Sonntag, 30. März 2008
Tibet: Sport ist Mord
Erstaunlich, wie einfach sich die Welt verbessern lässt. Weil das chinesische Vorgehen gegen randalierende Mönche in Tibet von Cuxhafen und Potsdam-West aus betrachtet gar nicht in Ordnung ist, sollen die Chinesen jetzt mit Deutschlands härtester Waffe geschlagen werden: Daniel Cohn-Bendit, vor zwei Jahren noch einsamer Verfechter eines WM-Verbots für die iranische Fußball-Nationalmannschaft, ruft heuer donnernd zum Olympiaboykott gegen Peking.
Ohne die gefürchteten Diskuswerfer, Ruderer und vorlauffüllenden Leichtathleten aus der Bundeswehr-Sportkomanie nämlich wird Olympia in China zwangsläufig zur Farce, ein Fest des Sports ohne Sportler, ein Medaillenverschenk-Event ohne die wahren Favoriten im Luftgewehr, Kugelstoßen und Bahnraddoping.
So bleibt das Hauptgeschäft von allen öffentlich vorgeführten Menschenrechtsbedenken unberührt. Waren im Wert von 48,8 Milliarden Euro hat Deutschland zuletzt aus China bezogen, gleichzeitig exportierten deutsche Firmen Güter im Wert von
27,5 Milliarden. Euro ins Reich der Mitte. Deutschland ist Chinas größter europäischer und sein sechstwichtigster Handelspartner weltweit, nach dem Willen der stets um die Einhaltung der Menschenrechte vor allem in Tibet besorgten Bundesregierung soll sich der Umfang des Handels bis 2010 auf etwa 100 Milliarden Euro verdoppeln.
Wegen des großen Ziels ist folglich nur Sport wirklich Mord: Investieren in China ja, konsumieren in China ja, verkaufen an China natürlich auch. Nur um die Wette kugelstoßen, das geht gar nicht.
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