Sachsen-Anhalt hat in spanische und italienische Staatsanleihen investiert, empört sich der normalerweise eher in ecuadorianischen Anleihen erfahrene Staatssender MDR über eine Selbstverständlichkeit. Natürlich hat Sachsen-Anhalt auch in spanische und italienische Anleihen investiert! Schließlich gab sich das Land im Kampf gegen den Raubtierkapitalismus schon vor drei Jahren neue Regeln, um besser von den Vorteilen der weltweiten Kapitalmärkte profitieren zu können. Arbeiterführer und Finanzminister Jens Bullerjahn ließ sich damals die Genehmigung geben, öffentliche Gelder nicht nur in Staatsanleihen, sondern auch in Aktien, Wandelanleihen und exotische Verbriefungen anlegen zu dürfen.
Das Ganze hieß "neues Gesamtkonzept für eine zukunftssichere Anlage von Landesvermögen" und war letztes Jahr noch ein Riesenerfolg. Damals meldete der stolze SPD-Spekulant, dass es gelungen sei, mit der "breiten und flexiblen Kapitalmarktstrategie" aus dem rund 850 Millionen schweren Sondervermögen „Altlastensanierung“ Gewinne von 5,5 Prozent oder umgerechnet 28,5 Millionen Euro zu quetschen.
Aber was steigt, muss nun wieder fallen: Aktuell notiert die zukunftssichere Investmentabteilung des Finanzministeriums in Magdeburg einen Verlust von 6,9 Prozent. Die Bilanzpressemitteilung zum Thema fiel deshalb diesmal aus, aber der MDR fragte nach und bekam mitgeteilt, dass ein Teil der Verluste mit spanischen und italienischen Staatsanleihen erzielt werden konnte, in die das Land nach MDR-Angaben rund 100 Millionen Euro gesteckt hatten. Für Fachminister Jens Bullerjahn, der anstrebt, Sachsen-Anhalts Schulden bis zum Jahr 2122 vollständig zurückgezahlt zu haben, eine ganz normale Sache. Auch die Europäische Zentralbank schätze Staatsanleihen der beiden Ländern als Sicherheit bei Geldmarktgeschäften und sehe keinerlei Verlustrisiko.
Bullerjahn will aber trotzdem besser doch nicht schuld sein um Schlamassel, der noch größer werden dürfte, sobald jemand beginnt, nach den Ergebnissen der Anlagestrategie insgesamt zu fragen. Der Erfinder des "neues Gesamtkonzept für eine zukunftssichere Anlage von Landesvermögen" nimmt sich selbst schon mal ein Schrittchen aus der Verantwortung für das große Gesamtkonzept. Er "stehe zu den Geschäften meiner Vorgänger", sagt er, und meint wohl, dass er keine eigenen getätigt hat oder aber zu diesen nicht mehr steht. Er verstehe seine Aufgabe "darin, das Landesvermögen zu vermehren", sagt er. Nur das klappt eben nicht immer.
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