Kaum bietet ein Fernsehsender mal wirkliche Qualität statt dumpfem Gequatsche, kaum bringt er durchweg ambitionierte Eigenproduktionen statt teuer eingekaufter US-Meterware. Gedopten Radstramplern und abgekartetem Bundesliga-Fußball, schon stehen die angeblichen Medienwächter auf dem Teppich, um der Oase der Entschleunigung im Ozean des TV-Unsinns den Strom abzudrehen.
Das droht auch Thomas G. Hornauers fabelhaftem Freiheitssender Kanal Telemedial, einem Leuchtturm moderner Fernsehunterhaltung, der wahrscheinlich deshalb auf der Frequenz des Kinderkanals sendet. Nächtelang hat uns des eigenartigen Zausels krauses Gerede informiert und über die Traumata des Alltags geholfen. Wenn der Erz-Komödiant Hornauer mit seinen niemals auch nur im entferntesten illustren Studiogästen verquere Lieder sang, stimmten wir ein; wenn er uns riet, ihn anzurufen, hielten wir den Hörer schon in der Hand, um uns raten zu lassen, wir sollten uns doch besser umbringen, wenn wir schon so viel zu jammern hätten.
Das war Klartext in der Antithese zu Sabine Christiansen und Anne Will, das waren Melodien, wie wir sie noch nie gehört hatten. Und wie wir sie, geht es nach dem Willen der Landesmedienanstalt Schleswig-Holstein, in Zukunft auch nicht mehr hören sollen. Nachdem der Fernseh-Rebell mit dem Gaga-Faktor kürzlich seine österreichische Sendelizenz verlor, weil er nicht wie vorgeschrieben aus Österreich, sondern aus Deutschland sendet, will die Landesmedienanstalt jetzt feststellen, dass es sich beim Kanal Telemedial um genehmigungspflichtigen Rundfunk und nicht um einen zulassungsfreien Mediendienst handelt.
Was auch immer das aussagt, es bedeutet, dass Hornauer einen Zulassungsantrag stellen oder sein vor allem bei schmerzfreien Menschen beliebtes Programm umbauen müsste, damit es nicht mehr als "Rundfunk" im Sinne absurder deutscher Gesetze gilt. Jetzt, so hat die Landesmedienanstalt festgestellt, enthalte das sinnfreie Programm "zuviele informierende Bestandteile".
In Deutschland eine Sendelizenz für Rundfunk zu erhalten, dürfte für den Seelentrommler und Teilzeitgitarristen Thomas Hornauer nicht leicht werden. 2004 hatte ihm die Landesanstalt für Kommunikation (LFK) in Baden-Württemberg schoneinmal die Sendelizenz für einen Regionalsender entzogen, daraufhin erst war der beinharte Naturkomiker nach Österreich ausgewichen.
Seinen Abgang hat er jedenfall schon geprobt: Am letzten Abend vor dem Entzug der Österreich-Lizenz stand er da auf Telemedial, Horni, ein Mann wie eine lebende Stoffpuppe, und wehklagte, sie wuerden um null Uhr abgeschaltet und dass er nicht wisse, was nun mit allen werden solle. Dann wurde sich umarmt. Dann wurde das Bild
schwarz. Dann ging das Bild wieder an und... da stand Horni, in einem farbenfrohem Sakko, blinzelte frech in die Kamera und sagte: "So, hallo, hier ist "Primetime TV", ab jetzt taeglich esoterische Lebenshilfe auf dieser Welle."
Er hatte sie alle gefickt. Mit einem Fahnenmast. Zumindest vorübergehend.
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1 Kommentar:
der typ ist cool. die eigene bescheuertheit zum markenzeichen zu machen, hat nicht einmal dieter bohlen in dieser perfektion hingekriegt.
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