Verschlüsselte Nachrichten, wohin man auch schaut. Am Ende von Holger Stanislawskis 18 Jahren auf St. Pauli steht eine 1:8-Niederlage und der 18. Platz in der Tabelle. Und am Ende einer langwierigen und zunehmend auch langweiligen Saison der Regionalliga Nord stehen alle Mannschaften, deren Name mit dem Buchstaben H anfangen, schon seit Wochen in der Tabelle einträchtig hintereinander. Es bewegt sich soviel wie in der Berliner Politik, alle sind, wo sie sind, und würden gern bleiben.
Auch in Sven Köhlers Mannschaft, der sich wenig nachsagen lässt. Sie verliert, wenn sie darf, und gewinnt, wenn sie muss - heute müsste sie, wenn auch bloß, um den verhassten, aber abstiegsbedrohten Nachbarn Magdeburg in der Liga zu halten und sich damit zwei schöne Derbys in der kommenden Saison zu sichern.
Alle wollen auch, trotz erneut wunderlicher Experimente des Trainers, der nach dem frühen Abschied von allen Meisterschaftsträumen angekündigt hatte, nun bereits für die kommende Spielzeit experimentieren zu wollen. Eine Chance für Leute wie Ronny Hebestreit, der seine Laufbahn in vier Wochen beenden wird und heute von Anfang an spielt. Eine Chance auch für Selim Aydemir, der dem Verein schon mitgeteilt hat, dass er in die zweite Liga wechseln wird. Doch mit Finke, Stier und Kamalla sind drei Spieler verletzt, mit Texeira und Kanitz zwei gelbgesperrt, so dass sich die Köhlers Experimentierfreude nur darin zeigt, dass Innenverteidiger Mouyaya außen spielt und Butzmann dafür innen verteidigt.
Der Abgesandte der asiatischen Wettindustrie (Foto), der die gesamte Begegnung per Kehlkopf-Mikro und Handy live nach Macao durchgibt, ist beruhigt. Der Heimsieg ist sicher, zumindest ab der 42. Minute, als der bis dahin unsichtbare Dennis Mast auf der rechten Seite wunderschön durchläuft, Hauk anspielt und der die Nerven hat, auch Oberneulands Keeper Toboll noch auszuspielen und ins leere Tor zu schießen.
Danach lassen sie sich allerdings gehen, die Männer in Rot-Weiß, die schon ziemlich genau wissen, wer am Ende der Saison wird bleiben dürfen. Die fest eingeplanten Helden für den angepeilten Aufstieg stehen alle auf dem Platz, die Wackelkandidaten laufen sich draußen warm und sehen zu, wie der HFC das Spiel langsam ebenso aus der Hand gibt wie die letzten beiden Heimspiele.
Die Quittung folgt in der 56. Minute. Özkaya steckt in der Mitte auf Titz durch, der findet die Nahtstelle zwischen Klippel und Butzmann und trifft aus 15 Metern. Der einzige, der sich richtig ärgert, ist HFC-Torwart Darko Horvat und auch der Ruck, von einigen wenigen im inzwischen bis auf knapp 850 Zuschauer leergespielten Notstadion in Halle-Neustadt gefordert, lässt auf sich warten. "Soll ich den Wecker stellen?", brüllt es von der Leichtbautribüne, aber es antwortet niemand.
Der Chinese führt weiter Protokoll über jeden Einwurf, jeden Freistoß, jede Chance, nie hebt er die Stimme, nie zeigt er Emotion. Damit wäre er auch der einzige an diesem Tag, den Trainer Sven Köhler ruhig auf seinem Bänkchen in der Sonne sitzend verbringt. In der 73. Minute bringt er Pavel David für den einmal mehr vor allem ambitionierten, aber uneffektiven Aydemir, zwei Minuten später schießt der Tscheche das 2:1. Und während die Oberneuländer noch zu tun haben, ihre Köpfe wieder hochzubekommen, ist Angelo Hauk in einer Art Coverversion des 1:0 wieder da - erneut umkurvt er Toboll, erneut trifft er ins leere Tor. Der Chinese nimmt kühl Notiz.
3:1 und weil RedBull Leipzig in Meuselwitz verloren hat, sagt der Stadionssprecher, hat sich sogar in der Tabelle etwas bewegt. Halle jetzt Vierter, die H-Phalanx im Tabellenmittelfeld zerstört.
Aber nein, nein, nein, das darf nicht sein! In der Nachspielzeit schießt RB in Meuselwitz noch den Ausgleich, alles bleibt, wie es immer war, keine Bewegung unter den ersten neun in der Tabelle. der Chinese zieht den Stecker. Mission accomplished, Macau.
Nächstes Spiel kommende Woche gegen die Brausetruppe, 48 Stunden später dank der freundlichen Unterstützung des Fußball-Landesverbandes ein kleines Landespokalfinale, dann noch ein Heimspiel gegen Wolfsburg II und zum Schluss wie immer, wenn es um gar nichts mehr geht, die Randale gegen Plauen. Dazu stellte der DFB inzwischen schon vorab klar, dass die Verantwortlichen an Krawallen keine Schuld treffe. "Polizei wie auch der Sicherheits- und Ordnungsdienst haben sehr besonnen und professionell reagiert."
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
3 Kommentare:
Unser Saftladen heißt RB Leipzig. Diese Form der Verlogenheit ist eine Lizenzauflage des DFB.
aber ich nenne doch die linienrichter auch linienrichter, also euch redbull
wobei saftladen schöner ist. wäre mir angesichts des geschmacks der brühe nie eingefallen, der begriff
Ich nenne Linienrichter auch Linienrichter, aber die große Sonne des Fußballs, der DFB, will nun mal Schiedsrichterassistent als Titel. Der Begriff "Saftladen" bezog sich auf die Vorgänge um den Trainerwechsel. Da musste wiedermal so getan werden als wären die Entscheidungen in Leipzig getroffen wurden und nicht in Fuschl am See. Und solange der Schein gewahrt bleibt, ist es dem DFB recht.
Etwas anderes wollte ich noch loswerden. In Sachen "wie ruinieren wir den Landespokal" ist der sächsiche Landesverband klar in Führung gegangen. Zum Halbfinale RB-DD kam vom Verband der Vorschlag, Dynamo möge doch ihre 2.Mannschaft nach Leipzig schicken wenn ihnen der Termin nicht passt. Die hat am 18.5. aber selber ein Plichtspiel. Halleluja.
Also jammert nicht wegen 2 Tagen Pause so rum, schickt nach Leipzig einfach eure Zweite und fertig. Dann gewinnt ihr vielleicht gegen den schweren Brocken Piesteritz.
Kommentar veröffentlichen