Deutschlands Sportler starteten dann, zum Ruhm der Heimat und um den geknechteten chinesischen Massen vorzuleben, wie schnell man laufen, wie weit man hüpfen und wie frei man reden kann, wenn man in Freiheit lebt und trainiert. Eine Botschaft, die offenkundig in Fernost angekommen ist: Als Angela Merkel, ehemals Klima- und Menschenrechtskanzlerin, jetzt in Peking gastierte, führte sie nach eigenen Angaben "sehr offene Gespräche", in denen "auch Probleme etwa für deutsche Firmen oder Fragen der Menschenrechte angesprochen" wurden.
Die Reihenfolge der Erwähnung steht für eine Rangfolge der Wichtigkeit. Deutschland ist zurück in der Realpolitik, die Medien haben mit kirchlichen Missbrauch und den Sex-Praktiken eines Wettermoderators genug zu tun. Politiker hingegen retten nach den Menschenrechten der Anwohner des Jangtse lieber das Geld der kleinen Sparer und überlassen es den Werkbänken im Osten, die Welt mit Tibet-Flaggen, Apple-iPhones und iPods zu versorgen.

Auch Angela Merkel hat scheinbar überhaupt kein Problem damit, dass die aufstrebende Wirtschaftsmacht in Asien ihre Türen verrammelt und Qualitätsprodukte aus Deutschland nicht einlässt. Zuletzt hatten die Machthaber in Peking der Firma Ever State aus Merseburg den Export von 200.000 zum Teil naturbemoosten Felssteinflakons für die Verpackung des Parfüms "High Malaya" gestattet, den Re-Import des vor allem bei wohlhabenderen Chinesen begehrten pheromonen High-End-Duftstoffes aber verboten. Aus Wirtschaftsministerium und Kanzleramt kam wortloses Bedauern, der Dalai Lama äußerte sich wie stets überhaupt nicht.
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