In der Debatte um eine Lehrerfortbildungsveranstaltung, in der Wissenschaftler einen Vergleich von DDR und BRD vornehmen wollten, zeichnet sich eine Annäherung der Positionen ab. Der Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, Innenstaatssekretär Rüdiger Erben (SPD), schließt die von ihm zuvor verbotene Teilnahme von Mitarbeitern der Stiftung und seines Ministeriums an Organisation und inhaltlicher Gestaltung der Tagung nun nicht mehr aus. Bedingung sei, dass das Seminarprogramm überarbeitet werde. Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung von Erben und Johannes Rink, Landes- und Bundesvorsitzender der Vereinigung der Opfer des Stalinismus, hervor. Erben und Vorstandsmitglieder der Vereinigung hatten sich gestern zu einem Gespräch über die Tagung getroffen.
Erben war zuvor in die Kritik geraten, weil er Mitarbeitern der Stiftung und des Innenministeriums untersagt hatte, sich an der Veranstaltung zu beteiligen, bei der Bilder von Margot Honecker (oben links) mit Bildern von Angela Merkel (oben rechts) hatten verglichen werden sollen. Er sehe mindestens sieben Unterschiede, sagte Erben. So sei der Mann hintern den Kindern auf beiden Bildern deutlich gealtert und grau geworden, das müsse man anerkennen. Zudem habe Angela Merkel im Unterschied zu Frau Honecker keine Blumen bekommen.
Er befürchtete dennoch eine Gleichsetzung beider Staaten, das könne die Regierung nicht unterstützen. Die DDR sei von einer korrupten Clique regiert worden, die Staat und Parteien wie ihren Privatbesitz behandelt hätten. In Fernsehen und Zeitungen habe sich nur die Meinung der regierenden Parteien wiedergefunden, jeden Samstagabend hätten handverlesene Staatskünstler mit großen Unterhaltungsshows vom traurigen Alltag abgelenkt, mißliebige Bücher seien verboten gewesen und wissenschaftliche Arbeiten zur Geschichte unterdrückt worden. Als ehemaliger Mitarbeiter der NVA erinnere er sich auch daran, dass die DDR Soldaten im Ausland eingesetzt habe, zudem sei unbestritten, dass sie über das KoKo-Imperium illegal mit Waffen handelte. Die Menschen in der DDR seien überwacht, alle ihre Daten gespeichert worden. Das Bankensystem der DDR sei staatlich gewesen, vermeintlich sei soziale Gerechtigkeit durch Umverteilung geschaffen worden, in Wirklichkeit aber habe aller Wohlstand auf Verschuldung beruht.
Die Bundesrepublik unterscheide sich damit "sehr deutlich" von ihrem ehemaligen östlichen Pendant. "Wir haben mit der Deutschen Bank ein Geldinstitut, das sich in privatem Besitz befinden", hieß es zu Kritikern, die dem neuen Deutschland vorwerfen, es handele sich inzwischen um eine Art DDR 2.0 mit Überwachung, eingeschränkter Meinungsfreiheit und gesellschaftlichem Stillstand. Dem sei nicht so, heißt es in Magdeburg. Der Verkauf von Waffen etwa durch Krauß-Maffei oder Thysssen sei vielmehr ebenso völlig legal wie die Vorratsdatenspeicherung.
Die Gesprächsteilnehmer betonten dennoch, dass der wissenschaftliche Vergleich von Deutscher Demokratischer Republik und Bundesrepublik möglich sein müsse, wenn zuvor bindend festgelegt worden sei, dass eine Gleichsetzung ausgeschlossen ist. Das setze nicht nur eine "unvoreingenommene und differenzierte Betrachtung" voraus, sondern auch ein verändertes Konzept. Liege das vor und sei es von den Vergleichsexperten in seinem Hause geprüft und bewilligt worden, kann sich Erben die Durchführung der wissenschaftlich völlig unabhängigen Tagung "auch in Kooperation mit der Stiftung Gedenkstätten vorstellen". Dazu wäre vorab sicherzustellen, dass Parallelen zwischen beiden Staaten und gleichartige Entwicklungen in beiden Gesellschaften nicht "gleich", sondern anders genannt würden.
