Die Luft ist raus, die Spannung sinkt. Zum zehnten Jubiläum der größten Untergangsgeschichte der Welt seit Noahs Arche ignoriert die deutsche Qualitätspresse das Drama in der Südsee mit derselben Konsequenz, mit der sie es bis vor einigen Monaten immer wieder begeistert feierte. Tuvalu geht unter, das war immer wieder eine warnende Meldung wert. Zuletzt aber, als das Forum der Pazifikinseln tagte und sich gut mal wieder an die Tragödie des kleinen Eilandes hätte erinnern lassen, war es einzig und allein die "Junge Welt", die einfach mal Danke sagte für die schlimmen Folgen des Finanzkapitalismus.
Das hat Andrew Simms nicht verdient, der am 29. October 2001 eher unabsichtlich zum Erfinder des Theaterstücks um die versinkende Insel wurde. Damals erzählte der Mitarbeiter der Weltverbesserungsorganisation New Economics Foundation einem Bekannten beim britischen "Guardian", dass die Regierung des Inselreiches Tuvalu Australien und Neuseeland gebeten habe, wegen des steigenden Meeresspiegels alle ihre Bürger auf australisches oder neuseeländisches Gebiet umsiedeln zu dürfen.
Der Beitrag titelte schwarzhumirg "Auf Wiedersehen, Tuvalu" und behauptete, die erste Gruppe von Klimaopfern werde im kommenden Jahr übersiedeln. Eine Geschichte, so unwiderstehlich, dass die gesamte Medienwelt darauf abfuhr wie auf Koksstaub auf Angela Merkels Kostümärmel. Ohne dass der Meeresspiegel merklich stieg, musste Tuvalu nun untergehen, alle Jahre wieder und mit wachsender Redundanz. Kamerateams warfen sich am Strand von Tuvalu auf den Boden, um die steigenden Fluten einzufangen. Reporter berichteten von Hausbesitzern, den das Wasser langsam in die Küche schwappte. Hatte der "Spiegel" ganz zu Beginn noch eine "Südsee-Ente" im Medienalarm um den steigenden Meeresspiegel entdeckt, wechselte die Tonart später auch hier zu konsequentem Kreischen. Vorsichtshalber erklärte man den Lesern schon, wie das dann gehe, wenn ein Staat kein Land mehr habe.
Irgendwann aber verstummten die warnenden Stimmen. Ja, es verstummten überhaupt alle Stimmen. Wer jetzt von Tuvalu erfahren wollte, bekam Beiträge über den Sprinter Sogelau Tuvalu aus Samoa geliefert, den "Usain Bolt der Südsee". Im Kleingedruckten vermerkte der "Spiegel" immerhin noch, dass verschiedene Südseeinseln, darunter auch Tuvalu, derzeit durch vermehrtes Korallenwachstum wüchsen, statt unterzugehen. Zehn Jahre hat die Südsee-Ente so für gediegene Unterhaltung und gelegentliches Gruseln gesorgt. Nun ist sie tot, zumindest, bis jemandem wieder auffällt, dass sie eigentlich immer ganz gut lief.
Das hat Andrew Simms nicht verdient, der am 29. October 2001 eher unabsichtlich zum Erfinder des Theaterstücks um die versinkende Insel wurde. Damals erzählte der Mitarbeiter der Weltverbesserungsorganisation New Economics Foundation einem Bekannten beim britischen "Guardian", dass die Regierung des Inselreiches Tuvalu Australien und Neuseeland gebeten habe, wegen des steigenden Meeresspiegels alle ihre Bürger auf australisches oder neuseeländisches Gebiet umsiedeln zu dürfen.
Der Beitrag titelte schwarzhumirg "Auf Wiedersehen, Tuvalu" und behauptete, die erste Gruppe von Klimaopfern werde im kommenden Jahr übersiedeln. Eine Geschichte, so unwiderstehlich, dass die gesamte Medienwelt darauf abfuhr wie auf Koksstaub auf Angela Merkels Kostümärmel. Ohne dass der Meeresspiegel merklich stieg, musste Tuvalu nun untergehen, alle Jahre wieder und mit wachsender Redundanz. Kamerateams warfen sich am Strand von Tuvalu auf den Boden, um die steigenden Fluten einzufangen. Reporter berichteten von Hausbesitzern, den das Wasser langsam in die Küche schwappte. Hatte der "Spiegel" ganz zu Beginn noch eine "Südsee-Ente" im Medienalarm um den steigenden Meeresspiegel entdeckt, wechselte die Tonart später auch hier zu konsequentem Kreischen. Vorsichtshalber erklärte man den Lesern schon, wie das dann gehe, wenn ein Staat kein Land mehr habe.
Irgendwann aber verstummten die warnenden Stimmen. Ja, es verstummten überhaupt alle Stimmen. Wer jetzt von Tuvalu erfahren wollte, bekam Beiträge über den Sprinter Sogelau Tuvalu aus Samoa geliefert, den "Usain Bolt der Südsee". Im Kleingedruckten vermerkte der "Spiegel" immerhin noch, dass verschiedene Südseeinseln, darunter auch Tuvalu, derzeit durch vermehrtes Korallenwachstum wüchsen, statt unterzugehen. Zehn Jahre hat die Südsee-Ente so für gediegene Unterhaltung und gelegentliches Gruseln gesorgt. Nun ist sie tot, zumindest, bis jemandem wieder auffällt, dass sie eigentlich immer ganz gut lief.
4 Kommentare:
Wenigstens genauso schlimm ist noch, daß für 2012 der Weltuntergang auch abgesagt wurde.
Wenn da nicht die Schlachten der Hooligans kämen, die nicht staattgefunden haben werden dürfen, dann wird's wär's ein grottig langweilig Jahr.
Wie Atolle entstehen, ist seit Ch. Darwin (1809-1882) bekannt. Die Insel sinkt, die Korallen wachsen. Dass die Korallen auch wachsen können, wenn andersrum der Wasserspiegel steigt, überstieg offensichtlich die Prognosefähigkeiten der Klimasimulateure.
aber die korallenriffs sind doch alle tot! und immer töter!
"aber die korallenriffs sind doch alle tot! und immer töter!"
Aber die wissen's doch nicht, die Dummerchen!
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