Michael Ballack hat sich geopfert, der "Capitano" (Jürgen Klinsmann) hat den Weg frei gemacht zu Deutschlands viertem Weltmeistertitel. Ein Opfer, das den Spieler selbst schmerzt, das aber notwendig war, um endlich wieder nicht nur Finals zu spielen, sondern sie auch zu gewinnen, wie früher, als noch keine Spieler aus der ehemaligen DDR in der deutschen Nationalmannschaft versuchten, bei großen Turnieren zu mitzusiegen. Und dabei regelmäßig scheiterten.
Dabei zeigte das Jahr 1990, wie souverän deutsche Fußballer die Weltspitze dominieren können. Die Mauer war gefallen, der Kalte Krieg beendet, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft war mit dem Selbstvertrauen der anstehenden Wiedervereinigung zur Weltmeisterschaft nach Italien gefahren. Dort holte sie prompt den Titel und Franz Beckenbauer, seinerzeit Trainer der Weltmeisterelf, drohte der Welt an, wie es weitergehen würde: "Deutschland wird durch die Wiedervereinigung und die Spieler der DDR auf Jahre unschlagbar sein", kündigte er an.
Und irrte. Denn kaum stießen die ersten Spieler aus der ehemaligen DDR-Oberliga zum Kader, war es auch schon vorbei mit den großen Erfolgen. Bei den Weltmeisterschaften 1994 und 1998 reichte es trotz treuer Begleitung durch Fans aus Mitteldeutschland und eine Fahne mit aufmunterndem "Halle/S"-Aufdruck für die Kombination aus Deutschland West und Deutschland Ost gerade noch zu einem Plätzchen im Viertelfinale. Bei der Europameisterschaft war zweimal in der Vorrunde Schluss.
Ostdeutsche, das lehrt die Fußballgeschichte seit 1954, sind einfach nicht für den ganz großen Erfolg gemacht. Beweise dafür sind Legion: Niemals wurde ein ostdeutscher Spieler Weltmeister, niemals gelang einer DDR-Nationalmannschaft bei einer Welt- oder Europameisterschaft auch nur die Annäherung an die Spitzenteams der Welt. Der 1974er Sieg gegen den Klassenfeind aus dem Westen blieb ein singulärer Ausrutscher, verursacht wohl allein durch die statistisch belegbare Tatsache, dass eine deutsche Elf kein wirklich wichtiges Spiel gewinnen kann, wenn ostdeutsche Spieler mit auf dem Rasen stehen.
Ost und West zusammen sind seitdem die Garantie dafür, keinen Titel zu gewinnen. Selbst 1996, als in Großbritannien der Sieg bei der Europameisterschaft gefeiert werden konnte, versuchte der einzige aufgelaufene Ostspieler Matthias Sammer mit einem Foul an Karel Poborský in der 59. Minute alle Weichen auf einen Sieg der Tschechen zu stellen.
Ungeachtet der Fakten ist der Ruf der Spieler aus der alten Spartakiade-Schule der DDR immer noch besser als ihre Erfolgsbilanz. "Von ihren Qualitäten her könnten viel mehr Spieler aus den neuen Bundesländern in der Nationalmannschaft spielen“, glaubt etwa Felix Magath, der sich aus Solidarität mit dem armen Teil Deutschlands schon vor Jahren ein Grundstück in Sachsen-Anhalt zugelegt hat. Viele Spieler aus dem Osten besäßen eine bessere Ausbildung sie seien konditionell, technisch und taktisch gut geschult, analysiert der Erfolgscoach, der aber auch die "Problematik" (Magath) der Ostler erkennt: Die liege „manchmal darin, diese Voraussetzungen umzusetzen“.
