Montag, 7. März 2011

Doku Deutschland: Bekenntnisse eines Blitzkriegers

Dass ich enttäuscht bin, können Sie sich sicher denken. Ich bekomme zwar keine Zeitungen hier drin, aber was ich höre, ist schon eindeutig. Seite fünf, unten links, eine Spalte, sechs dürre Sätze! Dabei habe ich, das immerhin attestieren mir doch alle, den ersten erfolgreichen islamistischen Anschlag in Deutschland verübt! Ich hätte vorher gedacht, dass das einschlägt. Wie eine Bombe, sozusagen, wenn man das in so einem Zusammenhang so sagen darf. Wie hieß das damals bei Bush, diesem mörderischen Monster? Angst und Schrecken! Angst und Schrecken für Deutschland, das war das Ziel. Ich wollte, das hatte ich mir so überlegt, dass die Deutschen von der Medizin schmecken, die sie unseren Brüdern und Schwestern in Afghanistan zu essen geben: Kugeln, Blei und Pulver.

Da war kein großer Plan, keine Strategie oder was. Ich habe den Untersuchungsbeamten gesagt, dass ich ein Youtube-Video mit einer Vergewaltigung von Ami-Soldaten gesehen habe und dann losgezogen bin. Das war erfunden, klar, das habe ich mir ausgedacht. Es gibt so ein Video nicht, da können die ewig suchen. Der Film lief in meinem Kopf, aber schon lange. Das kam nicht von heute auf morgen, das kam nur eines Tages raus.

Wir sind aus dem Kosovo weg, als ich noch ein kleiner Junge war. Ich habe noch Verwandte in Albanien, aber keine Erinnerungen mehr an die Heimat. Dort soll es viel schöner sein als hier, aber auch erst, seit wir fort sind. Hier hat es mir trotzdem nie gefallen, ich habe mich einfach nicht zu Hause gefühlt. Die schwarzen Haare, das ist doch schon was, wo einen alle immer fragen, bist du Grieche oder so. Und mein Glaube, der kam dann noch dazu, als ich ihn dann hatte. Der hat mich leicht gemacht, weil ich nun einen Grund hatte, auf die herunterzuschauen, die nicht glauben, so wie die auf mich heruntergeschaut haben, nur weil ich schwarze Haare hatte.

Es hat aber nichts genützt. Das Abitur habe ich wirklich erst ganz kurz vor Schluss verhauen, falsche Freunde, aber die waren zu der Zeit wichtiger für mich. Man entwickelt irgendwann beim Älterwerden andere Werte als die anderen, man entfernt sich dann auch von Leuten und nähert sich anderen. Bei mir waren das Männer des Glaubens, Leute, die gesagt haben, schäm Dich nicht für das, was Du bist, wehre dich, zeig es ihnen, lass sie spüren, wie es dir geht.

Das habe ich gemacht. Die Pistole war leicht zu kriegen, das ist doch das Gute an einer Gesellschaft wie dieser, dass man für Geld eben alles kaufen kann. Kuffargesellschaft, verrottet. Es war aber nicht so, dass ich die gekauft habe, um Leute umzubringen, keine Chance. Wenn Sie mich so fragen, wollte ich sie zur Selbstverteidigung. Es kommt doch der Tag, da werden sie uns jagen. Und dann muss man sich wehren können, das habe ich immer gesagt.

Warum ich dann losgegangen bin, die Amis zu erschießen, kann ich so genau gar nicht sagen. Der Film im Kopf wars, aber auch diese Sachen in Nordafrika. Soweit ich weiß, läuft da doch eine große Umgestaltung von der CIA. Die vernichten unsere arabischen Führer, um die arabische Welt zu schwächen. Meine Meinung. Wir sollen Stiefellecker werden, unser Öl kostenlos abgeben wie die Iraker. Die wollen Zugriff auf die Wirtschaft, alles umdrehen in der Gesellschaft, uns alles wegnehmen, was wir an Kultur haben. Und Macdonalds dafür schicken, Kola und Alkohol.

Haben Sie in Tunesien gesehen, wie wichtig manches Mal die mutige Tat eines Einzelnen ist? Mohamed Bouazizi hat sich angezündet und damit ganz Nordafrika in Brand gesteckt. Es nicht so, dass ich das als Ziel hatte. Aber denken Sie mal an diese Geschichten mit den Schulen. Einer muss anfangen. Das ging danach wochenlang rauf und runter in den Zeitungen, es gab kein anderes Thema. Ich hatte 14 Schuss, da wäre ich beinahe an den Steinhäuser rangekommen.

