Freitag, 4. Januar 2013

Faschisten in Fußballschuhen

Früher waren es die „national befreiten Zonen“, die durch Deutschlands Medienlandschaft gespensterten, ohne dass irgendwer irgendwann einmal hätte sagen können, wo eine solche Zone sich konkret befindet. Später waren die Zonen dann aber sowieso überall, die rechte Gewalt griff immer mehr um sich, sogar noch, als die Zahlen der rechten Straftaten nicht einmal mehr durch statistische Kniffe weiter in die Höhe getrieben werden konnten. Prompt konzentrierte sich der Kampf gegen den rechten Popanz nun auf einzelne herausragende rechte Aktivisten, deren Charisma und intellektueller Glanz stellvertretend für die gesamte extreme Rechte in Deutschland zu stehen schien: Ein Schornsteinfeger und ein ehemaliger Sozialdemokrat avancierten über Monate zu Staatsfeinden Nummer 1 und 2, vor allem der Schornsteinfeger schaffte es nebenbei, den nächsten Brennpunkt der Schlacht gegen braunes Gedankengut vorzubereiten.

Denn der Fegefaschist Lutz Battke diente neben seiner Hauptaufgabe, der Wiedererrichtung des 3. Reiches, auch noch als Fußballtrainer von Zehnjährigen, denen er sein braunes Gedankengut zwischen Laufeinheit und Torschußtraining eintrichterte, bis aufmerksame Gesichtzeiger aufmerksam wurde und dem Spuk ein Ende bereiteten.

Doch das gelang nur in Laucha, anderswo, so informiert jetzt die Süddeutsche Zeitung gleichlautend mit allen anderen angeschlossenen dpa-Abspielstationen, treiben die Nazis weiter ihr sportliches Spiel. „Egal ob beim Fußball, beim Schwimmen oder beim Boxen: In deutschen Sportvereinen machen sich Neonazis breit“, berichtet SZ-Expertin Antonie Rietzschel in einer einfühlsamen Schreibtischreportage nach Motiven einer Pressemitteilung der Chefin des Verfassungsschutzes in Brandenburg. Abschreckende Beispiele gebe es genug, heißt es weiter – und dort, wo der in Furcht bereits erzitternde Leser nun eine lange Latte von planmäßig unterwanderten D-Jugend-Teams, Boxcamps und arglosen Schwimmvereinen erwartet, folgt eine dürre Auflistung von drei Fällen, in denen Sportler Nazi-T-Shirts trugen, Nazi-Väter als Trainer ihrer Söhne tätig waren und Nazis an einem „Schwimmen für Toleranz“ teilnahmen. Obwohl die Toleranz so weit natürlich nicht gehen sollte.

Alles in allem sind nach den Recherchen der SZ sieben bis zwölf der 317.000 Mitglieder in den 2950 Brandenburger Sportvereinen rechtsradikal – eine erschreckende Zahl, die zweifelsohne darauf hindeutet, dass „Neonazis versuchen, das Vereinsleben zu beeinflussen“, wie Rietzschel herausfinden konnte.

„Tatsächlich werden immer wieder Fälle bekannt, dass Rechtsextreme Vereine unterwandern oder selbst gründen“, schreibt sie. was besonders schlimm ist, weil in dem einen Fall, in dem ein Rechtsextremer wirklich einen Fußballverein aus der Taufe hob, heute konstatiert werden muss, dass „die Eltern der Spieler mehrheitlich nicht in der rechtsextremen Szene etabliert“ sind.

Wo es doch viel schöner wäre, sie wären es! Wie schön war das doch im Sommer, als die gebürtige Dresdnerin Rietzschel ganz im Stil früherer Tage erläutern konnte, warum der Freund der vom Volksgerichtshof Mediendeutschlands gerade abgeurteilten Olympionikin Nadja Drygalla gar nicht richtig glaubwürdig aus der rechten Szene ausgestiegen war. Und wenn doch, warum das auch egal sei, weil halt sieben handgemachte Indizien dagegensprächen. Dieser Mann namens Fischer war auch noch ein Ex-Ruderer, was im Grunde damals schon bewies, dass der deutsche Sport vor einem Rechtsruck steht, wie er seit Einsetzung des staatlichen Reichssportkommissars von Tschammer und Osten nicht hat beklagt werden müssen.

