"Wie selten zuvor im NSU-Prozess ist am 27. Verhandlungstag die bräunliche Einfärbung von Teilen der ostdeutschen Bevölkerung zu spüren", schreibt der traditionell mit Bräunlichem befasste "Tagesspiegel"-Autor Frank Jansen in einem Bericht aus dem aufmerksamkeitstechnisch zusehends verwaisenden NSU-Prozess. Wo anfangs ein bizarrer Stuhltanz um vermeintlich rare Presseplätze tobte, herrscht inzwischen gähnende Langeweile. Ausländische Medien, ehedem unter den lautesten Einklägern von Berichterstattungsrechten, finden sich kaum noch in München ein, die deutschen Berichterstatter hingegen erstatten nicht Bericht, sondern deuten das, was sie in lähmend langen Verhandlungsstunden hören und sehen, entlang ihrer irgendwann im Herbst vor zwei Jahren gewonnenen Grundüberzeugungen.
Frank Jansen ist hier in seinem Element. Wenn schon nichts Neues über den Fortgang der Wahrheitsfindung im größten Nazi-Prozess seit Nürnberg zu sagen ist, dann lässt sich aus einer einzigen Zeugenaussage doch wenigstens eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung über das Leben an der Straße der Gewalt im unzivilisierten Osten Deutschland ableiten. Alle Nazi, außer Mutti, fernsehen ja, gern auch mal ZDF mit Guido Knopp. Aber bitte nicht ohne mein Hitlerbild.
Der Sonderberichterstatter für rechtsextreme Straftaten versteht es, irrelevante Fragen kompetent und schlüssig zu beantworten und gleichzeitig auf der Hand liegende Ungereimtheiten auszublenden. Diddl-Maus oder Dienelt-Maus? Wie wurde denn Zschäpe nun genannt? Nicht mal das ist ganz klar. Aber einen Prozess müsste es seinetwegen auch gar nicht geben, denn Frank Jansen weiß schon nach 27. Verhandlungstagen sicher: "Die Wohnung zündete Zschäpe am 4. November 2011 an, nachdem sich Mundlos und Böhnhardt in Eisenach umgebracht hatten."
So also, fertig. Wäre dies ein Hollywood-Film, hätte der alte, in tausend Prozessen gestählte Berichterstatter (Robert Redford) inzwischen das ungute Gefühl, etwas Grundsätzliches übersehen zu haben. 27. Verhandlungtage und kein einziges Indiz für eine Beteiligung oder auch nur Mitwisserschaft von Beate Zschäpe an den elf Morden, die Mundlos und Böhnhardt zugeschrieben werden? Ja, nicht einmal eine Zeugenaussage, die ihr eine rechtsradikale Gesinnung in den Jahren nach 2003 zuschreibt? Keine Ahnung, wie sie von Tod ihrer Mitbewohner erfuhr. Kein Hinweis auf ein Motiv im Fall Kiesewetter. Und kein Haus in der Frühlingsstraße mehr, das das Gericht bei einem Vorort-Termin besichtigen könnte - ein einmaliger Fall, in dem ein Tatort noch Prozessbeginn bis auf Höhe Grasnarbe eingeebnet wird.
Mit Robert Redford oder Samuel L. Jackson in der Hauptrolle wäre aus dem gähnend langweiligen Gerichtssaalepos längst ein spannender Thriller geworden, in dem sich die wahren Hintergründe nach und nach auffächern, bis nichts mehr so ist, wie es anfangs schien. Denkbare Erklärungen für Zschäpes Verbleiben an der Seite der mutmaßlichen zwei tödlichen Drei könnte es viele geben: Liebe zu einem oder beiden? Angst, draußen verfolgt zu werden? Oder leidet sie am Stockholm-Syndrom und fühlt sich ihren Jugendfreunden immer noch verbunden?
Beate Zschäpe selbst spricht nicht. Das gilt den verbliebenen Berichterstattern in der vorliegenden Konstellation als logischer Beleg dafür, dass sie etwas zu verbergen hat. Es wäre aber in der ersten Hälfte eines Gerichtsthrillers von John Grisham unweigerlicher Beleg dafür, dass die Wahrheit eine ganz andere ist.
Was bisher geschah im Schwurgerichtssaal 101 des Strafjustizzentrums München in der Nymphenburger Str. 16 ähnelt eher dem Versuch, Taten zur mutmaßlichen Täterin zu finden als in einem Verfahren der Schuld an ausermittelten Verbrechen zweifelsfrei festzustellen. Fortwährend geht es darum, die Schuld der beiden mutmaßlichen Täter Mundlos und Böhnhardt nachzuweisen - als ständen die vor Gericht und ein Nachweis ihrer Täterschaft würde Zschäpe automatisch zur Mitwisserin und Mittäterin machen.
