Harte Auseinandersetzungen um Grundsatzfragen, schier überschäumende Emotionen, fetzige Slogans, gewagte Plakate und ein stimmungsvoller Straßenwahlkampf, zu dem die Menschenmassen pilgern wie früher zu Blasmusikkonzerten an Sonntagnachmittagen - selten zuvor wurde die Auseinandersetzung um den Oberbürgermeistersessel einer mitteldeutschen Großstadt mit so viel Energie und Einsatz geführt wie in diesem Jahr. Als gebe es keinerlei Hinweise darauf, dass die Demokratie entlang der "Straße der Gewalt" immer noch in den Kinderschuhen steckt, setzen die Kandidaten auf Konfrontation, Zuspitzung und "klare Kante" (Peer Steinbrück), es geht um eine "Richtungsentscheidung" (Guido Westerwelle) für die ganze Region - weiter in den Schuldenstaat oder zurück zu alten Tugenden mit Mehrausgaben trotz Haushaltsdisziplin, einer renaturierten Innenstadt und einem forcierten "Kampf gegen Rechts" (Angela Merkel) in jeder Familie.
Dabei sind es keine Prominenten, wie noch zur Landtagswahl vor einem Jahr, als der Comedian Kurt Krömer sich um einen Sitz bewarb, sondern um relativ unbekannte Kandidaten wie Kay Senius, der für die deutsche Sozialdemokratie ins tote Rennen geht. Bis vor kurzem wurde Senius, der aus Franken stammt, noch bei der Arbeitsagentur betreut, die SPD gab ihm im Rahmen eines Integrationsprojektes die Chance, einen Neustart als Bürgermeister der größten Metropole zu machen. Senius, der noch keine mitteldeutsche Sprachschule besuchen konnte, nahm an und bringt sich seitdem mit konkreten und nachhaltigen Wahlkampfversprechen in die eigene Kampagne ein. "Neu denken, neu handeln, Neu Delhi" verspricht der neue starke Mann mit der Sarrazin-Brille ganz in der Tradition früherer Wahlkampfhits und offenkundig erreicht er damit die Herzen der Wähler. Auf Anhieb konnte Senius Platz drei in der Beliebtheitshitparade der Kandidaten erreichen - für den Vertreter einer großen Volkspartei heutzutage nirgendwo mehr eine Selbstverständlichkeit, zumal wenn er wie der Mann vom Arbeitsamt vergessen hat, seine Parteizugehörigkeit auf seinen Plakaten zu vermerken.
Doch Kay Senius steht eben für konkrete Inhalte, für ein Mehr an Ausbau, für konkrete Schuldenziele und einen Sozialstaat, der nicht nur fördert, sondern auch Zeit für Fröhlichkeit lässt. Keine leeren Versprechen, keine Plattitüden, sondern konkrete Pläne, das ist es, was die Kandidaten ihren Wählerinnen und Wählern anzubieten haben. In einer neuen Serie wird PPQ den Wahlkampf begeistert begleiten, um Briefwähler auswärts auf dem Laufenden zu halten. Nächste Folge: Ein Mann, der kann.
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