Sie können es nicht in Sachsen-Anhalt, das ist seit Jahren klar, aber gemacht werden muss es dann doch immer. Finale um den Landespokal 2015, der Hallesche FC muss nach dem erkämpften Halbfinalsieg in Magdeburg in einem Auswärtspiel im heimischen Stadion gegen den ehemals übermächtigen, nun aber nur noch fünftklassigen Stadtrivalen VfL 96 antreten, um nach der fürchterlichen Finalpleite im vergangenen Jahr endlich wieder einen Startplatz für den DFB-Pokal zu ergattern. Der VfL, vor zwei Jahren noch ein gewaltiger Brocken auf dem Weg ins Endspiel, kommt diesmal als chancenloser Außenseiter - und er hält über 90 Minuten, was die Ansetzung versprochen hat.
Furchtsam präsentieren sich die in gewohnt augenfeindlichen Farben aufgelaufenen Kicker vom Zoo, nur fünf Minuten dauert es, bis Florian Brügmann mit einem fein gezirkelten Fernschuss alle Sorgen von 10.855 der 12.855 Zuschauer beseitigt, hier könnte es eine Überraschung geben. Kein Gedanke: Eine einzige Großchance haben die dunkelblau-bfcroten Spieler des einstigen Regionalligisten mit Ambitionen in der ersten Halbzeit. Die vergurken sie auch noch kläglich. Der HFC hat das Spiel im Griff, die ansetzungsmäßigen Gastgeber haben nur einen feinen Moment: Als der Anzeigetafel-Veranstwortliche des sachsen-anhaltinischen Fußballverbandes beschließt, auf ein 1:0 für den VfL auf die Anzeigetafel zu schicken.
Sie können es nicht. Sie können nicht pünktlich anfangen, sie werden am Ende nicht würdig ehren können. Aber immerhin spielt der HFC von Anfang an einen würdigen Sieger. Wie noch kein Finale zuvor ist dieses hier eines, in dem nur eine Elf das Sagen hat. Zwar erarbeitet der HFC sich nach der Führung keine Unzahl an Chancen, doch die Gegenwehr der Blau-Roten endet regelmäßig nach einem langen Ball hinter die Mittellinie. In der 33. Minute ist es dann Osayamen Osawe, der den Spielverlauf aus statistisch sichtbar macht: Nach einer Ecke von Andy Gogia steigt er am höchsten und köpft zum 2:0 für den HFC ein.
Brügmann und Osawe, die beiden Überraschungsspieler dieser Saison bei den Rot-Weißen. Was für ein Zufall. Tom Butzmann, in dunkleren Zeiten selbst eine Art Hoffnungsträger beim HFC und inzwischen VfL-Abwehrchef schüttelt den Kopf und feuert seine Mitspieler. Vergeblich.
Es ist kein Spiel auf Augenhöhe, es ist überhaupt kein Spiel, das als Finale gelten kann. Der HFC absolviert eine bessere Trainingseinheit, der VfL zittert furchtsam vor jedem Angriff. In der 42. Minute ist Osawe schon wieder da. Diesmal schnappt er sich einen Ball, den Sturmkollege Timo Furuholm vergeblich hat ins Tor befördern wollen. Osawe schafft es. 3:0.
Das Spiel ist gegessen, der Pokal gewonnen. Die folgenden 45 Minuten sind reines Schaulaufen. Aber an dem haben zumindest die Spieler in roten Hosen und weißen Trikots sichtlich Spaß. Der Auswärtsmeister der 3. Liga spielt Katz und Maus mit Amateuren vom Zoo, die allenfalls willig, aber nie konkurrenzfähig wirken. Timo Furuholm macht in der 62. Minute mit einem wunderschönen Schlenzer das 4:0, Florian Brügmann lässt in der 77. mit einem noch schöneren das 5:0 folgen. Und Andy Gogia, der begnadete, aber scheidende Glücksgriff von Trainer Sven Köhler, bekommt nach einemHandspiel von Tom Butzmann im Zweikampf mit Sören Bertram die Gelegenheit, mit einem Strafstoß auch noch sein Tor zum Sieg beizusteuern.
Macht er sicher, danach kommt die Becker-Faust. 6:0, das höchste Endergebnis eines Pokalfinales in Sachsen-Anhalt, seit der Wettbewerb ausgetragen wird. Dann wird abgepfiffen und Landesinnenminister Holger Stahlknecht versucht, den Pokal an den Mann zu bringen. Doch weil der Fußball-Landesverband niemals richtige Endspiele im Fernsehen verfolgt, gibt es keine Tribüne, keine verabredete Choreografie. Der im Ruhrgebiet aufgelesene Stadionsprecher bettelt die Mannschaften, sich zur Siegerehrung zu begeben. Die HFC-Ultras haben endlich ihre mitgebrachte Pyrotechnik gezündet, um sich wie jedes Jahr in Erinnerung zu bringen. Es herrscht Chaos auf dem Platz, der Pott steht irgendwo herum, die Spieler suchen nach ihren Pokalsieger-T-Shirts. Patrick Mouaya, der am längsten gediente HFC-Profi, nutzt die Gelegenheit, um an Krücken durch den Pyro-Qualm zur Gegentribüne zu hinken, wo er sein Trikot verschenkt.
Irgendwie sind sie besser als früher, aber irgendwie sind sie sie doch noch am Boden geblieben. Auf den steigen noch während der chaotischen Zeremonie auch immer mehr Ultras herunter, wie immer nehmen sie der Mannschaft damit jede Möglichkeit, in Würde eine Stadionrunde zu drehen und sich für die Untertsützung zu bedanken. Toni Lindenhahn, das ewige größte hallesche Fußballtalent seit Dariusz Wosz, nimmt das leicht. Der nach einem Kreuzbandriß immer noch ein wenig füllig wirkende Ur-Hallenser schwenkt den Pokal, Mittelfeld-Kollege Andy Gogia tut es ihm nach, ebenso Kapitän Tim Kruse und Osayamen Osawe, das lebende Versprechen auf eine formidable kommende Saison.
Sören Bertram allerdings, einer aus der Intellektuellenfraktion des Siegerteams, zieht einen Flunsch. Die enthemmten Platzstürmer weißt er ab, läuft der Pulk der Feiernden nach rechts, dreht er nach links. Bertram scheint es nicht zu gefallen, dass die Feierstunde, die der Mannschaft und ihrem nicht immer unumstrittenen Trainer gehören müsste, vom Fanvolk okkupiert wird. Es ist ein stiller Protest, den der 23-Jährige vorführt. Er ist völlig vergeblich, denn niemand sieht ihn. Eine große Geste und der größte Moment in einem kleinen Finale.
Als es noch hoch herging: Pack klaut die Punkte
Furchtsam präsentieren sich die in gewohnt augenfeindlichen Farben aufgelaufenen Kicker vom Zoo, nur fünf Minuten dauert es, bis Florian Brügmann mit einem fein gezirkelten Fernschuss alle Sorgen von 10.855 der 12.855 Zuschauer beseitigt, hier könnte es eine Überraschung geben. Kein Gedanke: Eine einzige Großchance haben die dunkelblau-bfcroten Spieler des einstigen Regionalligisten mit Ambitionen in der ersten Halbzeit. Die vergurken sie auch noch kläglich. Der HFC hat das Spiel im Griff, die ansetzungsmäßigen Gastgeber haben nur einen feinen Moment: Als der Anzeigetafel-Veranstwortliche des sachsen-anhaltinischen Fußballverbandes beschließt, auf ein 1:0 für den VfL auf die Anzeigetafel zu schicken.
Sie können es nicht. Sie können nicht pünktlich anfangen, sie werden am Ende nicht würdig ehren können. Aber immerhin spielt der HFC von Anfang an einen würdigen Sieger. Wie noch kein Finale zuvor ist dieses hier eines, in dem nur eine Elf das Sagen hat. Zwar erarbeitet der HFC sich nach der Führung keine Unzahl an Chancen, doch die Gegenwehr der Blau-Roten endet regelmäßig nach einem langen Ball hinter die Mittellinie. In der 33. Minute ist es dann Osayamen Osawe, der den Spielverlauf aus statistisch sichtbar macht: Nach einer Ecke von Andy Gogia steigt er am höchsten und köpft zum 2:0 für den HFC ein.
Brügmann und Osawe, die beiden Überraschungsspieler dieser Saison bei den Rot-Weißen. Was für ein Zufall. Tom Butzmann, in dunkleren Zeiten selbst eine Art Hoffnungsträger beim HFC und inzwischen VfL-Abwehrchef schüttelt den Kopf und feuert seine Mitspieler. Vergeblich.
Es ist kein Spiel auf Augenhöhe, es ist überhaupt kein Spiel, das als Finale gelten kann. Der HFC absolviert eine bessere Trainingseinheit, der VfL zittert furchtsam vor jedem Angriff. In der 42. Minute ist Osawe schon wieder da. Diesmal schnappt er sich einen Ball, den Sturmkollege Timo Furuholm vergeblich hat ins Tor befördern wollen. Osawe schafft es. 3:0.
