Es sollte nicht weniger sein als "die präziseste Kalkulation der Folgen des Klimawandels", die Forscher des Hamburger Max-Planck-Instituts (MPI) für Meteorologe nach jahrelanger Rechenarbeit vorlegten. Im Auftrag der Bundesregierung erstellt, behauptete das Papier, "in nie erreichter Genauigkeit" (Spiegel) und auf einzelne Regionen aufgeschlüsselt voraussagen zu können, wie sich das Klima bis ins Jahr 2100 verändert.
Wie fragwürdig dieses Versprechen wirklich ist, wird allmählich deutlich. Denn zwar verweisen die MPI-Forscher stolz auf einem "Großcomputer, der mehrere Räume des Max-Planck-Instituts in Hamburg füllt" und für jede Minute der kommenden 92 Jahre drei Szenarien errechnet habe, wie sich das Klima verändern könnte. Beachtet wurden dabei Einflußgrößen wie Niederschlag, Vegetation und Bodenbedeckung, denn diese, so schreiben die Forscher, beeinflussen natürlich die Klimaentwicklung. Richtig überzeugend klingt das Ganze, wenn die Forscher ausführen, es handele sich hier um ein "dreidimensionales hydrostatisches regionales Klimamodell", das ein "atmosphärisches Zirkulationsmodell" sei, welches "die relevanten physikalischen Prozesse dynamisch berechne" und dabei "insbesondere nicht-lineare Zusammenhänge" berücksichtige.
Das schönste Programm aber kann natürlich nur mit den Faktoren rechnen, die ihm eingegeben werden. Und da haben die Max-Planck-Forscher im Bezug auf die Klimaentwicklung in Mitteldeutschland einfach mal das Wichtigste vergessen: Ihr Modell berechnet das Klima nach Niederschlag, Vegetation und Bodenbedeckung, wie sie heute sind. Und unterschlägt dabei, dass in Sachsen. Thüringen und Sachsen-Anhalt mit dem "Leipziger Neuseenland", dem Geiseltalsee, der Goitzsche und den gefluteten Lausitzer Braunkohlengruben in den nächsten 20,30 Jahren eine Wasserfläche von mehr als 200 Quadratkilometern neu entstehen wird. Der Zwenkauer See wird mit seinen knapp 1.000 Hektar Wasserfläche zu den 50 größten Seen Deutschlands zählen, der Markkleeberger See ist mit 252 Hektar noch einmal ein Viertel so groß. Allein rings um Leipzig entstehen Seen mit einer Wasserfläche von künftig zusammen 120 km², davon werden 24 größer als 1 km². Größter See der 175 km² großen Wasserlandschaft, die aus gefluteten Braunkohletagebauen besteht, wird mit einer Fläche von 18,4 km² der Geiseltalsee südlich von Halle werden, der dann der größte künstliche See Deutschlands sein wird.
Aber Max Planck braucht kein Wasser, um in die Zukunft zu sehen. Nach dem Max-Planck-Modell werden "die Sommerniederschläge in Nordost-Deutschland besonders stark" zurückgehen - ungeachtet aller absehbaren Veränderungen des Mikroklimas durch die neue Seenlandschaft. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts erwarten die Präzis-Prognosten im Vergleich zu heute deshalb ein Minus von bis zu 30 Prozent bei den Sommerniederschlägen.
Am See selbst wird anders geplant: "Durch die riesigen Wasserflächen wird sich das lokale Klima nachhaltig ändern und dem ähneln, welches am Bodensee herrscht", sagen Forscher der Universität in Halle voraus. Wie der Baikalsee in Sibirien könnte die neue mitteldeutsche Seenlandschaft das durch den Harzschatten traditionell trockene Klima in der Region genau in die entgegengesetzte Richtung drücken: Die Sommer am Baikalsee etwa bringen wegen der höheren Verdunstung bei höheren Temperaturen derzeit mehr als zehnmal soviel Regen wie die Winter.
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