Samstag, 16. August 2014

In Russenfliegern zu Isis-Opfern


Anfangs hat die Bundesregierung gezögert, weil Berlin sich darüber im Klaren war, wie peinlich das werden würde. Aber angesichts des Leids der Zivilbevölkerung im Nordirak hat Angela Merkel nun offenbar doch beschlossen, den von der Attacke der islamistischen Gotteskrieger bedrohten Menschen rund um Erbil zu Hilfe zu eilen: Möglichst schnell soll Schutzausrüstung geliefert werden, obwohl Deutschland über keinerlei Transportkapazitäten für solche Fälle verfügt. Die in den 60er Jahren gebauten und in Dienst gestellten deutschen Transall-Flugzeuge sind zu klein für eine dauerhafte Luftbrücke. Ein erster der als Nachfolger gedachte Airbus A400M aber wird erst Ende des Jahres testhalber zur Verfügung stehen.

Das reicht nicht, um Rüstungs- und Hilfsgüter aus Bundeswehrbeständen so schnell wie möglich ins Krisengebiet zu fliegen. Weder die Lieferung von Unimogs noch von Betten, Zelten, Schutzwesten oder Einsatzverpflegung ist ohne ausländische Hilfe möglich. Die aber steht bereit: Trotz der verhängten Sanktionen gegen Russland will die Bundesregierung kurzfristig Antonov-Flieger AN 124 des russischen Staatsunternehmens Volga-Dnepr chartern, mit denen Fahrzeuge, Schutzwesten oder Sanitätsmaterial zu den mit der in Deutschland verbotenen Terrororganisation PKK verbündeten kurdischen Streitkräften im Nordirak geflogen werden könnten.

Die Mietgeschäfte mit Russlands größtem Rüstungskonzern hätten sich bewährt, hieß es in Berlin. Im Irak gehe es um praktische und konkrete Soforthilfe. „Wir erleben den Vormarsch blutrünstiger Extremisten“, sagte Seibert zur Begründung, warum das Bundeskabinett die selbstverhängten Sanktionen gegen Russland ein weiteres Mal gezielt unterläuft. Seit Beginn des Nato-Einsatzes in Afghanistan hat das westliche Militärbündnis gute Erfahrungen mit den eigens am Flughafen Leipzig stationierten zwei russischen Großraumfliegern gemacht, der Vertrag mit der NATO beinhaltet darüber hinaus noch eine Option auf vier weitere Flugzeuge, so dass auch Zusatzflüge wie im Fall Nordirak abgewickelt werden können.

Die Fluglinie Volga-Dnepr hat ihre Heimatbasen in Uljanowsk und Krasnojarsk, die Firma gehört mehrheitlich dem russischen Rüstungsgiganten United Aircraft Corporation, der mit der Entwicklung und Produktion moderner Kampfflugzeuge wie der Su-27SK oder der Mig 35 bekannt wurde. Die Einnahmen aus dem Mietgeschäft gestatten es Russlands Vize-Verteidigungsminister Yuri Borisov, der im UAC-Vorstand sitzt, mehr Geld in die Entwicklung neuer moderner Waffensysteme für die Eroberung der Ukraine zu stecken..

Schräger Pakt: Die Nato setzt auf Russenflieger

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