Dann klemmte das Scheißding und es blieb bei zweien. Ich hatte auch keine Gelegenheit, mich selbst einzureihen, ein Ende zu setzen, einen Punkt zu machen. Gut, damit muss man sich abfinden, das sind Sachen, die kann keiner voraussehen. Aber die Reaktion draußen war trotzdem ernüchternd. Erst gar nichts, dann ein bisschen und schon war es wieder vorbei. Der Innenminister hat letztes Jahr mit einer bloß ausgesprochenen Warnung vor mir zwei Wochen Hysterie ausgelöst. Und ich setzte das um - und bekomme nicht einmal einen "Brennpunkt"! Nicht einen einzigen! Ich war Meldung Numemr 5 an meinem besten Tag in der "Tagesschau". Hat mir ein Wärter erzähltm, sagen sies nicht weiter.

Das ist doch nicht angemessen. Das müssen Sie doch zugeben. Aber ich hätte es vielleicht wissen können. Tote Amerikaner treiben den Deutschen nicht gerade die Tränen in die Augen. Die denken dann wohl, geschieht denen recht, warum mischen die sich überall rein. Die Deutschen halten sich eher raus, also sie tun so. Deshalb dachte ich doch, greif die Hauptmacht an, das elektrisiert die Welt. Hats nicht. Es hat die alle kalt gelassen. Dass ich enttäuscht bin, können Sie sich denken. Aber wissen Sie, ich sage mir jetzt immer, wenn ich hier in der Zelle sitze und meine Ruhe habe, dass andere wenigstens daraus lernen können. Wer nach mir kommt, wird diesen Fehler nicht wieder machen.


Mehr aus der vielkopierten PPQ-Reihe Doku Deutschland

5 Kommentare:

VolkerStramm hat gesagt…

Ich kann den Ärger verstehen.
Lutz Battke hat nichts geleistet. Es kehrt die Essen, trainiert die Jugendmannschaft - und kriegt dafür mehr mediale Aufmerksamkeit als ein Doppelmörder.
Ungerecht ist das.
Sozial ungerecht!

Pisaner hat gesagt…

Trifft den Nagel auf den Kopf.
Und gerade deswegen gibt es wohl noch nicht mal ein Satireblatt,welches den Text drucken würde. Ihr könntet es ja trotzdem mal versuchshalber "Eule" oder "Titanic" anbieten.

ppq hat gesagt…

das ist ja nicht lustig. zhum letzten mal ist mir diese informationssteuerung bei der wm 2006 aufgefallen, als wirklich drei tage vorher aufgehört wurde, das wort 2hooligans" zu verwenden. es folgten vier friedliche wochen, zumindest medial. es gab nicht einen einzigen bericht über ausschreitungen, straßenschlachten etc. was wirklich los war, hat man dann später in der bbc (!!!) -doku
HOOLIGANS - ein anderes Sommermärchen gesehen...

Pisaner hat gesagt…

Stimmt ,lustig ist das wirklich
nicht.
Aber früher konnte ,wer sich eine Narrenkappe aufgesetzt hatte, Einiges mehr aussprechen als der Rest.
Aktuelles Beispielzum Thema Infosteuerung ist ja die ZEIT-Bearbeitung der Schmidt-Rede.
http://tinyurl.com/4ztg4ev

und mehr noch, dass seine Äußerung:
"Es scheint mir an der Zeit, dass eine unserer wissenschaftlichen Spitzenorganisationen die Arbeit des IPCC kritisch und realistisch unter die Lupe nimmt " offenbar nicht eine einzige Schlagzeile hervorgerufen hat.

VolkerStramm hat gesagt…

Das mit den Hooligans ist mir 2006 nicht aufgefallen. Vermutlich deshalb nicht, weil es überlagert wurde von einer Phantomdebatte über Zwangsprostitution. Es wurden (so die vorhersage der unfehlbaren Schwarzer) nämlich zigtausend Zwangsprostituierte nach Deutschland verschleppt, damit PPQ, VS und alle anderen Verbrecher ...
Tatsächlich hat die Polizei auf Anweisung von EMMA einige Razzien aufgezogen. Das Ergebnis war so niederschmetternd, dass die gleichgeschalteten Systemmedien es den Lesern rücksichtsvollerweise nicht zugemutet haben.