Erst hatte er nur Sekundenbruchteile, die nicht einmal reichten, nach der "Schuhgröße des Täters" (Alois Mannichl) zu schauen. Dann fiel dem Passauer Polizeipräsidenten doch noch ein, dass er seinen Attentäter mit in der Brust steckendem Lebkuchenmesser bis auf die Straße hinaus verfolgt habe. Knapp zwei Monate nach dem Messeranschlag, der nach dem Willen von Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer eine "völlig neue Qualität rechtsextremistischer Gewalt" (Innenminister Hermann) markieren sollte, ist der Fall dennoch im Begriff, dem Vergessen anheimzufallen.
Nur aus Österreich, durch die Aussage des Opfers, der Täter habe unter Umständen eine Art "österreichischen Akzent" gesprochen, zum zweiten Mal in der deutschen Geschichte Ausgangspunkt von rechtem Terror über Ländergrenzen hinweg, kommen noch Neuigkeiten. Oberösterreichs Sicherheitsdirektor Alois Lißl verriet jetzt eine bislang völlig unbekannte neue Variante, wie es eigentlich vielleicht gewesen sein könnte. „Als ich Mannichl im Spital besuchte, hat er mir erzählt, dass er minutenlang mit dem Täter im Vorgarten seines Hauses gekämpft hatte“, sagte Lißl. Zwar hat Mannichls Haus keinen Vorgarten (siehe oben), aber was erzählt man nicht alles, wenn man gefragt wird.
In der 50-köpfigen Sonderkommission Lebkuchenmesser, die anfangs "mit Hochdruck" (Bild), seitdem aber nur noch "in aller Ruhe" (Pressesprecher) nach dem Täter fahndet, geht die Arbeit denn auch flott voran. Die Alibis von Familienmitgliedern und Nachbarn hätten sich allesamt bewahrheitet, meldet Nachrichten.at. Erstaunlich sind die völlig neuen Fahndungsmethoden, die das offenbar im rechtsfreien Raum des übergesetzlichen Notstand handelnde Sondereinsatzkommando anwendet: Anhand von "Handypeilungsdaten" seien "Bewegungsprofile" aller Verwandten und Bekannten Mannichls erstellt worden, deren Alibis damit bestätigt werden konnten.
Woraus sich schließen lässt, dass die Erklärung der Bundesregierung zum Vorratsdatenspeicherungsgesetz, es würden natrülich keine Bewegungsprofile von Telekommunikationskunden angelegt, ebenso glatt gelogen war wie mindestens zwei der drei Schilderungen des Tatablaufs, die Alois Mannichl inzwischen zum Besten gegeben hat.
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