Halb ziehen sie ihn, halb sinkt er hin: In Spiel eins nach dem Ende der weltrekordverdächtigen Auswärtsserie des Halleschen FC hat ausgerechnet Abwehrchef Adli Lachheb die rundum ausgerufene Krise weggeschossen. Nach einem schönen Strafraumdurchbruch von Regisseur René Stark drückt der Tunesier den Ball in der 30. Minute fast von der Torauslinie ins Netz. Fünf Minuten später legt Kapitän Nico Kanitz nach: Den Elfmeter, den der Schiri nach einem zarten Foul an Pavel David verhängt hat, schmettert der "Dicke" kompromißlos in die Maschen.
Bis dahin war Tennis Borussia nur durch die drei Dutzend mitgereiste Fans und den überengagiert über den Platz hetzenden Stürmer Landu-Tubi aufgefallen. Gerade zweimal schaffen es die Violetten bis zur Halbzeitpause in die hallesche Hälfte, Torchancen hatten sie dank eines konzentriert zu Werke gehenden Gastgebers, bei dem erstmals in einem Heimspiel wieder die Betonabwehr aus der letzten Saison begann, keine. Überlegt schieben sich die Rot-Weißen die Bälle zu, die Geld-Schwarzen kommen immer zu spät. Bis zum Pausenpfiff hätte es nach Spielanteilen gerechnet eigentlich 4:0 stehen müssen.
Kaum aber lässt der Regen nach, der das HFC-Spiel bis dahin flüssig gemacht hatte, ist auch der Spielfaden wieder weg. Wie noch jedes Mal in der jungen Saison gehen die Bälle quer statt nach vorn, Kanitz läuft sich ebenso wie Außenverteidiger Benes lieber trotzig fest als abzuspielen, Finke, dem Trainer Köhler seit Wochen beharrlich den Vorzug vor dem erfahrenen Görke gibt, kann ohnehin nur defensiv. Immerhin: Nachdem der von Lachheb und seinem fehlerlos spielenden Innenverteidigerkollegen Christian Kamalla immer wieder mit aufreizenden Abspielen provoziert Landu-Tubi nach einem gegen Philipp Schubert verlorenen Zweikampf über den halben Platz hechtet, um Ballverteiler Stark umzusensen, ist es wenigstens hier soweit. Der aufgeregte TeBe-Stürmer sieht, wie von allen 2400 Zuschauern außer dem Berliner Trainer seit einer Viertelstunde erwartet, Gelb-Rot.
Der HFC aber ist derzeit eine Mannschaft, die das Unerwartete tut. In Unterzahl in Führung gehen, in der Nachspielzeit Punkte verschenken, beim schwächsten Auswärtsgegner seit Monaten zum ersten Mal seit 2007 verlieren, die Verteidiger plötzlich Tore schießen lassen, das ist Programm. Doch gegen eine schon mit elf Mann hilflos wirkende Berliner Mannschaft in Überzahl noch zwei, drei Tore nachlegen, das gelingt natürlich nicht. Auch der von Trainer Sven Köhler wie stets zwischen 65. und 75. Minute vorgenommene Wechsel von Müller zu Neubert, dem Westernhagen des deutschen Fußballs,und David und Hebestreit zu Hauk und Aydemir bleibt wirkungslos. Das Spiel stolpert lendenlahm Richtung Abpfiff und fällt erleichtert zu Boden, als es dort ankommt. Endlich mal zu Null gespielt. Tabellenspitze wieder in Reichweite. Die Tribüne applaudiert: Krise? Welche Krise?
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