Stirbt am schnellsten aus, hat aber dank seiner Lage ganz im Westen des Ostens und Richtung Norden gestreckt entlang der "Straße der Gewalt" alle Möglichkeiten, etwas aus seiner Misere zu machen: Sachsen-Anhalt, die Region, in der menschenverachtende Castortransporte nicht von Menschen aufgehalten werden, sondern von eingefrorenen Weichen, hat früh Spuren in der Kulturgeschichte der Menschheit hinterlassen, später aber damit aufgehört.
Nach Händel, da sind sich die Auguren einig, kam nicht mehr viel von Weltgeltung. Abgesehen davon, dass der Orchesterleiter der ungarischen Band Omega gelegentlich bei einem Landsmann in der Innenstadt diniert und das seit zwei Jahrzehnten beinahe in Permanenz tagende Kabarett der Stadtverwaltung mit dem aktuellen Programm "An der Saale hellem Wahnsinn" nachhaltig beeindruckt.
Als bräuchte ein solches Zeugnis noch Kopfnoten, hat der assimilierte Ostdeutsche Rainald Grebe sich jahrelang geweigert, nach seinem Lied für Thüringen, Brandenburg und Sachsen endlich auch mal eine treffende Hymne auf Sachsen-Anhalt zu schreiben, nach Einschätzung der Regierung in Magdeburg eines der erfolgreichsten Bindestrich-Länder, die jemals aus der früheren ex-DDR hervorgingen. Zu dem von Gott und den Menschen vergessenen Landstrich zwischen Börde und Bitterfeld, Harz und Hohenmölsen falle ihm einfach nichts ein, gab der Mann an, der in seiner Spätjugend selbst geraume Zeit Einwohner von Halle war, seinerzeit noch die größte Stadt im Land.
Mit Grebe gingen viele, nach ihm noch mehr. Der ehemalige Theatermann aus Köln aber, der mit seinem Orchester der Versöhnung bis zum angesehenen Komödianten aus Ostdeutschland gebracht hat, ist jetzt zurückgekehrt, auf den Lippen eine jubilierende Weise, die das Land und den Menschenschlag preist, der hinter den Autobahnwarnschildern mit dem Rätselspruch "Wir stehen früher auf" haust. Mit der von ihm bekannten Herzenswärme porträtiert der Musikclown die kleinen Schwächen und die großen Stärken der bärbeißigen Hallenser, der störrischen Harzbewohner und der Kartoffelbauern, die von Süden aus gesehen in den weiten Biokraftstoff-Prärien hinter Staßfurt leben. "Die Erde der Börde", lobt er, "ist fruchtbar und fast schwarz - Kartoffeln bis zum Harz".
Ja, hier ist die "Vielfalt zu Hause", wie Grebe richtig analysiert. Man hat die Wahl zwischen Radio Brocken! Die Wahl zwischen Radio Brocken! Und dann ein Solo für die Altmark, wo die Amish People auf ostdeutsch fluchen. Grebe ist wieder zu Hause, wo man seinen Humor nicht versteht.
Mehr Grebe live bei PPQ:
Bengt bängt
Vom Wir zum mir
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen