So viele haben es versucht, mit Discostampf und Heavyrock, Damenstimme und Blödelchor. Einmal einen EM-Hit schreiben, das wäre es, dachten sich Auftragssänger wie Shaggy, Christina Stürmer, Oliver Pocher und andere Ton-Deppen. Keine Plattenfirma versäumt es, ihre Kopplung EM-Hits auf den Markt zu werfen, immer ist "Nur ein Rudi Völler" dabei und natürlich "Ohne England fahrn wir zur EM".
Wenn es ernst wird, kommt aber dann alles ganz anders, wie schon die Sportfreunde Stiller zur WM 2006 bewiesen, deren sportlicher Mathereim "54, 74, 90, 2006" alle angeblich offziellen Hymnen vergessen ließ.
Diesmal weiß die Band, die den Stadionhit 2008 geliefert hat, wahrscheinlich nicht einmal etwas davon. Statt Allemanns "Allemann", das funktionärsfeiertaugliche "Can You Hear Me“ von Enrique Iglesias oder die grausigen Werke von Mickie Krause, Olaf Henning und Christina Stürmer zu intonieren, haben sich die Kurven in Bern, Basel und Wien entschieden: Sie singen das Stück "Seven Nation Army" von den White Stripes.
Das hatten die italienischen Fans schon bei der WM 2006 angestimmt, später übernahmen es die Fans von Olympique Marseille in ihr Standardrepertoire. Bei der EM ist der fünf Jahre alte, rudimentär melodische Blueskracher nun wieder da. Die Italiener singen ihn immer noch, zumindest so lange sie Anlaß zum Singen haben. Die Deutschen haben ihn übernommen, die Holländer feierten damit ihren Sieg über Italien.
Im Spiel gegen Griechenland adaptierten ihn schließlich auch die geschmackssicheren Schweden, um sich die Langeweile zu vertreiben. Traurig für die vielen Fließbandkomponisten, die doch alle Hymnen-Zutaten im richtigen Verhältnis gemischt hatten. Und nun von der groben chorischen Umsetzung der Basslinie eines Indie-Hits überrollt werden.
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