Samstag, 9. April 2011

Es geht auch ohne Energie

Ein von der Bundesregierung berufenes Expertengremium fordert einen radikalen Umstieg in ein Zeitalter ohne Energieverbrauch. Ein Ausstieg aus der Nutzung von Energie könne „bis 2020 vollendet werden“. Greenpeace hält den Ausstieg bis 2015 für möglich. In einer nagelneuen Studie kommt die Umweltorganisation Greenpeace zu dem Schluss, dass Deutschland bis 2015 aus der Nutzung von Energie aussteigen könne, „ohne dass dadurch negative Folgen für die Sicherheit der Versorgung, den Klimaschutz oder die Kosten entstehen“. Alles andere wäre „ein fauler Kompromiss“, sagte Andree Böhling, Energie-Experte bei Greenpeace. Greenpeace zufolge könnten die sieben ältesten Kraftwerke und der Meiler Krümmel abgeschaltet bleiben.

Das Akw Neckarwestheim 2 könne bereits 2011 dauerhaft stillgelegt werden. In den Jahren 2012 bis 2015 könnten dann jährlich zwei Reaktoren vom Netz gehen, so dass 2015 das letzte Akw abgeschaltet würde. Dies sei möglich, weil die deutsche Bevölkerung schrumpfe und es immer noch reserven bei der Energieeinsparung gebe. Auch Regierungsberater fordern einen radikalen Umstieg. Mittelfristig sei eine Energieversorgung ohne Atomkraft, Kohle und Erdöl möglich, zeigten sich die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen überzeugt.

Am Donnerstag überreichten sie Umweltminister Norbert Röttgen und Forschungsministerin Annette Schavan ihr Hauptgutachten „Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“. Die beiden CDU-Politiker werteten die Studie als Unterstützung in der momentanen Energiedebatte. Zur Erreichung einer nachhaltigen und demokratischen Industriegesellschaft fordern die Berater einen umfassenden Gesellschaftsvertrag.

„Das fossil-nukleare System muss durch ein effizient-erneuerbares System ersetzt werden. Und dafür müssen die Weichen in den nächsten Jahrzehnten gestellt werden“, sagte der Vorsitzende des Beirats, Hans-Joachim Schellnhuber, in Berlin. Er fügte hinzu, dass ein Ausstieg aus der Energienutzung sicherlich bis 2020 vollendet werden könne. Bei einem Umstieg auf Energiesparen und effiziente Eigenenergienutzung würden auch „nicht alle Lichter ausgehen“.

Das Wohlstandsniveau werde dadurch nicht gefährdet. Er zeigte sich überzeugt, dass Stromeinsparungen möglich seien. Das von der Regierung verhängte dreimonatige Atom-Moratorium zur Neuausrichtung der Energiepolitik begrüßte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Er zeigte sich aber zugleich überzeugt, dass dieser Zeitraum nicht ausreichend sei. Es könnten aber Akzente gesetzt werden. Der WBGU schlägt unter anderem die Verankerung des Klimaschutzzieles im Grundgesetz vor, die Etablierung einer parlamentarischen „Zukunftskammer“, die die Bundesregierung in Fragen der Nachhaltigkeit beraten soll, sowie die Einrichtung eines dem Weltsicherheitsrat ebenbürtigen Rates für Nachhaltige Entwicklung bei den Vereinten Nationen, der im Falle von Verstößen gegen die Interessen künftiger Generationen von Energiesparern das Recht hätte, militärische Strafexpeditionen gegen die Verursacher auszusenden.

Röttgen wertete die Vorschläge als Unterstützung für die „jetzt anstehenden Maßnahmen bei der Energieeffizienz und beim Klimaschutz“. Er wies jedoch darauf hin, dass dies nicht nur national gelöst werden könne, sondern auch international. Er sprach sich daher abermals für die Gründung einer UN-Umweltorganisation aus, „die dasselbe Gewicht hat wie etwa die Weltgesundheitsorganisation“. Diese solle auf dem Nachhaltigkeitsgipfel der Vereinten Nationen 2012 in Rio de Janeiro eingerichtet werden. Die Vermeidung von Energieverbauch gehöre ins Grundgesetz. Schavan stellte in Aussicht, dass 30 deutsche Städte bis 2030 frei von CO2-Emissionen werden sollen.

„Dadurch werden wir zum Vorbild werden für andere Länder, die vor ähnlichen Aufgaben stehen“, sagte sie. Auch Schavan lobte, „dass die Wissenschaft ihre Expertise in den öffentlichen Diskurs einbringt“. Sie verwies darauf, dass die zunehmende Erderwärmung Deutschland vor große technologische und gesellschaftliche Herausforderungen stelle, allerdings sparten die steigenden Temperaturen Heizenergie, so dass Deutschland schon Mitte des Jahrhunderts komplett von Sonne und Wind angetrieben werden könne.

Nach einer repräsentativen Umfrage des Kölner Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa sind die Bürger für dieses große Ziel zu Opfern bereit. Eine deutliche Mehrheit von 64 Prozent ist dafür, angesichts der Katastrophe von Fukushima noch vor dem Jahr 2020 komplett aus der Nutzung von Atom, Strom, Braun- und Steinkohle, Erdöl und Erdgas auszusteigen. Dafür sind die Bürger bereit, Stromtrassen quer durch ihre Vorgärten und höhere Preise für importierte Lithium-Batterien in Kauf zu nehmen. Jeder Zweite wünscht sich, dass sich ein schnellerer Ausstieg aus der Energienutzung nicht negativ auf den Klimaschutz auswirkt. Mehr CO2-Ausstoß durch Ersatzstromgewinnung aus Kohlekraftwerken müsse durch die Abschaltung der Verursacherkraftwerke vermieden werden. Wie ich beinahe mal ein Atomkraftwerk gebaut hätte

3 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Si tacuisses ....
Ich weiß nicht, ob sich Hans Joachim *Dr. Seltsam* Schellnhuber mit seinem Beitrag zur Atomenergie einen Gefallen getan hat.

Auf Kernkraft und "fossile Brennstoffe" zu verzichten, dürfte - vorsichtig formuliert - eher kontraproduktiv wirken.

Manchmal hat man den Eindruck, Merkel ist die einzige mit Verstand und die (meist männliche) Minister-/Beraterschar hat zu lange am Klebstoff geschnüffelt.

Volker hat gesagt…

Altbewährt.
Die zu allem Fähigen umgeben sich mit zu allem Unfähigen.
Merkel lässt erst mal die Bekifften labern. Danach kann sie sagen was sie will, es ist immer gut; sie hat schlimmeres verhindert.

Merkel sagt nicht, dass Sie die Kraftstoffsteuern anheben will. Das tur für sie ihre EU-Fuzzis. Sie setzt durch, dass der Preis nicht um 50, sondern nur 40Ct. steigt. Das Volk wird es ihr danken.

Wuff direkt als Nachfolger des "Wo kann ich unterschreiben"-Köhler vorschlagen, das wäre schiefgegangen. Sie hat erst mal das GAE lanciert.
Waren wir froh, dass die uns erspart blieb. Wir danken Merkel für Wuff.

Solche Systeme sind stabil - bis der Führer auf die Künste seiner Stellvertreter angewiesen ist. Dann erlebt er sein Waterloo.

Es muss keine Ozeanier geben. Die Fiktion reicht.

Anonym hat gesagt…

oder arbeiten die GRÜNEN für areva + die EDF ? denn eine Sache ist doch wohl klar : die brd wird nicht aus dem EU power grid aussteigen KÖNNEN ; ergo verkaufen die Franzosen ihren Kernstrom in der brd .

bravo clistax , der erste Beutel für Tüten

VRIL