Mittwoch, 6. August 2008

Von Säuen und Stichflammen

Die Themen kommen und gehen, die Aufregung hält immer nur einen Moment, schon wenig später ist die "Karawane"(Helmut Kohl) weitergezogen, um die nächste Stichflamme aus einem trockenen Holz zu schlagen. Axt im Wal.de hat sich die Mühe gemacht, Aufstieg und Fall der "Debatte um Jugendkriminalität" (HZ)nachzuzeichnen, die Anfang des Jahres für ein paar Wochen ganz Deutschland in Atem hielt. Seitdem aber nie wieder hat von sich hören lassen. Das Ergebnis ist erstaunlich, weil genau so, wie zu erwarten war: Als Medien waren nicht nur willige Verstärker politischer Parolen, sondern deren eifrige Fortschreiber.

Wir borgen die Grundthesen von AxtimWal.de, den Rest gibt es
hier:

Nehmen wir einfach mal die Suche nach Artikeln, die zum Stichwort „Jugendkriminalität“ ausgespuckt werden, am Beispiel von faz.net und sueddeutsche.de (bei den anderen Zeitungen - ich habe mir noch taz und Die Welt angesehen - sieht es nicht anders aus). Und zwar vergleichen wir drei Zeiträume, nämlich vom 20.12.07 bis zum 27.1.08 (also dem Zeitraum zwischen dem U-Bahn-Überfall und den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen) und dann noch als Vergleichszeiträume die fast zwölf Monate davor (also vom 1.1.07 bis zum 19.12.07) und die Anzahl der Berichte danach bis heute (also vom 28.1.08 bis zum 30.6.08)

Die Suche in den Onlineausgaben ist freilich recht grob (da Artikel aus Print- und Onlineausgabe zusammengeworfen werden), die Ergebnisse aber überwältigend genug, um dennoch eine deutliche Sprache zu sprechen:
Vom 1.1.07 bis 19.12.07 liefert die Suche bei sz 11 Ergebnisse, bei faz 4, in den Wochen des Wahlkampfs sind bei sz 90, bei faz 92 zu finden und in den vergangenen 5 Monaten sehen wir bei sz 35, bei faz 36. Das heißt, in den gerade einmal 5,5 Wochen vor den Landtagswahlen sind 182 Beiträge zu finden, in den insgesamt 72,5 Wochen davor und danach dagegen zusammen nur 86. Im Schnitt wurden also in der Zeit des Wahlkampfs pro Woche 33 Artikel veröffentlicht, in den Monaten vor dem U-Bahn-Überfall nur 0,3 und in den Monaten danach nur 3,2 pro Woche. Von einem der Sensibilität dieses Themas angemessenen Umgang seitens Politik und Medien kann man also kaum reden.

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