Der Skandal um den Handel mit Verbraucherdaten ist offenbar noch weitaus größer als bislang angenommen. Nachdem der Bundesverband der Verbraucherzentralen in einer Weiterdrehe der Ursprungsgeschichte Daten von sechs Millionen Bundesbürgern päsentierte, die bei Internet-Scheingeschäften erworben wurden, deckten Privatdatenschützer jetzt auf, dass auch große Firmen, an denen die Bundesregierung direkt beteiligt ist, in den gewerbsmäßigen Handel mit privaten Adressdaten verwickelt ist.
In einem "Telefonbuch" genannten Verzeichnis, dass die ehemalige Staatsfirma Deutsche Telekom alljährlich über die Filialen der ehemaligen Staatsfirma Deutsche Post kostenlos verteilen lässt, finden sich offenbar nicht nur nahezu achtzig Prozent aller 56 Millionen deutschen Telefonanschlüsse, sondern zu jeder einzelnen Nummer auch private Namen und detaillierte Wohnadressen. Die Daten, die auf DVD und CD-Rom auch rege gehandelt werden und teilweise sogar auf ungeschützten Internetseiten auftauchen, stammen offensichtlich überwiegend aus den Datenbanken der Deutschen Telekom, an der der Bund bis heute mehr als ein Drittel der Anteile hält. Es sei "kein großer Akt" gewesen, an diese Daten heranzukommen, zitieren die aus rein privatem Engagement handelnden Datenschützer den Satz eines Sprechers der Verbraucherzentralen, mit dem der zuvor stolz den erfolgreichen Ankauf von nur sechs Millionen Datensätzen kommentiert hatte.
Die Debatte um den Daten-Missbrauch war durch den Diebstahl von 17.000 Datensätzen ausgelöst worden, die offenbar ursprünglich von der "Süddeutschen Klassenlotterie" stammten. Diese Daten aus einem Call-Center waren von einer Firma in Nordrhein-Westfalen weiterverkauft worden. Über den Käufer der Dtensammlung ist nichts bekannt, es soll sich jedoch diesmal nicht um das Bundesfinanzministerium handeln, das zuletzt ein erfolgreiches Gebot für eine illegale Datensammlung aus Liechtenstein abgegeben hatte.
UPDATE: Vier Stunden nach PPQ steigt jetzt auch unser kleiner Lieblingsbruder dpa in die Telefonbuchenthüllung ein:
Auch Telekom-Kunden sollen von Datenhandel betroffen sein
Der Skandal um illegal gehandelte Kundendaten zieht immer weitere Kreise. Dem Bundesverband der Verbraucherzentralen wurden sechs Millionen Datensätze angeboten, davon vier Millionen mit Kontonummern. In Kiel tauchte eine neue CD mit mehr als 130 000 illegalen Datensätzen aus Call-Centern auf. Nach Recherchen der NDR/WDR-Sendung «Kriminalreport» sind auch Kunden der Deutschen Telekom vom illegalen Datenhandel betroffen. Daten- und Verbraucherschützer sowie die Kripo forderten schärfere Sanktionen.
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1 Kommentar:
und ich habe mich schon vor sieben jahren gefragt, woher die gez wusste, dass ich ein auto habe, mit einer frau unverheiratet zusammenlebe und wo ich arbeite.
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