Mit einer wissenschaftlichen Veranstaltung vertrage es sich etwa nicht, wenn an der Tagung beteiligte DDR-Nostalgiker wie etwa die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes als "DDR-Nostalgiker" bezeichnet würden. Ebenso sei es nicht zulässig, das von ihm zwischenzeitlich testhalber verhängte Tagungsverbot "Zensur" zu nennen. Zensur sei laut Grundgesetz verboten, deshalb könne es sich bei der von ihm getroffenen Maßnahme schlechterdings gar nicht um Zensur handeln.
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12 Kommentare:
Und er kommt zu dem Ergebnis:
Nur ein Traum war das Erlebnis.
Irgendwann 1997, ´98 sagte ich zu einem Freund - als ehem. Politoffidings der NVA ein 120%-er: "Ihr" wart in der DDR extrem ineffizient, kein Wunder, daß die DDR untergehen mußte. "Ihr" hättet gar keinen Schutz und Schild gebraucht. Bei uns macht man das freiwillig.
Die Schreiberlinge, die Denunzianten, die Studenten-Stasi, die mißliebige Profs "entlarven" möchten ... die sind längst alle da. Man muß sie nur ein bißchen anfeuern !
Aber selbst ich hätte mir nicht träumen lassen, daß wir kurz danach (ab 1999) den *Antifaschistisch-demokratischen Block* einführen ... wobei den Grünen die Rolle der NDPD als *Partei der Sammlung der Alt-Regime-Befürworter* zukommt.
Man kann die DDR aber nicht mit dem heutigen Gesamt-Deutschland gleichsetzen. Früher, in der DDR, dürfte es in jedem Lehrerzimmer drei, vier Spitzel gegeben haben. Heute ist man froh, wenn in einem Lehrerzimmer drei, vier Kollegen keine Denunzianten sind.
es ist immer wieder erschreckend, was man so hört. ringsum
Stimmt, in diesem unserem Lande muß niemand rekrutiert werden, abweichende Meinungen aufzuspüren. So etwas ist Ehrendienst.
die deutschen haben eben aus ihrer geschichte gelernt
Weiß jemand was eigentlich aus der Stasitante, SEDlerin, DDR Staatsanwältin, PDSlerin, heutige Linke und Rechtsextremismusexpertin Gudrun Tiedge geworden? Ist die noch in diesem Stiftungsrat?
nein
... So sei der Mann hintern den Kindern auf beiden Bildern deutlich gealtert und grau geworden, das müsse man anerkennen. Zudem habe Angela Merkel im Unterschied zu Frau Honecker keine Blumen bekommen.
Der wichtigste Unterschied bliebt dabei unerwähnt: Margot ist "um Häuser" bzw. "um Hausecken"(wie der Wiener sagen würde) fescher als IM Erika. Wozu allerdings auch net viel g'hört ...
fFrau Tiedge kümmert sich im Landtag um recht und Gesetz, oder jedenfall sitzt sie in den Auschüssen Inneres und Justiz. Ist alles besten Händen! http://www.landtag.sachsen-anhalt.de/index.php?id=78&tx_exozetgovernment_deputy[id]=134&tx_exozetgovernment_faction[id]=5&tx_exozetgovernment_faction[page]=87&cHash=0e06b9239e
ich dachte vorhin so still bei mir: die frisur von der honeckern ist hübscher als die von der merklen. aber die merklen ist ja auch aus dem westen, während das margottchen hier um die ecke in glaucha aufwuchs. da verstellt einem die landsmannschaftliche verbundenheit schon ein bisschen den blick.
steht das haus eigentlich noch? ihr geburtsthaus, sozusagen?
>> La Penseur:
… und das auch noch im hohen Alter. Und dynamischer auch.
@Friedrich:
Ich will stark hoffen, daß das "La Penseur" nur ein Tippfehler war! Falls nicht, wäre ich gezwungen, Sie in einen Zustand zu versetzen, daß Sie nicht mehr auf "kerngesund.eu" verlinken können.
Und frpechen könnten Fie dann auch nur mehr mit Fwierigkeiten ... ;-)
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