Da tauchen dann Zeugen auf, die vor zwölf Jahren zwei Radfahrer von oben gesehen haben. Oder es sagen Nachbarn aus, die mit Zschäpe zusammen ferngesehen haben. Zschäpes Tatbeitrag bleibt imaginär. Aber fast hätte sie noch mehr Menschen fast getötet, als sie mit zehn Litern Benzin und ohne Zündschnur ein ganzes Haus sprengte, hören erstaunte Staatsanwalte, denen dieser kleine Fakt all die Jahre über entgangen war. "Eene kleene rote Lampe" habe überdies immer mal im Fenster der NSU-Wohung geleuchtet, so dass die Nachbarn glaubten, die Nazibraut arbeite als Prostituierte. Erhärtet sich dieser Verdacht, droht Zschäpe eine Erweiterung der Anklage. Prostitution ist in Deutschland zwar nicht strafbar. Zschäpe aber hätte gegen Bestimmungen der Sperrgebietsverordnungen verstoßen, weil sie in einem baurechtlich nicht genehmigungsfähigen Viertel der Prostitution nachgegangen wäre.
Frank Jansen ist hier in seinem Element. Wenn schon nichts Neues über den Fortgang der Wahrheitsfindung im größten Nazi-Prozess seit Nürnberg zu sagen ist, dann lässt sich aus einer einzigen Zeugenaussage doch wenigstens eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung über das Leben an der Straße der Gewalt im unzivilisierten Osten Deutschland ableiten. Alle Nazi, außer Mutti, fernsehen ja, gern auch mal ZDF mit Guido Knopp. Aber bitte nicht ohne mein Hitlerbild.
Der Sonderberichterstatter für rechtsextreme Straftaten versteht es, irrelevante Fragen kompetent und schlüssig zu beantworten und gleichzeitig auf der Hand liegende Ungereimtheiten auszublenden. Diddl-Maus oder Dienelt-Maus? Wie wurde denn Zschäpe nun genannt? Nicht mal das ist ganz klar. Aber einen Prozess müsste es seinetwegen auch gar nicht geben, denn Frank Jansen weiß schon nach 27. Verhandlungstagen sicher: "Die Wohnung zündete Zschäpe am 4. November 2011 an, nachdem sich Mundlos und Böhnhardt in Eisenach umgebracht hatten."
So also, fertig. Wäre dies ein Hollywood-Film, hätte der alte, in tausend Prozessen gestählte Berichterstatter (Robert Redford) inzwischen das ungute Gefühl, etwas Grundsätzliches übersehen zu haben. 27. Verhandlungtage und kein einziges Indiz für eine Beteiligung oder auch nur Mitwisserschaft von Beate Zschäpe an den elf Morden, die Mundlos und Böhnhardt zugeschrieben werden? Ja, nicht einmal eine Zeugenaussage, die ihr eine rechtsradikale Gesinnung in den Jahren nach 2003 zuschreibt? Keine Ahnung, wie sie von Tod ihrer Mitbewohner erfuhr. Kein Hinweis auf ein Motiv im Fall Kiesewetter. Und kein Haus in der Frühlingsstraße mehr, das das Gericht bei einem Vorort-Termin besichtigen könnte - ein einmaliger Fall, in dem ein Tatort noch Prozessbeginn bis auf Höhe Grasnarbe eingeebnet wird.
Mit Robert Redford oder Samuel L. Jackson in der Hauptrolle wäre aus dem gähnend langweiligen Gerichtssaalepos längst ein spannender Thriller geworden, in dem sich die wahren Hintergründe nach und nach auffächern, bis nichts mehr so ist, wie es anfangs schien. Denkbare Erklärungen für Zschäpes Verbleiben an der Seite der mutmaßlichen zwei tödlichen Drei könnte es viele geben: Liebe zu einem oder beiden? Angst, draußen verfolgt zu werden? Oder leidet sie am Stockholm-Syndrom und fühlt sich ihren Jugendfreunden immer noch verbunden?
Beate Zschäpe selbst spricht nicht. Das gilt den verbliebenen Berichterstattern in der vorliegenden Konstellation als logischer Beleg dafür, dass sie etwas zu verbergen hat. Es wäre aber in der ersten Hälfte eines Gerichtsthrillers von John Grisham unweigerlicher Beleg dafür, dass die Wahrheit eine ganz andere ist.
