall. Auch von mir nicht zu leugnende Probleme darf er freilich nicht ansprechen.
Gabriel: Hast Du schon jemand ausgesucht, der diese Figur verkörpern soll?
Merkel: Ich habe Martin Schulz ins Auge gefaßt. Er erfüllt alle notwendigen Voraussetzungen für diesen Job. Er kann gut schwätzen, den volksnahen Kumpel spielen und voll Rohr in jede Fernsehkamera grinsen.
Gabriel: Wenn ich mir‘s recht überlege, ja, das ist eine gute Wahl. Er hat noch eine Eigenschaft, die es uns leicht machen wird, die Unterstützung der Medien für eine Popularisierung seiner Kandidatur zu finden: Er formuliert sehr einfach, so daß selbst die Journalisten seinen Ausführungen folgen können. Das wird ihn in den Medien sofort beliebt machen.
Merkel: Da paßt wirklich alles wunderbar zusammen. Und weißt Du, was wir noch machen? Wir lassen ihn durch die Medien als Gegenspieler von Trump aufbauen: Hie der sympathische, die kleinen Leute in den Arm nehmende Schulz und dort der fiese, über Leichen gehende Trump. Damit geben wir Trump gleich noch eine Watschen mit.
Gabriel: Großartig, Schulz wird zum Retter der Demokratie in unserem Land.
Merkel: Noch eins, Siggi: Nach der Wahl servieren wir den Schulz natürlich ab und Du trittst wieder an seine Stelle. Dann können wir so weiter machen wie bisher.
Gabriel: Diese Lösung kommt mir sehr entgegen. So kann ich mich im Bundestagswahlkampf ein bißchen ausruhen, ohne letztlich an politischem Einfluß zu verlieren.
Merkel: Noch morgen werde ich die Chefredakteure von Fernsehen und Zeitungen zusammenrufen und ihnen die Richtung der von uns gewünschten Berichterstattung vorgeben.
@ ppq: Entschuldigung für den langen Sermon. Bitte löschen, wenn lästig.
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