Mittwoch, 11. November 2009

Mannichl: In Luft aufgelöst

Acht Wochen drehte sich die Republik wie im Hamsterrad, was Uniform trug, suchte nach einem Riesen mit grüner Gesichtstätowierung, die gute alte Erzwingungshaft wurde wiedereingeführt und ein bayerischer Innenminister entdeckte eine neue Qualität rechtsextremer Gewalt, wo noch gar kein Täter gefunden war.

Der Fall Mannichl, der dann später nach Ansicht der Qualitätszeitung "Die Welt" "immer dubioser" wurde, brachte 1500 Hinweise, zwei Verhaftungen und 2000 Befragungen, Spuren führten nach Österreich und Ermittlungsführer wurden abgelöst, der riesige Schlangentattoo-Nazi, der Mannichl mit dessen eigenem Lebkuchenmesser niedergestochen hatten, tauchte jedoch nirgendwo auf. Traurig zog ein Teil der Sonderkommission Lebkuchenmesser, die vier Wochen nach der Tat begonnen hatte, im Schneematsch Zigarettenkippen des mutmaßlichen Täters zu sammeln, zurück an ihre normale Arbeit. Alois Mannichl wurde schnell wegbefördert aus der Polizeidirektion, in der er mannhaft den "Kampf gegen rechts" organisiert hatte. Und im Sommer dann, aber das notierte schon niemand mehr, löste sich der Rest der Sonderkomission Lebkuchenmesser auf.

Die letzten 20 Mann der ehemals 50 Ermittler umfassenden Sonderkommission gingen zurück in ihre Dienststellen beim Münchner Polizeipräsidium und im Bayerischen Landeskriminalamt. Letztes Fazit: Es werde eine geplante Tat einer politischen Organisation ausgeschlossen, ebenso wie eine Beziehungstat. Eventuell, so hieß es, sei der Täter Österreicher gewesen, deshalb habe man ihn nicht finden können. Möglich wäre es auch, er hat sich nach der Tat sofort in Luft aufgelöst.

Eine Verurteilung im Zusammenhang mit dem Attentat gab es aber immerhin doch noch: Manuel H., „Führungskader“ der „Freien Nationalisten München“, war von einer Mannichl-Nachbarin am Tattag in Passau gesehen worden und wurde deshalb in Haft genommen. Bei der Wohnungsdurchsuchung fand die Polizei zwar kein Lebkuchen-, aber ein verbotenes Butterfly-Messer und dazu „kinderpornographische Darstellungen“ und „tierpornographische Abbildungen“. Manuel H. wurde nicht wie von den Freien Nationalisten ("Todesstrafe für Kinderschänder") gefordert hingerichtet, sondern zu einer Geldstrafe von 800 Euro verurteilt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich habe ihn gefunden!

http://www.flickr.com/photos/mikaelzellmann/4089873380/in/set-72157622767900822/

nwr hat gesagt…

Tja, die Meinungskarawane zieht mit großen Lebkuchenstiefeln weiter.