Was bisher geschah im Schwurgerichtssaal 101 des Strafjustizzentrums München in der Nymphenburger Str. 16 ähnelt eher dem Versuch, Taten zur mutmaßlichen Täterin zu finden als in einem Verfahren der Schuld an ausermittelten Verbrechen zweifelsfrei festzustellen. Fortwährend geht es darum, die Schuld der beiden mutmaßlichen Täter Mundlos und Böhnhardt nachzuweisen - als ständen die vor Gericht und ein Nachweis ihrer Täterschaft würde Zschäpe automatisch zur Mitwisserin und Mittäterin machen.
Da tauchen dann Zeugen auf, die vor zwölf Jahren zwei Radfahrer von oben gesehen haben. Oder es sagen Nachbarn aus, die mit Zschäpe zusammen ferngesehen haben. Zschäpes Tatbeitrag bleibt imaginär. Aber fast hätte sie noch mehr Menschen fast getötet, als sie mit zehn Litern Benzin und ohne Zündschnur ein ganzes Haus sprengte, hören erstaunte Staatsanwalte, denen dieser kleine Fakt all die Jahre über entgangen war. "Eene kleene rote Lampe" habe überdies immer mal im Fenster der NSU-Wohung geleuchtet, so dass die Nachbarn glaubten, die Nazibraut arbeite als Prostituierte. Erhärtet sich dieser Verdacht, droht Zschäpe eine Erweiterung der Anklage. Prostitution ist in Deutschland zwar nicht strafbar. Zschäpe aber hätte gegen Bestimmungen der Sperrgebietsverordnungen verstoßen, weil sie in einem baurechtlich nicht genehmigungsfähigen Viertel der Prostitution nachgegangen wäre.
10 Kommentare:
"Fortwährend geht es darum, die Schuld der beiden mutmaßlichen Täter Mundlos und Böhnhardt nachzuweisen - als ständen die vor Gericht und ein Nachweis ihrer Täterschaft würde Zschäpe automatisch zur Mitwisserin und Mittäterin machen."
Würde die Schuld der beiden Toten einfach vorausgesetzt, würden Sie doch sicher motzen, dass dem NSU die Taten ja gar nicht gerichtsfest nachgewiesen worden sind.
wenn ihnen einleuchtet, wie z.b. die aussage einer zeugin, die vor zwölf jahren zwei radfahrer gesehen hat, helfen kann, zschäpe eine schuld nachzuweisen, wäre ich froh, wenn sie uns alle hier erleuchten könnten
Motzen ist unsere Leidenschaft.
VS
Diese Farce, auch noch „grösster Nazi-Prozess seit Nürnberg“ tituliert, ist ein besonders delikater Lackmustest für bundesdeutsche Irrsinns-Realität. Denn hier prallen ganz besonders massiv das durchideoligisierte Antifa-Parallel-Universum, in das ein ganzes Land zwangs-transferiert wurde, zusammen mit der nach wie vor virulenten „deutschen Gründlichkeit“ und erbsenzählerischer Pedanterie.
Das heisst, wie wollen/werden unsere Dressureliten und Diskurshoheiten die bizarren Diskrepanzen zwischen den Resultaten doch noch stattfindender gründlicher Recherche und den aufoktroyierten Antifa-Narrativen und Vorverurteilungen handhaben ?
Wird das Ergebnis ein finaler Abgesang auf jedwede Rechtstaatlichkeit, ein endgültiges Begräbnis von Wahrheit , ja der Realität schlechthin sein, oder wird der Überdruck an Lüge und Verdrehung, an Schein und Heuchelei, diverse Blasen und überaufgeblasene Popanze endlich mal mit lautem Krachen zum Platzen bringen ?
(Vermutlich werden die Diskurshoheiten letzteres mit aller Gewalt verhindern, denn der Domino-Effekt einer solchen Implosion würde das ganze Lügengebäude Bää-Ärr-Dää mit zerbröseln lassen. Und das würden spätestens unser „Froindöööö“ und insbesondere die „Ewig Verfolgten“ schon zu verhindern trachten)
Ano-Nymus
@ppq:
Die mutmaßlichen Täter sind weder in flagranti erwischt worden, noch reichen das angebliche Bekennervideo und das Auffinden der Tatwaffe (?) aus, um sie einwandfrei der Taeterschaft zu überführen.
Man hangelt sich also mühsam von Hinweis zu Hinweis, von Aussage zu Aussage.
Bewertet wird das Ganze erst am Ende.
