Montagsdemos im Morgenland, Forderungen nach Demokratie in Ägypten und eine Abkehr der deutschen Politik vom langjährigen Freund und Partner Hosni Mubarak, der Angela Merkel vor fünf Jahren noch mit einer hübschen Schmuckschattulle beschenkt hatte. Am Nils wird die "friedliche Revolution" (dpa) in der DDr nachgestellt, "trotz ruhiger Lage in den Urlaubsgebieten empfehlen deutsche Reiseveranstalter, Reisepläne für Ägypten zu überdenken". Man kann dann trotzdem fahren, müsse aber nicht, heißt es im Auswärtigen Anmt, dessen früherer Chef Walter Steinmeier Mubarak dem erst jetzt als kaltem Diktator enttarnten Mubarak vor anderthalb Jahren noch sein Beileid zum Tod einer in Dresden von einem früheren Sowjetbürger erstochenen Ägypterin ausgesprochen hatte.
Das ägyptische Internet ist abgeschaltet, das deutsche quillt über vor lauter Live-Tickern. "In den nächsten sieben Tagen sollten keine weiteren Gäste nach Ägypten reisen“, warnt Rewe Touristik. Die Börse in Dubai bricht um 0,8 Prozent ein, meldet n-tv. Wegen der andauernden Unruhen sei die Versorgung der Bevölkerung und der Gäste vor Ort bereits jetzt besonders gefordert, schreibt die "Welt". Dafür aber habe sich die Lage in der ägyptischen Hauptstadt Kairo etwas entspannt.
Twittermeldungen kommen nicht mehr aus dem Land am Nil, nur Fernsehberichte und Telefonnachrichten von Antonia Rados, von der langjährige Fernsehzuschauer meinen, sie sei nicht immer dort, wo etwas los sei, sondern dort, wo sie sei, gehe wenig später immer etwas los. Mubaraks Strategie, das Netz zu kappen, um den traditionellen Medien in ihrem Abwehrkampf gegen Facebook und Youtube zu helfen, sie geht auf.
Ägyptische Oppositionelle, bis vor zwei Wochen ein Fachbegriff, der ausschließlich zur Beschreibung der islamistischen Muslimbruderschaft Verwendung finden konnte, rufen zu einem "Marsch der Millionen" auf. "Jede Revolution hat ihre Phasen und ihren Rhythmus", analysiert die FAZ buttermesserscharf. Erst kommt der Unmut, dann die Empörung, schließlich die Euphorie, das Glück, die Siegestrunkenheit. Und am Ende die Enttäuschung: Die neue Freiheit ist die alte Knechtschaft, nur nun unter der Knute der Clique, die der Umsturz nach oben spülte. Demokratie eine dauernde Wahl zwischen alternativlosen Entscheidungen. Ob Leipzig oder scharm-El-Sheikh: Die Banane, die eben noch jubelnd in die Höhe gereckt wurde, ist doch nur wieder eine Gurke.
Ägypten damals und heute: Hellwach am Welterbe
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2 Kommentare:
Vielleicht eine Bemerkung zu der abgebildeten Titanikseite. Ich habe gehört, dass es sich bei der abgebildeten Dame nicht um Zonen-Gaby handeln soll. Vielmehr soll das die unverheiratete Frau ProfessorIn Müller-Ganzgrün, Lehrstuhlinhaberin für Genderökologie an irgendeiner roten Uni, mit einer Ökogurke sein, die sich gerade auf einem veganen Selbstverwirklichungstrip befindet. Mir erscheint das auch logisch. Die Mädels im Osten sahen nach dem Mauerfall in der Regel nicht mehr so aus. Vielmehr haben unsere Mädels sofort die Möglichkeiten des kapitalistischen Konsums genutzt, und sahen entsprechend schick aus.
Hoffentlich ändert sich das Aussehen der Mädels in Ägypten nach der dortigen Revolution auch zum Besseren.
Ich glaube, wir sind über die "Zonen-Gaby"-Phase in Ägypten nun hinaus und bewegen uns in die Endphase à la: "Endlich Ruhe in der Zone - Kohl setzt Giftgas ein"
http://tinyurl.com/652yzzm
Und die Geschichte, sie wiederholt sich doch.
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