Klappt in Vorrundenspielen gut, in Finals aber nie. Je mehr Ostdeutsche in den Farben der Nationalelf aufliefen, umso stabiler schaffte es die Elf in die Nähe eines Titels. Und umso sicherer blieb er ihr am Ende doch versagt. Spielten 1994 noch zwei gebürtige Ostler im Nationaltrikot, waren es 1996 schon drei, 1998 gar fünf und 2000 wie auch 2002 sogar sieben. Danach ging es bergab, denn die Generation, die noch die strenge Zucht ordentlicher DDR-Sportschulen erlebt hatte, kam in die Jahre und nur wenig nach. 2004 standen nur noch drei Ossis im Kader, 2006 noch einmal vier und 2008 sogar fünf - doch die Zeiten, wo der Ostdeutschen-Anteil an der Gesellschaft auf dem Platz mit Sammer, Kisten, Freund, Heinrich, Jancker und Jeremies um 400 Prozent überboten wurde, waren vorüber.
Es sind Rückzugsgefechte zum Wohle des Fußballstandortes Deutschland, die die späte letzte Spartakiade-Generation der Ballack, Fritz, Enke, Adler, Borowski und Huth führt. Während sich Wolfgang Thierse, ostdeutscher Taliban und Straßenblockierer, noch besorgt fragt: "Was wäre die Nationalmannschaft zuletzt ohne die Spieler, die in der DDR ausgebildet worden sind, gewesen?", kommt die Antwort vom Platz "Vielleicht Weltmeister?" Nach dem gefühlvoll inszenierten Rückzug von Robert Enke, dem Verletzungs-Verzicht von Adler und dem leistungsbedingten Rückzieher von Huth hat Michael Ballack als einer von nur noch drei verbliebenen gebürtigen Ostdeutschen im Kader von Jogi Löw mit Hilfe von Kevin Prince Boateng konsequent die Konsequenzen aus der verheerenden Titelbilanz ostdeutscher Fußballer gezogen. Ballack, und das ist eine nationale Tat, hat den Weg frei gemacht für einen Neustart zum Titel.
Wenn Toni Kroos und Clemens Fritz in Südafrika nicht doch noch in die Anfangself berufen werden.
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5 Kommentare:
"Viele Spieler aus dem Osten besäßen eine bessere Ausbildung ... "
Was heißt "bessere" ?
"Im Westen" gab es (im Nachwuchsfußball) praktisch überhaupt keine Ausbildung: "geht´s raus und spuits Fußball." Der westdt. Fußball lebte aus dem Füllhorn der Talente.
Taktik, Spielzüge ... böhm. Dörfer. Das änderte sich erst in den 90igern als der Strom der geburtenstarken Jahrgänge versiegt.
Nebenbei, schon mal darüber nachgedacht, daß das Kommando "SoliArmeeFraktion" dafür gesorgt haben könnte, daß mit Sammer, Schneider, Adler, Ballack z-u-f-ä-l-l-i-g nur ostdt. Kicker schwer verletzt vor Turnieren ausscheiden ?
dahinter steckt m.e. nach der theo 20er, ein ausgemachter regionalist, der den ostdeutschen den 74er sieg bis heute nicht verziehen hat. wahrscheinlich im zusammenwirken mit dem beckenbauer, der das damals nur geäußert hat, weil er ablenken wollte. ich sage nur: eigendorf! enke! mirko egert! möhler! reinhard lauck! und das sind nur die toten.
wenn ich erst von stübner anfange, den sie mit alkoholika kirre gemacht haben, und steffen karl, den sie mit den angeblichen sportwetten reingeritten haben. schlimme verschwörungen überall
Wie war noch gleich der zweite Vorname von Eigentlich-müßte-er-50-Länderspiele-gemacht-haben-Karl ?
Bacardi ?
eisen
http://www.viktoria-einsiedel.de/html/1_mannschaft.php
Hintere Reihe ganz rechts.
Daß man im Hintergrund ein (historisches ?) Gebäude des Einsiedler Brauhauses sehen kann, ist... äh... Zufall.
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