Die Holliwoodverfilmung wäre eine Option. Ich glaube langsam, daß wir hier Zeuge eines "Work in progress" des Magischen Realismus werden. Gabriel Garcia Merquez könnte aus diesem Stoff einen Weltbestseller schreiben. Luis Bunuel hätte daraus ein filmisches Kunstwerk erschaffen,das sofort in den Kanon aufgenommen worden wäre.
Oder Fellini!
Oder Damiano Damiani!
PS: Es ist natürlich klar, daß den größten kommerziellen Erfolg eine Verfilmung des NSU-Komplexes durch Tinto Brass hätte. :-O)
@Anonymus (Posting 5)
“Bewertet wird das Ganze erst am Ende.“
Ich versuchs mal zu erklären.
In Ländern mit einer rechtsstaatlichen Ordnung ist das so: Da gibt es eine (meist mehrstufige) Ermittlung und am Ende wird alles geordnet und gewertet.
Im postrechtsstaatlichen Deutschland hat man sich für einen anderen Weg entschieden.
Hier haben Kanzlerin, Bundespräsident, Bundestag, mehrere Landtage und Dorfschulzen die Beschuldigten bereits verurteilt. Unrevidierbar. Ohne Vorlage von Beweisen (folglich ohne Beweiswürdigung), ohne Gewährung des rechtlichen Gehörs (guck mal ins GG, speziell Art. 103), ohne gesetzlichen Richter (GG Art. 101) und ohne Gewährung des Rechtswegs (GG Art. 19).
Darum geht´s, lieber Anonymus. Dieses verfassungswidrige Tun ist das, was PPQ und die Benutzer der Frustablage hier aufs Korn nehmen.
“Die mutmaßlichen Täter sind weder in flagranti erwischt worden, noch reichen das angebliche Bekennervideo und das Auffinden der Tatwaffe (?) aus, um sie einwandfrei der Taeterschaft zu überführen.
Man hangelt sich also mühsam von Hinweis zu Hinweis, von Aussage zu Aussage. “
Das Gericht hangelt sich von Hinweis zu Hinweis?
Ich dachte, das ist alles geklärt. Erinnere Dich doch mal, wie die seit Mitte November 2011 auf die Kacke hauen. Die BGH-Fuzzis (nur mal als Beispiel) haben schon vor über einem Jahre (im Beschluss vom 28. Februar 2012) so getan, als wäre alles in Sack und Tüten. Da steht nichts von Hinweise sammeln. Da ist schon erwiesen, dass das „Terrortrio“ 10 Morde begangen und Zschäpe das Haus angezündet hat.
Wenn erst jetzt die Ermittlungen beginnen, was haben die Hundertschaften Sonderermittler der BAO Trio und die zehn Sonderstaatsanwälte der Bundesanwaltschaft eigentlich das ganze Jahr getan?
Und wenn jetzt erst Hinweise aufgenommen werden, auf welcher Basis beruht überhaupt die Anklage?
Auf welcher Basis hat Glötzl die Anklageerhebung zugelassen?
Auf Basis welcher Tatsachen und Beweise hat die Justiz in Summe mehrere Jahre Schutzhaft verhängt?
Nun habt Euch mal nicht so mädchenhaft, die Uwes sind gemeuchelt und die Zschäpe wird gehenkt.
Was wirklich wichtig ist, haben wir in der vorauseilenden "Staatsräson" erlebt und können es jederzeit bei "BILD" nachlesen:
"WO HAT DIE ZSCHÄPE EIGENTLICH IHRE KLAMOTTEN HER?"
http://www.bild.de/news/inland/nsu-prozess/wo-hat-die-zschaepe-ihre-klamotten-her-31524916.bild.html
PS. Haltet Euch bitte nicht mit juristischen oder semantischen Spitzfindigkeiten auf, es kommt (wie immer) auf das Große und Ganze an, liebe Leute.
Ja, jenau, spätestens seitdem unsere mütterliche IM-Erika-ner_In, ihre Adlaten und Adepten ihren servilen Kotau vor den Angehörigen der Opfer des "erschröcklichen Nazi-Terrors" gemacht habe, steht ohnehin fest, wie dieser Exorzismus-Prozess auszugehen hat.
Fakten, die Wahrheit, oder sonstige Marginalien und Petitessen können doch unsere gottgesandten Retter_Innen vor dem Faschismus (Klima,Patriarchat,&,&,&) doch nicht in ihrer heiligen Mission beirren.
Denn wisset, Ihr Uneinsichtigen, dass Wahrheiten über solche Ereignisse schon feststehen, bevor die Ereignisse überhaupt stattgefunden haben.
Ano-Nymus
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