Freitag, 6. Juni 2008

Hobbyhuren am Totenbett

Ehe das Internet untergeht, wie es namhafte Experten hier bei PPQ seit Jahr und Tag trotzig vorhersagen, richtet es offenbar erst einmal noch einige andere angesehen Wirtschaftsbranchen zugrunde. Portfolio.com
analysiert die Lage der Porno-Industrie, der Billig-Seiten wie Youporn das Geschäft verhageln wie es eine weltweite Impotenz-Epidemie auch nicht besser könnte. Nur neun Monate nach dem Start des Youtube-Clones für Schmuddliges hatte YouPorn schon rund 15 Millionen Besucher, seitdem stieg die Zahl der Nutzer, die für handgemachte und garantiert nicht professionell bearbeitete Filmchen von Nora und Frank keine zehn Euro zahlen möchten, monatlich um bis zu 37,5 Prozent. Heute, keine zwei Jahre später, ist YouPorn die größte Sex-Seite der Welt. YouPorn’s Alexa-Rang ist höher als der von CNN.com, für die Sex-Angebote der Seite interessieren sich jeden Tag mehr Leute als für die Vorhersagen von Weather.com.

Dabei kommen nur zwölf Prozent der Seitenbesucher aus den USA, wie Stephen Paul Jones weiß, gemeinsam mit dem jungen Malaysier Zach Hong Besitzer der YouPorn-Plattform. Gerade in China, angeblich von einer himmelhohen Firewall abgeschottet, sei Youporn sehr beliebt.

Der Erfolg der beiden Gründer, die in Wirklichkeit anders heißen, aber anonym bleiben wollen, ist zugleich das Totengebet für die etablierte Porno-Industrie. Nicht nur das alte Schmuddelkino am Bahnhof stirbt aus, auch die großen Hersteller von professionellen Hochglanz-Erwachsenen-Videos stöhnen unter der Konkurrenz von billig zusammengeschnurrten privaten Sex-Filmen. Die DVD-Verkäufe etwa, jahrelang das finanzielle Rückgrat von Platzhirsch Vivid und seinen Konkurrenten Wicked Pictures, Evil Angel, Digital Playground, Red Light District, Penthouse Media Group und Hustler sanken seit 2004 um 50 Prozent.

Für die Porno-Produzenten sind Hobbyschlampen und Freizeit-Pornstars das, was Tauschbörsen für Plattenfirmen und Ebay für Zeitungskleinanzeigen waren. Zuletzt hat Stephen Paul Jones zwar versucht, YouPorn an das alte Sex-Schlachtschiff Vivid zu verkaufen. Dessen Führungsetage aber wollte die Seite nicht haben, aus Angst vor illegale Filmen in der Datenbank und "weil wir keine Ahnung haben, wie wir damit Geld machen können".

Keine Kommentare: