Obama hat es gemacht, Mark Zuckerberg hat es reich gemacht, Google hat es vergebens versucht und jetzt kommt die SPD, um das Internet auf dem Weg zurück zur Macht endgültig von innen aufzurollen. Die letzte westdeutsche Volkspartei plant, ihren Internetauftritt zu einem sozialen Netzwerk umzubauen, auf dem nicht nur Parteimitglieder den Verlautbarungen von Parteiführern in ihren eigenen Worten vorbehaltlos zustimmen können. Ziel sei, die SPD "in die gesellschaftlichen Dialoge einzuklinken" und sich "mit offenem Visier" Kritik und Bewertungen "von außen und den eigenen Mitgliedern" auszusetzen, sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles. Besonders gelungene lobende Zuschriften soll ein Bonussystem prämieren, mit dem sich virtuelle Wahlkampfartikel wie elektronische Winkelemente und poppige Gabriel-Banner für eigene Blogs von Mitgliedern und Parteifreunden in sogenannten "SP-D-Mark" bezahlen lassen.
Wir wissen nicht, "wie das Ganze genau läuft und wie sich das entwickeln wird", räumte Nahles ein. Es handele sich um ein "kleines Experiment", und es sei unklar, ob alle Mitglieder einverstanden seien. Schließlich seien sie es nicht gewohnt, "auf der Seite Sachen zu lesen wie 'die SPD spinnt'". Deshalb werde natürlich ein Redaktionsteam im Newsroom im Willy-Brandt-Haus den Webauftritt penibel im Auge behalten. Jeder, der auf der Seite ein Benutzerkonto eröffne, dürfe Artikel kommentieren und anderen Usern antworten. Grundsatz sei jedoch, dass krude Thesen außen vor blieben und keine Werbung für SPD-feindliche Positionen gemacht werde.
Einen ersten Test der Parteitreue der User erwarte man beim öffentlichen Tribunal über den Parteiausschluss des "bekennenden Rassisten" (Migrantenrat Berlin) Thilo Sarrazin. Die Hinrichtung des früheren Bundesbankes werde per Livestream ins Netz übertragen, interessierte Genossinnen und Genossen könnten einzelne Fangfragen direkt kommentieren, so dass sich auch zehntausende Twitter- und Facebooknutzer, die das Buch des Abweichlers nicht gelesen haben, sich sofort ein mit der Bewertung durch den Parteivorstand identisches Urteil zu bilden in der Lage seien. In einem Netshop will die Partei überdies T-Shirts (Bild oben) anbieten, mit denen Parteimitglieder gegen die kruden Thesen des Ex-Senators protestieren könne.
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1 Kommentar:
Wenigstens können die SPD-Frührentner jetzt in Brotkopfs Storch-Heinar-Outfit durch die Toscana tingeln.
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