Eine Welle des Entsetzens ging durchs Land, als eine Pressemitteilung der Linken die ganze furchtbare Wahrheit öffentlich machte: Wer ärmer ist, stirbt früher!, hieß es in dem Papier, das Bezug nahm auf eine 384-seitige Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der früheren PDS im Parlament. Aus der hatte die Partei die Information herausgezogen, dass rund 3.000 Geringverdiener unter den rund 8,5 Millionen Altersrentnern hierzulande früher gestorben sei als dass der Statistik nach zu erwarten gewesen wäre. Die "Saarbrücker Zeitung" machte daraus "Arme sterben früher". Die staatliche Nachrichtenagentur dpa fasste zusammen "Geringverdiener, das beweisen Zahlen der Rentenversicherung, sterben dagegen immer früher - gegen den allgemeinen Trend". Die Bundesregierung scheue "die Diskussion um diese unbequeme Wahrheit", klagte der Nachrichtensender n-tv. Die Süddeutsche Zeitung empfahl Nordic Walking als Gegenmittel, die WAZ Bildung.
Einig waren sich alle Medien, dass die Sache selbst stimmt. Zwei Jahre früher müssten ärmere Menschen sterben, einfach, weil sie ärmer sind, hieß es allüberall. Wie Zettel bemerkt, löste sich die Aufregung sogar von ihrem Anlass: Die Süddeutsche schaffte es, in einem dreiteiligen Artikel mit keinem Wort auf die Quelle einzugehen.
Wenn eine Meldung den Erwartungen des Publikums entspricht, zählt die Quelle nicht. Und diese Meldung hier befriedigt alle Eitelkeiten. Arme können sich beachtet fühlen und erwarten, dass der Staat schon bald etwas gegen ihre frühes Ableben unternehmen wird. Nicht-Arme aber können aufatmen - sie werden nicht früher sterben, sondern später. Auch wenn mancher selbst dann nicht älter werden wird als mancher, der früher sterben muss, ist das ein gutes Gefühl.
Dass der neue Fall von sozialer Scherenklaffung per Agenturmeldung auf einem mikroskopischen Ausschnitt aus der Statistik beruht, der von der Deutschen Rentenversicherung als "zu gering, um als Trendaussage interpretiert werden zu können" bezeichnet wurde, spielt keine Rolle mehr. Auch wenn die von der Linken genannten Zahlen "weder repräsentativ noch aussagekräftig", sind "um belastbare Aussagen über die Lebenserwartung von Niedrigverdienern zu treffen", sind sie doch in der Welt. "Die Ente watschelte nun einmal", schreibt Zettel.
Und kein Wort über die Gründe, die der in der Tat statistisch relevante Unterschied zwischen den Lebenserwartungen von Reichen und Armen hat: Arm isst schlechter, trinkt mehr, raucht häufiger; Arme gehen seltener zum Arzt, obwohl sie im Durchschnitt kranker sind - nicht, weil Armut krank macht, sondern weil Krankheit arm macht - wer krank ist, kann ja nicht arbeiten. Arme haben überdies mehr Kinder, was den sozialen Wohlstand mehr, am finanziellen Status aber zehrt. Ihre Autos sind älter und deren Insassen bei Unfällen schlechter geschützt, sie arbeiten auf dem Bau oder in anderen Bereichen, die unfallgefährdeter sind als die Lofts von Internetwerbeagenturen.
"Das sind Faktoren, die überwiegend nicht Folge geringen Einkommens sind, sondern die zu Verhaltensmustern der Unterschicht gehören", heißt es bei Zettel. Auch der Geringverdienende könne zum Arzt gehen, könne das rauchen einstellen, sich gesund ernähren und sich viele Freunde suchen. dennoch verhalte er verhält sich statistisch gesehen seltener so als die übrige Bevölkerung.
Das aber sei "ein Problem schichtspezifischen Verhaltens, nicht der Höhe des Einkommens". Und dass es trotzdem anders dargestellt wird, ist ein Medienproblem, kein soziales.
Einig waren sich alle Medien, dass die Sache selbst stimmt. Zwei Jahre früher müssten ärmere Menschen sterben, einfach, weil sie ärmer sind, hieß es allüberall. Wie Zettel bemerkt, löste sich die Aufregung sogar von ihrem Anlass: Die Süddeutsche schaffte es, in einem dreiteiligen Artikel mit keinem Wort auf die Quelle einzugehen.
Wenn eine Meldung den Erwartungen des Publikums entspricht, zählt die Quelle nicht. Und diese Meldung hier befriedigt alle Eitelkeiten. Arme können sich beachtet fühlen und erwarten, dass der Staat schon bald etwas gegen ihre frühes Ableben unternehmen wird. Nicht-Arme aber können aufatmen - sie werden nicht früher sterben, sondern später. Auch wenn mancher selbst dann nicht älter werden wird als mancher, der früher sterben muss, ist das ein gutes Gefühl.
Dass der neue Fall von sozialer Scherenklaffung per Agenturmeldung auf einem mikroskopischen Ausschnitt aus der Statistik beruht, der von der Deutschen Rentenversicherung als "zu gering, um als Trendaussage interpretiert werden zu können" bezeichnet wurde, spielt keine Rolle mehr. Auch wenn die von der Linken genannten Zahlen "weder repräsentativ noch aussagekräftig", sind "um belastbare Aussagen über die Lebenserwartung von Niedrigverdienern zu treffen", sind sie doch in der Welt. "Die Ente watschelte nun einmal", schreibt Zettel.
Und kein Wort über die Gründe, die der in der Tat statistisch relevante Unterschied zwischen den Lebenserwartungen von Reichen und Armen hat: Arm isst schlechter, trinkt mehr, raucht häufiger; Arme gehen seltener zum Arzt, obwohl sie im Durchschnitt kranker sind - nicht, weil Armut krank macht, sondern weil Krankheit arm macht - wer krank ist, kann ja nicht arbeiten. Arme haben überdies mehr Kinder, was den sozialen Wohlstand mehr, am finanziellen Status aber zehrt. Ihre Autos sind älter und deren Insassen bei Unfällen schlechter geschützt, sie arbeiten auf dem Bau oder in anderen Bereichen, die unfallgefährdeter sind als die Lofts von Internetwerbeagenturen.
"Das sind Faktoren, die überwiegend nicht Folge geringen Einkommens sind, sondern die zu Verhaltensmustern der Unterschicht gehören", heißt es bei Zettel. Auch der Geringverdienende könne zum Arzt gehen, könne das rauchen einstellen, sich gesund ernähren und sich viele Freunde suchen. dennoch verhalte er verhält sich statistisch gesehen seltener so als die übrige Bevölkerung.
Das aber sei "ein Problem schichtspezifischen Verhaltens, nicht der Höhe des Einkommens". Und dass es trotzdem anders dargestellt wird, ist ein Medienproblem, kein soziales.
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