Dank der alarmierenden Berichterstattung in der Süddeutschen und der zugrundeliegenden weitsichtigen Publikation einer warnenden Broschüre in Brandenburg ist es Rechten, Rechtsradikalen und Rechtsextremisten nun nicht mehr möglich, "als Jugendtrainer oder hoch engagiertes Elternteil nach und nach ihr antidemokratisches Gedankengut in den sportlichen Alltag einfließen" zu lassen. Auf dem Cover der Broschüre tragen Jugendliche, die den faschistischen Häschern gerade noch einmal entgangen sind, fesche rote und braune Blusen. Und sie recken einen stilisierten SED-Handschlag in die Kamera (Foto oben): Brüder, in eins nun die Hände. Die Sportnazis sind endlich am Ende.

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7 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Zwei Kluge, ein Gedanke.

Die Dame vom Verfassungsschutz unterschlug geflissentlich, daß das Verfahren gegen Herrn Fischer eingstellt wurde, er mithin nicht mal mehr ermittlungstaktisch als "Nazi" gilt. Politisch schon.

Der Link zu den Brandenburger Kämpfern für das Gute geht nicht. Das macht allerdings nichts, da man nichts verpaßt.

Anonym hat gesagt…

Was soll man dazu noch schreiben? Offenbar gibt es in jedem totalitären System die Leute, die sich den Lebensunterhalt mit Denunziationen verdienen.

Anonym hat gesagt…

Halt typisch deutsches Arschkriechertum. Da seit Jahren eben landesweit das krampfhafte Verbeissen in die Paranoia 'Rechtsextremismus' von den weisen Dompteuren, da oben, befohlen wurde, kommt das deutsche Stimmvieh, wie eh und je, brav seinen Befehlen nach. Sie versuchen sich sogar durch musterknab_innenhaftes Verhalten gegenseitig in ihrem kadavergehorsam zu überbieten, und dazu gehört besonders willfähriges Denunzieren, Echauffieren und Hyperventilieren über die ins titanische halluzinierten braunen Phantome. - Sollte mal dereinst Jemand anderes ein anderes Stöckchen hinhalten, über das die deutsche Kläffermeute zu springen hat, so wird es dann wieder mal keiner gewesen sein, der über das alte Stöckchen wieder und wieder gesprungen ist.

Die Anmerkung hat gesagt…

Anzahl der Faschisten in deutschen Sportvereinen noch nie so hoch wie seit zwischen den Jahren 1933 - 1945.

Das wollte ich auch noch mal befeuernd in die Debatte werfen, zumal dies mein erster Satz mit zwischen den Jahren ist.

Anonym hat gesagt…

Interessanter Fall, den die Süddeutsche Reichszeitung anführt, wo eine Freiwillige Feuerwehr erfolgreich gegen den Beitritt des Rechten Frenck vorging, mit dem Argument, er könnte Neger aus Rassismus einfach verbrennen lassen.
Vielleicht dürfte man dann auch keine Linken aufnehmen, weil Angehörige dieser gar nicht gewaltabstinenten Gruppe verunfallte Rechte und ihre Sippschaft im Auto liegen lassen könnten.
Ähnliche Paarungen etwa mit Moslems und Juden laden zu Gedankenspielen ein.

Aber es muss noch gesagt werden: Der Rechte wollte, wie Frau Rietzschel sicher hieb- und stichfest recherchierte, der Freiwilligen Feuerwehr nicht einfach beitreten, sondern sie unterwandern.
Das macht neue Forschungen der antirechten Organisationen nötig, denn von Rechten geht in Hör- und Sichtweite immer hohe Unterwanderungsgefahr aus. Es wird Zeit, die Bürgerinnen und Bürger vor dieser Gefahr endgültig in Sicherheit zu bringen.

Anonym hat gesagt…

in deed, da gibt es im Hoch-BRD-sch unserer freiesten MS Medien aller Zeiten bestimmte normative Phrasen, deren Nichtverwendung instantan den Verdacht der Frau_Innen-Feindlichkeit, Rechtslastigkeit, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und, und, und auf den Nichtverwender wirft. Dazu gehören:
Rechte marschieren immer auf, unterwandern, infiltrieren, sowie Frau_Innen erobern immer (die von den pöhsen Männern bislang sorgsam gehüteten Domänen). Das linksfeministische Binnen-'I' wird natürlich bei negativ konnotierten Substantiven ebenso peinlichst vermieden, wie etwa Mörder_Innen, Faschist_Innen, etc, etc.
Brutale linke Vandalen werden zu Automen schöngelogen, ihre barbarischen Verwüstungen sind Deonstrationen, etc. etc. - DAs ist OrwellBRD-scher Neusprech.

eulenfurz hat gesagt…

Was die Kinder da hochhalten, sieht aus, wie eine billige Kopie des SED-Parteiabzeichens:

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