Das Spiel ist gegessen, der Pokal gewonnen. Die folgenden 45 Minuten sind reines Schaulaufen. Aber an dem haben zumindest die Spieler in roten Hosen und weißen Trikots sichtlich Spaß. Der Auswärtsmeister der 3. Liga spielt Katz und Maus mit Amateuren vom Zoo, die allenfalls willig, aber nie konkurrenzfähig wirken. Timo Furuholm macht in der 62. Minute mit einem wunderschönen Schlenzer das 4:0, Florian Brügmann lässt in der 77. mit einem noch schöneren das 5:0 folgen. Und Andy Gogia, der begnadete, aber scheidende Glücksgriff von Trainer Sven Köhler, bekommt nach einemHandspiel von Tom Butzmann im Zweikampf mit Sören Bertram die Gelegenheit, mit einem Strafstoß auch noch sein Tor zum Sieg beizusteuern.
Macht er sicher, danach kommt die Becker-Faust. 6:0, das höchste Endergebnis eines Pokalfinales in Sachsen-Anhalt, seit der Wettbewerb ausgetragen wird. Dann wird abgepfiffen und Landesinnenminister Holger Stahlknecht versucht, den Pokal an den Mann zu bringen. Doch weil der Fußball-Landesverband niemals richtige Endspiele im Fernsehen verfolgt, gibt es keine Tribüne, keine verabredete Choreografie. Der im Ruhrgebiet aufgelesene Stadionsprecher bettelt die Mannschaften, sich zur Siegerehrung zu begeben. Die HFC-Ultras haben endlich ihre mitgebrachte Pyrotechnik gezündet, um sich wie jedes Jahr in Erinnerung zu bringen. Es herrscht Chaos auf dem Platz, der Pott steht irgendwo herum, die Spieler suchen nach ihren Pokalsieger-T-Shirts. Patrick Mouaya, der am längsten gediente HFC-Profi, nutzt die Gelegenheit, um an Krücken durch den Pyro-Qualm zur Gegentribüne zu hinken, wo er sein Trikot verschenkt.
Irgendwie sind sie besser als früher, aber irgendwie sind sie sie doch noch am Boden geblieben. Auf den steigen noch während der chaotischen Zeremonie auch immer mehr Ultras herunter, wie immer nehmen sie der Mannschaft damit jede Möglichkeit, in Würde eine Stadionrunde zu drehen und sich für die Untertsützung zu bedanken. Toni Lindenhahn, das ewige größte hallesche Fußballtalent seit Dariusz Wosz, nimmt das leicht. Der nach einem Kreuzbandriß immer noch ein wenig füllig wirkende Ur-Hallenser schwenkt den Pokal, Mittelfeld-Kollege Andy Gogia tut es ihm nach, ebenso Kapitän Tim Kruse und Osayamen Osawe, das lebende Versprechen auf eine formidable kommende Saison.
Sören Bertram allerdings, einer aus der Intellektuellenfraktion des Siegerteams, zieht einen Flunsch. Die enthemmten Platzstürmer weißt er ab, läuft der Pulk der Feiernden nach rechts, dreht er nach links. Bertram scheint es nicht zu gefallen, dass die Feierstunde, die der Mannschaft und ihrem nicht immer unumstrittenen Trainer gehören müsste, vom Fanvolk okkupiert wird. Es ist ein stiller Protest, den der 23-Jährige vorführt. Er ist völlig vergeblich, denn niemand sieht ihn. Eine große Geste und der größte Moment in einem kleinen Finale.
Als es noch hoch herging: Pack klaut die Punkte
4 Kommentare:
Guter Artikel.
Ich selbst fand die Pyro zum Abpfiff sehr gelungen und auch passend.
Aber dieses auf den Platz gerenne kann ich nicht nachvollziehen.
Zum Aufstieg und letzten Spieltag sehe ich das noch ein, aber hier hat man der Mannschaft echt einen schönen Moment genommen.
Sei's drum... LANDESPOKALSIEGER, AAS!11!!elf!
war geschmackvoll. nur hat man nicht mehr gesehen. allerdings hat mich das amüsiert. die typen vom verband waren völlig von der rolle
Fussballanarchie aus dem Osten?! Sieht so aus, als ob keiner was anderes will. Netter Lichtblick im "glatten" Staat.
"Wie noch kein Finale zuvor ist dieses hier eines, in dem nur eine Elf das Sagen hat."
Da ist schon ein bißchen Häme.
("Die hatten Adler und wir hatten Rayk Kirst. Jetzt rächen wir uns !")
Laß es raus, @ppq, laß es raus ! ;-)
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