Dienstag, 31. Januar 2012

Winterwetterwahnsinn: Zick-Zack, don't stop

Selbst die stehengebliebene Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige Zeit, „Bild“-Wetterexperte Dominik Jung vom Wetterportal „wetter.net“ aber schafft es durch geschickte Voraussagen, auch diese Gelegenheitstreffer zu vermeiden. Vor dem Sommer im vergangenen Jahr rief er deshalb voller Verzweiflung den „Zick-Zack-Sommer“ mit „kalten und warem Tagen aus, denn das musste einfach richtig sein. Und als der Sommer dann wirklich nicht durchgängig ganz heiß wurde, schob er den „Zick-Zack-Winter“ nach. Der würde kalte und wärmere Phasen bringen, so Jung, manchmal werde es schneien, manchmal aber auch nicht. Dazwischen bestehe „eine gute Chance auf Last-Minute-Weiße-Weihnachten“.

Das war nun schon eine Prophezeiung, gegen deren Ungefährheit kein Wetterverlauf hätte gewachsen sein dürfen. Und doch kam alles anders: Der Winter war gar keiner, Jungs Zick-Zack-Wetter war nur Zick und seine wissenschaftlich ausgedachte und mit festen Strich zick-zackig aus der Phantasie aufgemalte Temperaturverlaufskurve so nah an der Realität wie Christian Wulffs Erklärungen an der Transparenz.

Scharlatane aber haben sich von der Wirklichkeit noch nie beeindrucken lassen. Jung sagt weiter voraus mit Schwung: Die „Bibber-Temperaturen“ habe das Kältehoch „Cooper“ per „Eisluft direkt aus Russland und Sibirien zu uns“ gebracht. Dummerweise ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, für die Jungs Zick-Zack-Vorhersagekurve milde null Grad zeigt, erlebt Deutschland den extremsten Kälteeinbruch seit Februar 1986, wie Jung herausgefunden hat.

„Der Winter will es noch mal richtig wissen!“, flunkert er dann weiter, als habe der zurückliegende Wetterverlauf irgendwann schon einmal erkennen lassen, dass es der Winter wissen will. Immerhin - nächste Woche werde es „etwas milder“, was bei Vorgaben von 15 Grad minus jetzt nicht so gewagt vorhergesagt ist. Und es gibt „Optionen auf Schnee aber auch Eisregen“, womit man bei Temperaturen unter Null getrost immer rechnen darf. Ganz mutig von „Diplom-Meteorologe Jung“ (Bild) dann die Warnung am Ende: „Der Februar wird wohl winterlich bleiben“.

Das verwendete Vorsichtswort "wohl" heißt dabei im Klartext: Man weiß es nicht, ehe nicht der Zick-Zack-Sommer wiederkommt.


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich war ob der Bennung des »Kältehochs« mit dem ziemlich unsibirischen Wischiwaschi-Namen Cooper etwas verwundert, der irgendwie zufällig auch der Name eines ostblockhaft kleinen Autos ist.

»Der aktuelle Name für das Hochdruckgebiet 'Cooper' geht auf eine Münchner Werbeagentur zurück, die eine Kampagne für den Autohersteller 'Mini Deutschland' betreut....
Die Namensvergabe sei aber keine Werbung, da es sich bei den [sic] Namen Cooper...« blabla etc.
http://www.zeit.de/news/2012-01/30/wetter-hoch-cooper-und-tief-minnie-30150802

Wer würde denn auch behaupten, dass Werbeagenturen etwas mit Werbung im Sinn hätten.

Teja hat gesagt…

Für die Uni ist es keine Werbung, für die Agentur schon.

Ansonsten: kriegen diese Wetterbehaupter auch mal solche Analysen zu Gesicht? Zugegeben, seinen eigenen Arbeitsplatz für überflüssig zu erklären ist keine einfache Sache.

Beobachter hat gesagt…

Hallo PPQ,

erheiterter Artikel. ;-)

Hallo Teja,

"Zugegeben, seinen eigenen Arbeitsplatz für überflüssig zu erklären ist keine einfache Sache."

wer füttert denn dann diese geschätzten 10 Millionen zusätzlichen Arbeitslosen durch?
(kein dpa) nicht.

Man könnte sie alle im Zickzack-Wetter "ihrem Lauf lassen".

Grüße

eulenfurz hat gesagt…

Zitat in der BLÖD: "Noch im Jahr 2000 wurde uns von führenden Klimaexperten weisgemacht, dass es zukünftig keine kalten Winter mit Schnee und Eis mehr geben wird. Nun hat uns die Realität eingeholt. Der vierte zu kalte Winter steht vor der Tür."

Tja, das realexistierende Wetter straft jeden, der sich zuviel Prophetie anmaßt.