Sie schätzen und schätzen und schätzen und sicher ist bei allen Schätzungen nur, dass sie sich am Ende stets verschätzen. Gegen die Tätigkeit der geheimnisvollen Riege der deutschen Steuerschätzer ist Voodoo-Zaubern eine exakte Wissenschaft: Wenn der illustre Kreis wie heute verkündet, Bund, Länder und Kommunen könnten sich trotz Finanz- und Konjunkturkrise auf höhere Steuereinnahmen freuen als bisher gedacht und dann eine Zahl von "zwischen 561,8 und 561,9 Milliarden Euro Steuereinnahmen" hinterherschiebt, steht traditionell felsenfest: Die wahre Zahl wird ober - oder unterhalb liegt, keinesfalls aber auch nur in der unmittelbaren Nähe der wissenschaftlich errechneten.
Da macht es auch nichts, dass die Steuerschätzung in diesem Jahr "wegen der Unwägbarkeiten durch die weltweite Finanz- und Konjunkturkrise besonders schwierig" war. Danebenliegen können die Experten auch ohne Krise, das haben sie in den vergangenen Jahren mit traumwandlerischer Zuverlässigkeit nachgewiesen (siehe Grafik): Mit angenommenen Wachstumsraten von 2,8 bis 3,7 Prozent kamen sie vor zwei Jahren noch heraussprudelnde 555 Milliarden. Bei einer derzeit geltenen Wachstumsprignose von 0,5 Prozent werden es nun sogar 561 Milliarden sein.
Vooddoo ist exakte Wissenschaft, Steuerschätzung hingegen großes Illusionskino. Weil falsche Zahlen aber die einzigen sind, mit deren Hilfe sich der jeweils kommende Bundeshaushalt planen lässt, stört das niemanden weiter. Wie hoch die Steuereinnahmen wirklich sind, weiß man ja sowieso meist nicht mal nachher so genau: Im März 2007 hatten die Steuerschätzer 514 Milliarden Steuereinnahmen vorausgesagt, im Mai wurde die Prognose noch einmal kräftig auf 534 Milliarden erhöht, im Januar wurden für das abgelaufene Jahr dann tatsächliche Einnahmen von 495 Milliarden gemeldet. Und im August wurde diese Summe auf 493 Milliarden nach unten korrigiert.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen