Schon vor dem Anpfiff der erste Treffer: Markus Müller, zuletzt dreifacher Torschütze im Tiefkühlduell gegen Lübeck, zieht aus Nahdistanz ab, der Ball fliegt, die Dame vom Ordnungsdienst hat keine Chance. Eins zu Null in der Schneeballschlacht im halleschen Kurt-Wabbel-Stadion, das seinen letzten Rückrundenstart in alter Gestalt um zwei Wochen verspätet und als eine Art Eistanzveranstaltung erlebt: Null Grad, null Fans der Gäste aus Bremen-Oberneuland, fast null grüner Rasen.
Dafür aber ein Gastgeber, der startet, als wolle er die durch drei ausgefallene Spiele verlorene Zeit aufholen. Vier Minuten nur dauert es, bis Halle zum ersten Mal jubeln darf. Eine Eingabe von Angelo Hauk, der sein Startelfdebüt auf rechts gibt, kann Oberneuland-Keeper Ceglarek nicht festhalten. Hinter ihm steht Thomas Neubert, Halles Fußball-Westernhagen, und köpft zum 1:0 ein.
Danach hätte alles ganz schnell erledigt können. Die Köhler-Elf drückt weiter, Oberneuland wankt. Noch einmal trifft Thomas Neubert, dem bis hierher in 18 Spielen erst vier Treffer gelungen sind. Doch Schiedsrichter Martin Bärmann hört auf seinen Assistenten und entscheidet auf Abseits. Auch Adli Lachleb verpasst, ein Schuss von Kanitz verendet auf dem Weg zum Tor und einen anderen wehrt ein Oberneuländer mit der Hand ab.
Dafür treffen die Gäste. Bei einem der seltenen, aber schnell vorgetragenen Konter wird Patrick Mouaya von seinem Gegenspieler einfach umgestoßen. Unbedrängt geht die Flanke in den Strafraum, Adli Lachleb schlägt den Ball ins Spiel zurück statt auf die Tribüne, von dort geht die rote Kuller wieder auf die Mouaya-Seite, die nächste Flanke findet Banecki und der schießt über Horvat ins Tor.
So war das nicht gedacht mit dem unterkühlten Ergebnisfußball. Als Ronny Hebestreit dann auch noch direkt an der Strafraumgrenze gelegt wird und der Schiedsrichter weiterspielen bedeutet, haben die Zweitausend auf den bröckligen Rängen einen Verantwortlichen gefunden: Amerell ist jetzt der neue Gagelmann und im Wabbel-Stadion vertreten wird er von Martin Bärmann. Mit Pfiffen geht es in die Pause, in der von gleißender Wintersonne bestrahlten Fankurve ziehen sie sich die Leibchen aus und fordern auf einem Plakat "Freiheit für Zaunfahnen".
Ein neues Zeitalter in einer Stadt, deren Jugend früher "Freiheit für Angela Davis" und "Freiheit für Luis Corvalan". Ein neues Zeitalter auch für Thomas Neubert, den aeleganten Fußballarbeiter, der auf dem schneebedeckten Rasen besser zurechtkommt als seine stilistisch beschlageneren Kollegen Pavel David und Niko Kanitz. In der 57. Minute marschiert Neubert allein aufs Oberneuländer Tor zu, er guckt sich den Torwart aus und trifft im Wembley-Manier die Lattenunterkante.
Das Halbzeitspiel der Fanklubs hätte er damit gewonnen, das ist aber schon vorbei. Halle rennt jetzt an, Oberneuland hält dagegen. "Pyrotechnik erlauben" fordert ein Transparent in der Fankurve, die demnächst vielleicht sogar zu realistischeren Forderungen wie "Kinderschändung erlauben" zurückfinden wird. Erstmal kommt Markus Müller für Pavel David, Toni Lindenhahn für Kanitz, dann Neubert in einer seitenverkehrten Neuauflage des 1:0zum Kopfball: Auf links läuft Lindenhahn durch, Oberneulands Torwart segelt vorbei, ein Abwehrspieler bringt den Ball nicht zum Weg- sondern nur zum Hochspringen. Und dort oben wartet der schlacksige Fußballgott, der ihn mit dem ganzen Körper über die Linie drückt.
Der Rest ist Bibbern um die Punkte, eine Viertelstunde Bangen, in der noch viel hätte passieren können, in der aber ausnahmsweise mal nichts weiter passiert. Bärmann, der zuvor bei keinem Foul zur Karte gegriffen hatte, zeigt noch zwei Gelbe wegen Ballwegschlagens, Hauk verzieht, Neubert verstolpert, Müller verköpft. Dann ist es geschafft, Sieg, drei Punkte, zurück auf Platz drei.
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1 Kommentar:
Glückwunsch zum Sieg. Wie mir zu Ohren kam wird die Wabbel-Ruine einer sainsonlangen Transformation zum Schmuckkästchen zugeführt. Glückwunsch auch dazu. Während dieser Maßnahme stellen wir euch selbsverständlich gerne die Red Bull Arena in einer nahegelegenen und befreundeten Großstadt zur Verfügung. Allein die Vorstellug eines "sicherheitsrelevanten" Derbys zwischen HFC und Magdeburg lässt das Epizentrum der ewigen Fanfreudschaften schon jetzt dahinschmelzen. Leipzig freut sich !!
Seht bitte zu das ihr das Starensemble aus Babelsberg noch hinter euch lasst. Ansonsten wird es nächste Saison wieder nichts mit dem Aufstieg und ihr müsst zwischen der WM-Arena und einem Nebenplatz in Hanoi hin und herpendeln.
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